The Cell Review
Laufzeit: ca. 107 Minuten
Genre: FantasyThriller
Regie: Tarsem Singh
Darsteller: Jennifer Lopez, Vince Vaughn
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 23. November 2000
Inhalt:
Catherine Dean ist die Hauptfigur in einer neuartigen Forschungsmethode, die Koma-Patienten zum Aufwachen bewegen soll. Durch ein fortschrittliches Gerät ist es möglich in die Gedankenwelt des Patienten einzudringen und dort Kontakt mit ihm aufzunehmen. Als ein Serienmörder endlich erwischt wird, fällt auch er ins Koma und hat keine Aussichten je wieder aufzuwachen. Sein letztes Opfer ist allerdings noch irgendwo gefangen und droht bis zum Abend tot zu sein, wenn sie nicht gefunden wird. Die Ermittler beschließen Dean und ihrem Team eine Chance zu geben und durch Eindringen in seinen Geist doch noch Kontakt mit dem Serienmörder aufzunehmen. Das Problem ist nur, dass der unter Schizophrenie leidet und seine Gedankenwelt dementsprechend verworren ist.
Kritik:
»Ich bin schon drin…«
»The Cell«… Dank der Zeiten, in denen meine bevorzugte Lektüre noch die Fernsehzeitung war, verband ich seit Jahren stets Jennifer Lopez mit diesem einen Film. Erstaunlich, da ich ihn nie gesehen hatte, woran ich auch nie sonderlich großes Interesse hatte. Nun kam ich doch dazu und ich bin wirklich beeindruckt, was der Film abgeliefert hat. Rein optisch war er definitiv nahe an genial dran.
Es gibt inzwischen unheimlich viele Filme, die Schizophrenie behandeln, teilweise wirkliche Meisterwerke, wie »Fight Club« oder zumindest passable Streifen wie »Identität«. Diese bestechen dadurch, dass gerade das Ende eine große Überraschung bietet und man den Film hindurch nicht viel von Schizophrenie mitbekommt. In diesem Fall ist es anders und man kriegt von Beginn an mitgeteilt, dass der böse, gemeine Serienmörder einen oder vielmehr zwei an der Klatsche hat. Mit einer großen Überraschung zum Ende hat man also schon mal nicht zu rechnen, allgemein sind Story Twists ziemlich rar gesät und man kann das meiste ziemlich gut vorhersehen. Das Interessante jedoch baut sich aus den Gedankenwelten auf. Zunächst sieht man den verbildlichten Geist des kleinen, im Koma liegenden Jungen Edward, der ansonsten aber völlig gesund ist und dennoch eine recht fantasievolle Welt erschafft, in die Catherine eintritt. Sie selbst trägt darin das Gewand einer Schneekönigin, während sie durch eine endlose Wüste voller Dünen schreitet und auf einem Baumfriedhof mit Edward zusammenstößt, mit dem sie sich unterhält und dem sie näherzukommen versucht um ihn so zum Aufwachen zu bekommen. Im Kopf des geisteskranken Killers jedoch ist alles völlig anders. Catherine kehrt nicht immer wieder in dieselbe Wüste zurück, sie landet bei jedem Besuch in einer anderen bedrohlichen Umgebung und wechselt auch während ihrer Aufenthalte im fremden Geist häufig die Schauplätze.
Genau diese Aufmachung ist es auch, die den Film ausmacht. Ich fühlte mich oft an »Pans Labyrinth« und an
»12 Monkeys« erinnert. Bei Ersterem liegt es klar am sehr ähnlichen Design. Sowohl die Umgebungen, als auch die Wesen in der Fantasiewelt der Gedanken ähneln sehr den Kreaturen, die Guillermo del Toro in seine Filme einbaute. Wie ich auf
»12 Monkeys« kam ist mir weit weniger klar, aber ich schätze dem liegt die Fremdheit in einer neuen, unbekannten Umgebung zugrunde.
Mich beeindruckten die abgelieferten Bilder außerordentlichen, vor allem, da sie eben genau diesen Fantasyhorror-Touch zu bieten hatten, den ich auch so an »Pans Labyrinth« liebe. Doch nicht nur die Settings, Effekte und Figuren waren eindrucksvoll, sondern auch die Regie innerhalb der Gedankenwelt. Es nimmt etwas den Eindruck an, als würde viel experimentiert worden sein aber in meinen Augen passen die vielen verschiedenen Methoden genauso gut wie die häufigen Settingwechsel, denn all das unterstreicht den zwiespältigen Geist, in dem der wichtigste Teil des Films spielt. Auf jeden Fall wird großartig mit Zeitlupe, Perspektive, Licht und Farben gearbeitet. Was diese Episoden des Films angeht, hab ich nicht das Geringste auszusetzen.
Die Rahmenstory in der Realität hingegen ist weit weniger einfallsreich und bietet absolut keine Innovation plus ein wenig beeindruckendes Ende, was den so genialen Parts der Gedankenwelt einen ziemlichen Dämpfer verpasst.
Darstellerisch darf man jedenfalls zufrieden sein. J-Lo ist nicht die Krönung der schauspielerischen Schöpfung und spätestens seit ich »After the Sunset« mit der unglaublich heißen Salma Hayek gesehen habe, ist auch klar, dass Mrs. Lopez ebenfalls nicht die Krönung unter den Latinas ist. Topbesetzung ist sicher etwas anderes, aber eine gute Figur macht sie trotzdem, auch wenn sie nichts Besonderes ist – weder in der realen, noch in der Gedankenwelt.
Männlicher Hauptdarsteller ist Vince Vaughn, was mich doch etwas überraschte. Für mich war der Gute stets Komiker und ich kannte ihn bisher auch lediglich aus Komödien wie »Voll auf die Nüsse« oder »Die Hochzeitscrasher«, daher war es sehr ungewohnt ihn zur Abwechslung mal in einer ernsten Rolle zu sehen. Enttäuscht wurde ich allerdings nicht, er wirkte nicht mal fehl am Platz, wie ich befürchtet hatte.
Zwischendrin finden sich dann auch noch die ein oder anderen bekannten Nebenrollengesichter, allen voran wohl Dylan Baker, der den verantwortlichen Doktor spielt, was ihn dann auch auf seine Rolle als Dr. Connors in »Spider-Man 2« vorbereitete. Die Verwandlung zur Echse wäre vielleicht ein ziemlicher Durchbruch für ihn geworden, dummerweise wird die »Spider-Man« Reihe ja schon neu gestartet und sein mickriges Auftreten in »The Cell« verhalf sicher auch nicht zu Ruhm und Ehre.
Ich kann nur sagen, dass mich der Film außerordentlich positiv überrascht hat, trotz meiner eher verhaltenen Einstellung Jennifer Lopez gegenüber. Glücklicherweise dreht sich der Film nicht um sie, sondern um eine Welt voller großartiger Fantasy-Horror-Elemente, die womöglich sogar die eigenen Träume danach beeinflussen könnten. Wem die Aufmachung von »Pans Labyrinth« gefallen hat, der wird auch hier seine Freude empfinden, allerdings sind Story und Auflösung nicht würdig mit del Toros Werk gleichgesetzt zu werden, genauso wenig wie mit anderen Schizo-Filmen wie »Fight Club«. Am ehesten reicht es tatsächlich erst an »Identität« heran, aber da John Cusack problemlos Jennifer Lopez und Vince Vaughn zusammen aussticht, zieht der Film auch in diesem Kampf den Kürzeren.
Nichts desto trotz war es ein tolles, teilweise glatt aufregendes, optisches Erlebnis.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (nichts Besonderes dabei, passabel dennoch)
Plot: 6/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 6/10