Dirty Harry Review
Laufzeit: ca. 102 Minuten
Genre: Action
Regie: Don Siegel
Darsteller: Clint Eastwood
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 10. März 1972
Inhalt:
Ein Killer ermordet scheinbar wahllos Menschen, doch hinterlässt auch einen Hinweis um gejagt zu werden. Die Jäger werden angeführt vom eigensinnigen Harry Callahan, genannt „Dirty Harry“, da schließlich immer er es ist, der die Drecksarbeit abbekommt…
Kritik:
»Ich weiß, was du Schwein jetzt denkst. Ja, jetzt überlegst du, sind hier sechs Schüsse raus oder nur fünf. Also die Wahrheit ist, ich habe es selbst vergessen in der ganzen Aufregung.«
Und wieder füllt der LorD eine cineastische Lücke! »Dirty Harry« ist in meinen Augen für Clint Eastwood wie »Spider-Man« für Tobey Maguire, wie »Terminator« für Arnie, wie »Rambo« für Sly – namensgebend. Der einzige Grund, warum ich so lange gebraucht hab, um mir den Streifen endlich anzusehen, war schlichtweg der Umstand, dass ich Eastwood nicht besonders leiden konnte. Erst nachdem ich Western wie
»Für eine Handvoll Dollar« mit ihm sah und ganz besonders sein Abschiedswerk als Darsteller
»Gran Torino« begann ich die ein oder andere kleine Sympathie zu entwickeln. Das aber nur nebenbei, der eigentliche Grund war, dass ich mal wieder an einem durchgeknallten Projekt arbeite, das die Titel und Stories von Filmen vermischt und ich Hintergrundwissen für »Dirty Harry Potter« brauchte…
Wie dem auch sei, ich denke, dass Eastwood sich mit »Dirty Harry« erstmals erfolgreich in einem anderen Genre als Western etablierte und sich damit vom sinkenden Schiff rettete, obgleich seine Figur des Harry Callahan weiterhin ohne Zweifel ein Cowboy ist. Natürlich wird einem das gewohnte Schema geboten, in dem ein knallharter Cop auf eigene Faust Jagd auf gefährliche Verbrecher macht, da ihn das Gesetz nur in Schranken weisen würde, ganz im Stil von »Beverly Hills Cop«, »Lethal Weapon« oder »Stirb Langsam«. Ich kann leider nicht sagen, in wie weit »Dirty Harry« hier der Vorreiter war, aber mit Sicherheit wird er einer der Pioniere der Actionfilme sein, die in den 80ern und 90ern entstanden.
Was seine Figur betrifft, kann Harry Callahan ziemlich gut mit seiner späteren Konkurrenz mithalten, denn an Coolness mangelt es ihm sicher nicht. Allein die geniale Frisur, deren Form ich nicht einmal mit Knetmasse derart hinbekommen hätte, aber auch die lässige Sonnenbrille und allem voran natürlich die 44. Magnum, die er geprägt hat und die noch bis heute mit ihm in Verbindung gebracht wird. Das Besondere daran ist, dass es damit keine halsbrecherischen Schießereien gibt, bei denen mehr Kugeln abgegeben werden, als überhaupt in der Waffe sein konnten, denn ganz wie von Cowboys gewohnt, hat Callahans Magnum eine Trommel, also sechs Schuss und darauf wird auch geachtet, denn wie man am Zitat sieht, bekommt es besondere Bedeutung beigemessen. Doch so cool der gute Harry auch ist, es war offenbar noch nicht die Zeit für das Ausmaß an coolen Sprüchen, das man von John McClane gewohnt ist. Er überzeugt in diesem Film also mehr durch sein Auftreten und seine Handlungen, als durch seine Aussagen.
Sein Gegenspieler ist in diesem Fall allerdings eher enttäuschend. So gestört die Figur auch sein mag, sie ist doch verdammt blöd. Zugegeben, Anfang der 70er hatten die Leute noch nicht so viele Actionfilme und Thriller gesehen wie ich inzwischen, ergo hätten sie sicher auch den ein oder anderen Fehler begangen, der heute aufgrund des Fernsehens keinem einzigen Menschen mehr einfallen würde, aber was der Schurke hier leistet, grenzt schon an einen zweistelligen IQ. Er hinterlässt eine Warnung am ersten Tatort und dann lässt er sich allen Ernstes bei dem erwischen, was er angedroht hat? Er lässt sich davon sogar über alle Maße überraschen. Von den Umständen, die zu seiner Identifizierung geführt haben, möchte ich gar nicht erst anfangen, die waren geradezu peinlich… und natürlich sollte man auch nie einen Actionhelden erzürnen, das bekommt einem selten gut.
Trotz dieses Schwachpunktes in der Story, überzeugt die Handlung allerdings und fesselt einen durchgängig, was ich vor allem deswegen erstaunlich finde, weil der Film mit so wenigen Figuren auskommt. Im Grunde konzentriert sich ausnahmslos alles auf Harry, weit mehr, als man es von herkömmlichen Actionfilmen gewohnt ist. Auch erkennt man immer wieder Muster, die in späteren ähnlichen Filmen wieder aufgegriffen wurden, was die Rolle des Pionierfilms deutlich bestärkt.
Ich denke zwar, dass eine Magnum weit größere Löcher macht und dass kaum ein ernstzunehmender Krimineller so dämlich sein kann, aber dennoch wusste der Film zu überzeugen. Ich kann noch nichts zu den Nachfolgern sagen, höchstens ließe ich mir entlocken, dass er in ungefähr das Niveau des ersten
»Lethal Weapon« hält, aber noch nicht annähernd so gut ist wie »Stirb Langsam«. Clint Eastwood gewinnt einen weiteren Sympathiepunkt, ich habe wieder eine Handvoll nackter Frauen mehr gesehen und bin zufrieden damit, bei einem cineastischen Thema mehr mitreden zu können. Danke und gute Nacht.
P.S.: Die deutsche Synchronstimme, die wir von Clint Eastwood gewohnt sind, findet sich erst im Nachfolger wieder. Diese hier ist ihr aber nicht sehr unähnlich und wirkt nicht fehl am Platz.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10 (nichts Besonderes)
Effekte: 6/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 7/10