Firefly – Der Aufbruch der Serenity Review
Laufzeit: ca. 625 Minuten
Genre: Sci-Fi / Action
Regie: Joss Whedon
Darsteller: Nathan Fillion, Gina Torres, Alan Tudyk, Adam Baldwin, Morena Baccarin
Gesehen auf: Deutsch
Inhalt:
Nachdem der Krieg der Unabhängigen gegen die Allianz verloren war, gründeten die Soldaten Malcolm Reynolds und Zoe Washburne eine Art Selbstständigkeit – eine Mischung aus Piraten und Söldnern. Sie sammelten sich eine mehrköpfige Crew zusammen und streifen nun auf ihrem Raumschiff Serenity durchs All, ständig auf der Suche nach neuen Jobs und auf der Flucht vor der Allianz. Vor allem Letzteres wird zunehmend problematischer als ein mysteriöses Geschwisterpaar an Bord geht, das scheinbar gesucht wird…
Kritik:
Obwohl ich eigentlich nicht auf Science-Fiction stehe, schaffen es trotzdem fast alle Werke des Genres, die ich mir zu Gemüte führe, mich zu überzeugen. Muss an meinem Riecher liegen. Jedenfalls war es auch so bei der Serie »Firefly«, über die ich mir jahrelang nur Lobgesang in höchsten Tönen anhören musste. Ich blieb skeptisch und desinteressiert, was sich auch nicht änderte, als ich den Film »Serenity« sah, der den Abschluss der ein-staffeligen Serie bildete. Aber wie kann einen auch ein Ende großartig beeindrucken, wenn man weder Anfang noch Mittelteil kennt? Das habe ich inzwischen nachgeholt und ich bin sicher, dass auch der Film einen weit besseren Schnitt machen wird, wenn ich ihn morgen erneut ansehe.
Was ich an der Serie so liebe, ist das Entgegenwirken hinsichtlich allen möglichen Klischees. Es fängt an bei einem ganzen, zivilisierten Weltall, aber keinem einzigen Außerirdischen (sieht man von einem gewissen mutierten Kuhfötus ab) – jeder Planet, jeder Mond und jedes Raumschiff wird von Menschen bewohnt. Außerdem wird man nicht ständig mit irgendwelchem High-Tech und Technobabble zugeschüttet, da der Großteil der Serie weit entfernt von fortschrittlichen Planeten spielt. Anstatt unendlich hohe Wolkenkratzer, Unmengen von fliegenden Autos und Cyborgs kriegt man hier meist nur wüste Einöden zu sehen mit Zivilisationen und Menschen, die wir höchstens noch aus Western kennen. Das westliche Element scheint überhaupt Eindruck auf Creator Joss Whedon gemacht zu haben, dem man auch den Titelsong zu verdanken hat. Damit verhält es sich übrigens, wie bei den meisten Titelsongs: Auch, wenn man ihn am Anfang für mies und unpassend erachtet, hat man sich nach einigen Episoden hoffnungslos in ihn verknallt. Und während die eher selten auftretende Allianz die High-Tech-Waffen beansprucht, vertraut die Crew um Käpt‘n Reynolds auch auf ganz traditionelle Revolver und Schrotflinten. Gut, Jayne hat noch ein paar mehr Variationen, aber Laserkanonen oder ähnliches sind nicht dabei. Selbst das Raumschiff ist eine fliegende Schrottlaube (Kaylee, vergib mir) und hat überhaupt nichts sehr fortschrittliches. Karge Einrichtung, schmutzige Wände, klappernde Gitterböden, winzige Kabinen und geradezu antik wirkende Maschinen. Herrlich!
Aber ich spreche nicht nur von solchen Sci-Fi-Klischees – fast viel großartiger finde ich da noch die Action-Klischees, die ohne mit der Wimper zu zucken veralbert werden. Wer kennt nicht irgendeine Szene aus irgendeinem Actionstreifen, in der eine Gruppe zur Rettung eilt, einer sie dann aber zurückhält und trocken meint, »das muss er schon selbst erledigen« - worauf ein langer, ausgiebiger Finalkampf stattfindet. Ich für meinen Teil habe schon etliche solcher Szenen gesehen, aber nie hat der Betroffene darauf hilfesuchend entgegnet »Nein, muss er nicht!!«. Das ist nur eines von vielen Beispielen, die man in dieser tollen Serie findet und aus der spontanen Situation heraus schlagen sie definitiv ein wie eine Bombe.
Überhaupt hagelt es in »Firefly« coole, lustige und geistreiche Zitate ohne Ende. Ich bin ja jemand, der sich tolle Zitate gerne notiert und in diesem Fall sind es weit mehr in einer Staffel geworden, als bei anderen kompletten Serien.
Ausschlaggebend, dass die Zitate auch wirklich einschlagen, ist die überzeugende, ehrliche Art wie sie von den Darstellern herübergebracht wird. Jeder einzelne der Crew-Mitglieder, sei es die Grundausstattung von Mal, Zoe, Jayne und Wash (und Inara) oder die hinzukommenden Simon, River und der Shepherd sind derartig großartige Figuren, dass ich beim besten Willen keinen Lieblingscharakter benennen könnte. Wahrscheinlich wäre es Protagonist und Käpt’n Malcolm, der den facettenreichsten Charakter offenbart. Zum Einen ist er gutmütig und ehrenhaft, überrascht aber immer wieder durch absolute Kaltherzigkeit, wenn es in seiner Stellung als Käpt’n darauf ankommt. Vor allem sein Umgehen mit Jayne ist immer wieder ein Hochgenuss. Und genau der, wäre wohl meine Nr. 2. Simpel gestrickt, gierig, nicht sehr intelligent, waffengeil. Seine dummen Sprüche und Reaktion sind teilweise so genial, dass ich mich hier wirklich zurücknehmen muss, um nicht ein paar Beispiele zu nennen. Und selbst er hat mich in der Episode »Ariel« wirklich überrascht. Dann folgen Spaßkanone und Spitzenpilot Wash, der geheimnisvolle Shepherd, der nicht wirklich der ist, der er vorgibt zu sein, Mechanikerin Kaylee, die allem irgendetwas Positives abgewinnen kann, die ziemlich abgebrühte Zoe, die das perfekte Gegenstück zu ihrem Mann Wash bildet, die äußerst geheimnisvolle und durchgeknallte River mit ihrem schüchternen Bruder, Doc Simon, wie selbstverständlich auch die »Companion« Inara – was ihr Beruf ist, möchte ich lieber nicht mit den simplen Worten des Käpt’ns erklären, da sie mir das übelnehmen würde. Jedenfalls ist jede einzelne Figur, auch unter den Nebenfiguren, absolut perfekt gespielt und die Darsteller tragen den Hauptteil zum Charme und Witz der Serie bei.
Die Effekte sind lupenrein und schön anzusehen, allerdings auch wieder nicht so aufwendig und vor allem auch nicht häufig, um einen so großen Verlust bedeuten zu können, um die Serie abzusetzen. Und obwohl eine zweite Staffel wohl nicht das Niveau dieser ersten erreicht hätte, müsste es einfach eine geben. Es gibt noch zu viele ungeklärte Einzelheiten, zu viele Ideen, die ausgeführt werden könnten und die »Firefly« zu einer weit größeren Popularität verhelfen könnte, als den Geheimtipp-Status, den sie bisher innehat.
Ebenso wie ich keinen wirklichen Lieblingscharakter aus der Maße ziehen kann, fällt es mir auch schwer, eine Lieblingsepisode zu wählen. Zweifelsohne hat ausnahmslose jede Folge ihre Qualität und genug Spannung wie Witz um sie zu lieben, aber meine beiden Lieblingsfolgen finden sich wahrscheinlich in der goldenen Mitte: »Our Mrs. Reynolds«, die wohl witzigste Folge (wenn ich nur an den Anfang denke, möchte ich am liebsten laut loslachen) und natürlich »Out Of Gas«. Diese Folge bietet eine derartig gewaltige Spannung und Dramatik, indem sie drei verschiedene, zeitverschobene Geschichten am selben Ort erzählt, dass sie bei jeder anderen Serie mit Sicherheit als Staffelfinale genommen wäre. Aber nicht bei »Firefly«, denn hier gibt es keine Klischees! Naja, zumindest kaum. Aber wie gesagt, absolut jede der Folgen ist sehenswert und ich werde mich noch lange an sie zurückerinnern und wenn die Bilder langsam verblassen, werde ich mit Hochgenuss erneut mit Käpt’n Reynolds und seiner Crew auf Abenteuer gehen.
Ich denke, damit wäre geradezu alles gesagt. Die Serie ist genial und bietet sowohl eine ganz neue Art von Sci-Fi, als auch von Action. Die Charaktere muss man einfach allesamt lieben, was dann auch immer zur Folge hat, dass man umso mehr mit ihnen mitfiebert, was wiederum die Spannung deutlich erhöht. Abgesehen von der Episode »Out Of Gas« fällt die gelungene Regie kaum auf, abgesehen von einem kleinen Störfaktor, für den ich mich wahrhaft nicht begeistern kann: Stellenweise gibt es immer wieder ein ziemlich wackliges und ruckartiges Zoomen, wie bei Amateuerfilmern. Gefallen hat mir das nicht, aber es ist auch nicht der Grund dafür, warum ich der Serie keine volle Punktzahl gebe. Es fällt mir schwer hier richtig zu bewerten, da ich die Serie schon fast zu sehr lieben gelernt hab, als dass ich sie nicht perfekt nennen könnte, aber für diesen Status fehlt ihr doch noch etwas. Sie hat liebenswerte Charaktere, großartigen Witz und eine respektable Portion Dramatik. Ebenso spielt alles in einem eindrucksvollen, klischeefernen Universum, aber die meisten Folgen sind eigenständig betrachtet einfach nicht besonders genug. Nicht umsonst hatte ich bei der vorletzten Folge »Heart Of Gold« den Eindruck, ein modernes A-Team zu sehen und nicht umsonst fehlt beim Staffelfinale der nachhaltige Eindruck, den »Out Of Gas« wahrscheinlich gebracht hätte. Dennoch ist hier mit einer sehr guten 9 Genüge getan und meiner Meinung nach, gehört diese Serie in jedes gut sortierte DVD-Regal.
Um es abschließend noch mit Simon Tams Worten zu sagen: Die Serie ist wie ein dressierter Affe. Nur ohne die Dressur. – Man weiß nie, was man als nächstes geboten kriegt
Bewertung:
Darsteller: 10/10
Plot: 7/10
Effekte: 10/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 9/10