Nico Bellic kommt in Liberty City an um seinem alten, von Krieg und Leid geprägten Leben zu entkommen und bei seinem Cousin Roman einen neuen Anfang zu wagen. Enttäuscht muss er allerdings feststellen, dass Roman in seinen Briefen ziemlich übertrieben hat, seine angebliche Villa nur ein heruntergekommenes Appartement ist und seine erfolgreiche Firma ein mickriges Taxi-Unternehmen im Slum der Stadt darstellt. Außerdem steckt sein Cousin in diversen Schwierigkeiten mit einflussreichen Männern und verstrickt sich in immer weitere… Nico muss also feststellen, dass er sein altes Leben keinesfalls ganz hinter sich lassen kann.
Kritik:
Nach GTA San Andreas und einer schier unendlich erscheinenden Wartezeit war ich geradezu überwältigt von der Nachricht, GTA IV würde erscheinen. Seither verfolgte ich begierig alle Informationen, die dazu bekannt wurden, auch wenn es anfänglich nicht sehr viele waren. Ich erinnere mich noch gut an den Countdown auf der Rockstars-Seite zum Release des ersten Trailers, der während meiner Informatikstunde ablief. Nun, nicht direkt, aber den ersten Tag war der Server so dermaßen überlastet, dass es diese Verzögerung gab… nichts desto trotz beeindruckte mich die Grafik ungemein und das Setting in einem New York Imitat wirkte mehr als Interessant. Dem russischen (bzw. irgendetwas aus der Ecke) Hauptcharaktere stand ich etwas skeptisch gegenüber, aber Vercetti oder CJ hatten auch keine überragend große Rolle zu spielen gehabt, zumindest dialogtechnisch. GTA IV sollte in vielen Hinsichten einige Überraschungen für mich offenhalten. Wie dem auch sei, ein Tag vor dem offiziellen Release hatte ich das Spiel dann schon und legte los…
Als gewöhnlicher sozialer Abschaum zu beginnen, der sich sein Geld mit kleineren Gaunereien verdient, ist man als GTA-Veteran natürlich gewohnt, so konnte es im vierten Teil nicht anders sein. Etwas anders ist allerdings der Umstand, dass die Hauptfigur Nico Skrupel und Abneigung hinsichtlich illegaler Aktivitäten zeigt. Nicht in dem Maße, dass er irgendeinen Job ablehnen würde, aber er spricht sich immer wieder dagegen aus und lehnt vor allem das Töten ab – was wiederum mit seiner Vorgeschichte zu tun hat, die – wie auch die Skrupel etc. – bei den anderen GTA-Hauptfiguren nicht vorhanden war (zumindest nicht im nennenswerten Maße). Überhaupt hat Nico nun einen richtigen, menschlichen Charakter mit all seinen Schwächen. Zurückzuführen ist das darauf, dass GTA IV eine starke, detaillierte Story aufweisen kann mit viel tiefgründigeren Figuren als jemals zuvor. Und genau dieses Konzentrieren auf die Haupt-Handlung ist sowohl GTA IV’s größte Stärke, als auch seine entscheidende Schwäche. Denn während die Story wirklich erste Sahne ist (sogar mit alternativen Enden) und mit zahlreichen anderen Action-Spielen locker mithalten kann, wird das ganze herrliche Drumherum aus San Andreas, das einem auch außerhalb der Missionen und noch lange danach Spielspaß bot, mehr als stark vernachlässigt. Man kann keine Krankenwagen- oder Bürgerwehrmissionen mehr machen, der Job des Taxifahrers ist nicht durchgehend zugänglich und kann nur von einem zentralen Punkt aus begonnen werden (ganz davon abgesehen, dass es aus irgendeinem unerfindlichen Grund ohnehin kaum Spaß macht), der Pizza-Lieferdienst wurde durch einen Drogenkurierjob in einer Schrottkarre ausgetauscht (von dem bereits die erste Mission ätzend ist, da das Navigationssystem einen nicht zuverlässig zum Kunden bringt) und und und… Es gibt nicht mal mehr Versteckte Päckchen, Graffitis oder Hufeisen – nein, es sind »200 fliegende Ratten«! Man soll verdammte Tauben suchen und nicht einmal das macht mehr den geringsten Spaß, weil die verdammten Viecher nicht irgendwo auf dem Boden herumwandern, sondern überwiegend an hohen, schwer oder gar nicht erreichbaren Stellen auf ihren Tod warten. Ich meine, das Game spielt in einer Stadt voller verdammter Wolkenkratzer – wer hat denn bitte Lust, die alle nach 200 Tauben abzusuchen? Und die Tatsache, dass sie gurren und orangefarben leuchten macht es auch nicht hilfreicher, da man dies nur aus nächster Nähe wahrnimmt. Abgesehen von Kleidungsgeschäften sind übrigens auch Frisör und Tätowierer weggefallen. Außerdem ist auch die ganze Stadt ziemlich enttäuschend, angesichts der eintönigen »Landschaft«. Es gibt ausschließlich Stadt. Ein Betondschungel, wohin das Auge blickt. Nicht mal der Central Park, aus dem man sicher etwas ziemlich interessantes hätte machen können, ist eine willkommene Abwechslung, weil er überaus mickrig ist! Wahrscheinlich hält er sich einigermaßen an den Maßstab zum Original, aber meiner Meinung nach, hätte er mehr als das doppelte so groß sein dürfen.
Aber genug der negativen Dinge, denn ausreichend Positives ist über dieses Game zweifelsohne zu sagen. Für die tolle Story habe ich mich bereits ausgesprochen und auch die ebenso tollen Figuren angeschnitten. Auch wenn sie, vor allem durch ihren merklichen Tiefgang, nun ernster zu nehmen sind, gibt es immer noch die ein oder andere GTA-typische Witzfigur. An einen Woozie aus SA reicht keiner von ihnen heran, aber Brucie ist schon auf dem besten Weg dorthin. Selbst die sozusagen zweite Hauptfigur, Nicos Cousin Roman, ist immer für einen Lacher gut. Aber keiner von ihnen kann es mit Nicos Art aufnehmen. Zwar ist er das ganze Spiel über todernst und abweisend, aber sein dauernder Sarkasmus schlägt jeglichen Humor in der ganzen Spielreihe! Ein entscheidender Grund, warum man sich so auf die Zwischensequenzen freut. Ein weitere ist natürlich die Grafik. Bei GTA ging es nie um gutes Aussehen oder runde Kurven, aber im vierten Teil wurde auch darauf besonderen Wert gelegt. Ich will nicht sagen, dass es nicht noch sehr viel besser gehen könnte, aber wenn die ein oder andere Stimme verlauten lässt, dass GTA IV das Game ist, das die PS3 bisher am besten ausgenutzt hat, würde ich ohne zu zögern zustimmen.
Die Missionen sind wieder äußerst abwechslungsreich, spannend, teilweise lustig und öfter als in den vorigen Teilen auch ziemlich fordernd – ich erinnere nur an den Banküberfall. Das automatische Zielen erleichtert das Ganze natürlich ungemein ist angesichts des PlayStation-Controllers aber auch unverzichtbar.
Es gibt wieder jede Menge cooler Wagen (mein Favorit wäre da wohl der Hummer, dem nichts im Weg stehen kann) und dieses Mal sogar einzigartige Verstecke, auch wenn man keines selbst erstehen sondern sich im Story-Verlauf erspielen muss. Es sind einem nicht mal alle sicher, da es teilweise von den Entscheidungen während der Handlung abhängt. Richtig, ein weiterer zu befürwortender Punkt: Die Entscheidungen. An verschiedenen Stellen während der Missionen bekommt man die Möglichkeit, bzw. die Pflicht, eine Entscheidung zu fällen, die den weiteren Spielverlauf beeinflusst. Meistens sind dies Entscheidungen über Leben und Tod und meistens entscheiden sie darüber, wer in Zukunft euer Auftraggeber sein wird und wer das wohl nicht mehr bleiben kann. Und natürlich bestimmt ihr mit eurem Handeln auch den Ausgang der Geschichte, wobei beide alternative Enden recht ähnlich sind. Da hätte ich mir doch einen deutlicheren Unterschied gewünscht, aber so ist es bereits ebenfalls interessant. Dumm nur, dass der Wiederspielwert recht gering ist, eben, weil sich im Grunde alles nur um die Story dreht und man darüber hinaus kaum verlockende Möglichkeiten hat.
Alles in allem ist GTA IV also definitiv ein revolutionärer Teil der Reihe, da er in Sachen Handlung und Figuren merkbar ausgereift ist, in Sachen Spielspaß aber einen Schritt zurück gemacht hat. Die nahezu unendlichen Möglichkeiten und Abwechslungen in San Andreas sind fast gänzlich weggefallen, was eine herbe Enttäuschung für Fans der Reihe sein dürfte. Wer aber ohnehin immer jemand war, der sich nicht mit Spielereien abgibt, sondern strikt der Handlung bis zum Ende folgt, wird in GTA IV ein gefundenes Fressen finden. Als Fan der Reihe würde ich den vierten Teil allerdings auf Platz 3 verbannen, da er definitiv hinter dem sehr atmosphärischen Vice City und dem genialen San Andreas, mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten liegt. Dennoch sind die Entwickler nicht ganz von ihrem Kurs abgewichen und haben vor allem ihren Sinn für Humor behalten (man bedenke das berühmteste EasterEgg des vierten Teils), der, wie ich finde, das ausschlaggebendste Element der GTA-Spiele ist.
Bewertung:
Spielspaß: 7/10 (als Spiel an sich sicher gelungen in der Hinsicht, als GTA-Teil aber mit viel zu wenig ausgestattet)
Grafik: 8/10 (nutzt die Möglichkeiten der PS3 bisher am besten)
Charaktere: 7/10 (Figuren bekommen Tiefgang, einige interessante wie lustige dabei, leider unter den Bösewichten und Nebenfiguren nichts Sehenswertes)
Gesamt: 7/10 (bleibt unter seinen Möglichkeiten und unter meinen Erwartungen)
Updates:
Siehe NEWS Seite :]
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