Dead Like Me Season 1
Laufzeit: ca. 600 Minuten
Genre: Fantasy / Comedy
Regie: David Grossman u.a.
Darsteller: Ellen Muth, Callum Blue, Mandy Patinkin
Gesehen auf: Deutsch / Englisch
Inhalt:
Georgia »George« Lass wirft ihr junges Leben weg. Sie hat frisch das College abgebrochen und hängt nun nur noch beschäftigungslos zuhause herum. Als ihre Mutter sie zur Arbeit scheucht, wird sie von der herabstürzenden Klobrille einer alten Raumstation getroffen und getötet. Doch tot bleibt sie keineswegs, denn fortan fristet sie ein Dasein als Seelensammler und muss die Seelen von Menschen aus ihrem Körper entfernen, wenn – oder am besten noch bevor – diese sterben.
Kritik:
Die Serie ist großartig und ich schäme mich fast, noch nie zuvor von ihr gehört zu haben! Derartig viel schwarzer Humor und so wundervoll abgedrehte Figuren habe ich selten erlebt und wahrscheinlich noch nie in dieser Qualität.
Die ganze Geschichte um die Seelensammler ist eher flach und mehr oder weniger bereits abgedroschen – als neu kann man die Idee zumindest nicht bezeichnen, aber einige neue Ideen lockern das Ganze wunderbar auf. So wird der Tod z.B. als reine Bürokratie abgetan, der verwaltet, organisiert und abgearbeitet werden muss. Auch der Faktor, die Seelen vor ihrem eigentlichen Tod aus ihrem Körper zu entfernen, damit sie in ihrem nächsten Leben nicht entstellt sind, hat mir sehr gefallen und die Figuren in der Serie einige Male vor bizarre Situationen gestellt.
Wo wir auch direkt bei den Figuren wären, die das absolute Juwel der Serie sind. Nicht nur die Hauptfiguren, also die Seelensammler, die sich Tag für Tag im deutschen Waffelhaus treffen sind geradezu genial gezeichnet und vor allem auch gespielt, sondern vor allem Nebenfiguren wie Delores Herbig, as in "her big brown eyes" (die in der deutschen Übersetzung Diemit, wie in »die mit den großen braunen Augen« heißt) oder die Sekretärin Crystal machen eine Menge des Humors aus. Das Tolle an ihnen allen ist, dass sie ziemliche Extreme darstellen und viel zu abgedreht sind, als dass man sie wirklich ernst nehmen könnte. Die Hauptfigur George alleine schon, mit ihrer äußerst stark ausgeprägten phlegmatischen Ader, die immer ein Schmollgesicht zieht, dementsprechend monoton redet und auch vor so ziemlich jedem Satz ein paar Sekunden nachdenken muss. Dann mein Lieblingsseelensammler Mason, stets auf Drogen, unbekümmert, immer gut drauf und durch nichts aus der Ruhe zu bringen – sieht man von der Flughafenszene ab – und die strenge Politesse Roxy, die man eigentlich nie ohne ihren lächerlichen Hut herumlaufen sieht. Etwas geärgert hat mich, dass Rebecca Gayheart als Betty schon so früh ausgeschieden ist und durch die nervige Daisy Adaire (Laura Harris) ersetzt wurde, der ich absolut nichts abgewinnen kann – ich finde sie kein Stück unterhaltsam. Sogar die junge George in den Flashbacks spielt die Rolle für ihre paar Jahre ausgezeichnet und brachte mich sehr häufig zum Lachen – am meisten Luft hat mir aber definitiv Delores geraubt. Die Figur ist einfach die abgedrehteste von allen mit ihrer merkwürdigen guten Laune und Fürsorge. Eine der tollsten Serienfiguren überhaupt! Genau wie die stämmige Kellnerin im Waffelhaus, die in der deutschen Version einen derart amüsanten bayrischen Akzent hat, den man in der englischen Ausgabe nur vermissen kann. Überhaupt sind die deutschen Synchronstimmen perfekt ausgewählt und übertreffen ihre Originale um Weiten.
Zudem ausschlaggebend für den meist schwarzen Humor sind natürlich die Dialoge und Situationen. Situationen, in denen George Skrupel hatte den Menschen ihre Seele wegzunehmen und sie dann erst in der Leichenkammer »aufwachen«, komplett obduziert und deswegen seelisch am Ende zum Beispiel. Vor allem die Dialoge haben es mir aber angetan, da in jeder einzelnen Folge mehrere geniale Sprüche fallen und diese nicht nur purer Witz sind, sondern oftmals auch einiges an Hirnschmalz dahintersteckt, der durchaus Tiefgründigkeit vorweisen kann. Hier findet sich also auf jeden Fall eine Serie mit Köpfchen, die nicht nur niedergeschrieben wurde um Leute zum Lachen zu bringen, obgleich das wohl das Hauptziel war.
Ich kann die Serie nur jedem empfehlen, der schwarzen Humor und abgedrehte Figuren mag und nichts gegen ein bisschen Fantasy hat. Ich habe mich köstlich amüsiert und finde es nur schade, dass die Staffel lediglich 14 Folgen umfasst. Andererseits sind die Folgen auch immer gut 40 Minuten lang, was sich irgendwo wieder ausgleicht – weshalb ich ein paar Folgen mehr aber dennoch nicht abgeneigt gewesen wäre.
Dass Produzent Bryan Fuller, der auch für »Pushing Daisies« verantwortlich ist, bereits nach fünf Folgen ausgestiegen ist, merkt man überhaupt nicht und angesichts seiner Ideen, z.B. Georges Vater schwul werden zu lassen, empfinde ich sein Aussteigen als wenig enttäuschend… aber immerhin hätte er Betty zurückgebracht, so sagte er.
Oh, und das Intro ist ganz große Klasse! Vor allem auch wegen der brillanten Musik.
Bewertung:
Darsteller: 10/10
Plot: 6/10 (Die Grundstory ist schwach, aber die Ideen sind immer wieder aufs Neue gut)
Effekte: 9/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 9/10 (mit Tendenz zur 10)