Horst Schlämmer - Isch kandidiere! Review
Laufzeit: ca. 92 Minuten
Genre: Komödie
Regie: Angelo Colagrossi
Darsteller: Hape Kerkeling, Alexandra Kamp-Groeneveld
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 20. August 2009
Inhalt:
Horst Schlämmer ist mit seinem Leben unzufrieden. Seit 25 Jahren ist er lediglich stellvertretender Chefredakteur im Grevenbroicher Tagesblatt und erlebt Tag für Tag dasselbe. Er braucht Abwechslung! Und als dann auch noch Alexandra Kamp gesteht, auf Männer mit Macht abzufahren, steht sein Beschluss fest: Er muss Bundeskanzler werden! Doch das erweist sich schwerer als zunächst angenommen...
Kritik:
Ich hab mir nichts erhofft, um ehrlich zu sein. Ich halte zwar sehr viel von Hape Kerkeling und ich finde Horst Schlämmer auch großartig, vor allem wenn ich so an seinen Auftritt bei Wer wird Millionär zurückdenke, aber eine Komödie über Politik? Das Thema ist doch so schon stinklangweilig, kann er da was dran drehen?
Ich will es mal so ausdrücken... "Es ist alles zu wenig, es muss mehr!" Horst Schlämmers Wahlspruch (neben "Yes Weekend") trifft auch ganz gut auf seinen Film zu.
Schauspielerisch brauch man das Ganze ja kaum zu bewerten, da es in die Richtung eines deutschen »Borat« / »Brüno« geht und für einen Film eher wenig mit Schauspielerei zu tun hat. Wir haben ein paar C-Promis, die sich selbst spielen, wie Frau Kamp (in einer der miesesten Leistungen, die ich mir lange ansehen musste), Jürgen Drews oder Kader Loth. Natürlich gibt es auch noch Simon Gosejohann, der den immer präsenten Praktikanten spielt, aber auch das mehr schlecht als recht - in seinen »Comedystreet«-Rollen überzeugt er deutlich mehr.
Allen voran steht natürlich Hape Kerkeling an der Spitze. Hort Schlämmer spielt er gewohnt großartig, auch wenn der "Ich hab Kreislauf"-Spruch langsam aber sich ausgelutscht ist und auch die Politiker und Nebenfiguren, die er parodiert oder dargestellt hat, sind ordentlich gelungen, obgleich wiederum nicht direkt umwerfend.
Eine Freude sind dann B- und A-Promis wie Bully und Michael Schumacher, die in Gastrollen auftauchen, die aber fast zu kurz sind um überhaupt nennenswert zu sein.
Ich will keine falschen Illusionen erwecken, dass der Film eine gewöhnliche Komödie ist, denn allen Erfolg, den er womöglich einfahren kann, wird er nur aufgrund seiner Thematik der anstehenden Bundestagswahl bekommen. Jetzt, wo das Thema aktuell ist, zeigen selbst politisch uninteressierte Menschen (wie u.a. meine Wenigkeit) Interesse daran, weil es eben in diesem Film aufs Korn genommen wird. Wenn das ganze Theater vorbei ist, kann ich mir schwerlich vorstellen, dass noch irgendwo ein Hahn nach diesem Streifen krähen wird, geschweige denn, dass es die DVD überhaupt in die Top10 schafft.
Aber wahrscheinlich ist es genau das, was hinter dem Film steckt - das Interesse an der Bundestagswahl zu wecken. Da alle Versuche gescheitert sind, die Jugend auf die herkömmliche Weise rumzukriegen, versucht man es eben mit sympathischen Stars, die Unterhaltung versprechen - ähnliches hat doch schon Stefan Raab mit seinem ErstwählerCheck versucht (wobei ich bei ihm keinen großartigen Hintergedanken vermute...). Ob der Film nun irgendjemanden zum Wählen animiert, der sonst nicht gehen würde, ist fraglich, aber ich bin mir sicher, dass auch besonders Leute Spaß daran haben werden, die eine gewisse politische Kenntnis haben und Politikern nicht sonderlich gut gesonnen sind. Kerkeling versteht es nämlich großartig die Politiker so darzustellen, wie sie mir stets vorkommen: Viel Wind um nichts. Bzw., wie Schämmer sagt: "Die kochen auch nur mit Wasser.". Während seinen Parodien stellt er es immer so dar, dass die Politiker ohne Punkt und Komma labern, aber nicht wirklich etwas sagen und das empfinde ich persönlich als die Botschaft des Films.
Die erste Hälfte des Films über konnte ich kaum eine Handvoll Mal lachen und ich hab ihn in Gedanken schon zerrissen, aber glücklicherweise hob die zweite Hälfte dann das Niveau etwas an. Es war kein schwindelerregender Höhenwechsel, aber es hat dem Film geholfen, nun über »Männersache« zu stehen. Damit ist er immer noch ziemlich weit unten in meinem persönlichen Ranking, aber immerhin nicht
ganz unten.
Ja, was soll ich großartig erzählen? Wie gesagt, stellenweise erinnert mich der Film schon stark an eine niveauvollere deutsche Variante von »Brüno«, nur, dass Kerkeling mit dem Parodieren ranghoher Politiker und dem Interviewen von kleinen politischen Lichtern (wie den Bürgermeisterkandidaten in Grevenbroich) beweist, was wir alle doch irgendwo gewusst haben: Die kochen auch alle nur mit Wasser.
Was soll ich noch großartig über den Film erzählen? Wer ihn sich ansehen möchte, sollte es in nächster Zeit tun, denn er wird sehr schnell an Popularität und natürlich Aktualität verlieren, was bei einem solchen Film selbstverständlich gravierende Folgen haben wird.
Horst Schlämmer Fans werden mir zustimmen, dass die meisten anderen öffentlichen Auftritte und Sketche mit ihm einen weit mehr zum Lachen bringen als »Isch kandidiere!«, aber das man auch nicht bodenlos enttäuscht ist, wenn man die anderthalb Stunden hinter sich hat.
Ich finde nicht, dass es für das alles einen Kinofilm gebraucht hätte, eine Sondersendung am Freitagabend hätte es genauso gut, wenn nicht sogar noch besser, getan, aber man will ja Geld machen wo es nur geht.
Ich werde trotzdem eher die Piratenpartei als die HSP wählen
Bewertung:
Darsteller: 6/10
Plot: 3/10
Effekte: -/10
Anspruch: 4/10 (die Botschaften und Gags sind auch für politische Laien verständlich)
Gesamteindruck: 5/10 (Ein unterdurchschnittliches One-Hit-Wonder. Kann man das so sagen? Ach ja, ich kann's auf jeden Fall :> )