Resident Evil Band 4: Das Tor zur Unterwelt Review
Autorin: S.D. Perry
Verlag: Panini
Erscheinungsdatum: März 2003 (1. Auflage)
Gelesen auf: Deutsch
Inhalt:
Nach den schrecklichen Ereignissen in Racoon City befinden sich die Überlebenden David, John, Leon, Rebecca und Claire auf der Flucht. Sie wollen zu ihren Freunden nach Europa, die beim Hauptsitz des diabolischen Pharmakonzerns Umbrella ihre Sabotage planen. Doch schon im Flugzeug sitzend, werden sie noch davon überzeugt, einen weiteren entscheidenden Schlag gegen das Unternehmen durchzuführen.
Kritik:
Ja, was soll ich sagen? Es war kurz. Ziemlich kurz. Zu kurz. Aber der Umfang des Buches ist dem Auge des Betrachters schließlich kein Geheimnis und dementsprechend wird er höchst wahrscheinlich wissen, dass er sich einen Kurzzeitspaß in den Einkaufswagen legt. Und selbst wenn dem nicht so ist, kann man sich immer noch an den vorangegangenen drei Bändern orientieren, die ebenfalls nicht zu den dicksten Papieranhäufungen der Geschichte zählen – denn mitten in der Reihe anzufangen ist anhand der ziemlich eng miteinander verbundenen Story mehr als unratsam. Und wenn man Fan von Resident Evil ist, was wohl der Hauptgrund sein wird, der Leute zum Kauf dieses Romans bewegt, fängt man natürlich bei 1 an und arbeitet sich tapfer vor – auch wenn nicht jeder Band sich auf die Handlungen der Spiele konzentriert (wobei ich nicht ausschließen möchte, dass es auch Leser gibt, die genau die Zwischenparts interessant finden).
Band 4 ist hinten mit dem netten, ins Auge stechenden Satz »Dieser spannungsgeladene RESIDENT EVIL-Roman verbindet die Ereignisse der beiden Bestseller-Videogames Resident Evil 2 und Resident Evil 3« ausgestattet und verrät den eingefleischten Videospielfreunden bereits… was eben in diesem Satz steht. Ich möchte aber direkt an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die RE-Romane nicht nur etwas für Freunde der Spiele sind, sondern auch für alle anderen Leser, die gerne einen leicht bekömmlichen Roman mit etwas Horror und viel Action lesen würden – nur wird der ein oder andere Band vielleicht nostalgische Gefühle in einigen Spielerherzen aufleben lassen und das jeweilige Buch in seinem Rang hochpochen.
Wie dem auch sei… von den anderen Bändern bereits gewohnt, beginnt auch dieser Roman wieder mit einem von Zeitungsartikeln geprägten Prolog. Eine durchaus nette Idee, wie ich finde, da zum Einen die wichtigsten Fakten kurz und knapp abgehandelt werden, die man zum Story-Einstieg (bzw. –wiedereinstieg) benötigt, und zum Anderen wird gut Umbrellas Einfluss auf die Medien deutlich. Mit Beginn des ersten Kapitels geht dann direkt die erwartete Action los, mit viel Geballer in einer wilden Verfolgungsjagd. Man fühlt sich auch sofort durch die simple und markante Schreibweise an die vorigen Bände erinnert. Ich bin mir nicht sicher, ob S.D. Perry hier ihr ganzes Talent entfaltet hat oder durch ein Seitenlimit zum Kurzfassen gezwungen wurde, aber das vorliegende Werk ist definitiv kein literarisches Meisterwerk. Wie gesagt, ist der Schreibstil mehr als simpel und wenn er auf der einen Seite dadurch den gemütlichen Lesefluss zwischendurch fördert, macht er es auf der anderen Seite selbst den fantasiereichsten Lesern schwer, ein genaues Bild der Situation zu bekommen. Sowohl bei den Personen, die mit ihren markantesten Merkmalen abgehandelt werden, als auch bei den Schauplätzen muss man sich größtenteils ein eigenes Bild malen um sich ins Buch hineinversetzen zu können. Mir persönlich bereit das keinerlei Schwierigkeiten, ich habe sogar gewissen Spaß daran, aber ich bin sicher, dass es auch Leser gibt, die sich lieber nicht auf ihre eigene Vorstellungskraft verlassen – und für die ist diese ganze Reihe dann wohl definitiv nichts. Im Weiteren markant für ihren Schreibstil ist das ständige Wechseln zwischen den Parallelgeschichten, in diesem speziellen Fall mal wieder mindestens drei. Kommt eine unheilverheißende, gefährliche oder aussichtslos erscheinende Situation, folgt meist ein schöner breiter Absatz und man findet sich an einem komplett anderen Ort mit komplett anderen Menschen wieder, die aber meistens in nicht weniger nervenaufreibenden Bedrängnissen festsitzen. Auf jeden Fall klasse ist die Tatsache, dass auch der Bösewicht und Gegenspieler eine der Parallelgeschichten ergattert hat und eine willkommene Abwechslung bietet. Was wäre noch markant? Die ebenso simpel gestrickten Dialoge, stets aufs Nötigste begrenzt aber immer wieder mit ziemlich amüsanten Sprüchen garniert. Dadurch bekommen die Figuren natürlich weniger Tiefgang und unterscheiden sich nicht so deutlich voneinander, wie das Potenzial es zweifelsohne zugelassen hätte (Rebecca und Claire z.B. hielt ich für fast identische Charaktere in diesem Roman), aber das ist in den Spielen selbst schließlich auch nicht gegeben – mit dem Unterschied, dass man dann ein genaues Bild der Person vor Augen hat und wesentlich länger mit ihr mit fiebert, als es das Buch vermag.
Die Story an sich ist etwas enttäuschend, da sie wie eine Kopie des letzten Lückenfüllers, Band 2, wirkt und kaum nennenswerte Unterschiede aufweist. Die coolen Rätsel aus eben diesem (die so ziemlich das Beste an ihm waren) wurden durch etwas mehr Spannung und einem kleinen Funken mehr Handlung ersetzt, aber das Grundgerüst bleibt gleich. Ebenso das Durchkämpfen bei den »normalen« Monstern bis zum Ende, wo das große, böse Monster kommt und der Ausgang des Bösewichtes. Großartig überrascht werden kann man hier also nicht; im Grunde kann man nur auf den Unterhaltungswert setzen, der gegen Langeweile hilft. Oh, und wer sich für die Schlüsselfigur Mr. Trent interessiert, die bereits aus den vorigen Bändern bekannt ist, wird sich über die beträchtlichen neuen Informationen über ihn freuen, vor allem im Epilog.
Zombies gibt es dieses Mal überhaupt keine und auch die anderen Geschöpfe kreativer, wissenschaftlicher Forschung sind wenig überzeugend. Vielleicht liegt es auch einfach an der mangelnden Beschreibung, aber ich finde die ungemein gefährlichen »Spucker«, mit Ziegenkörper und Froschkopf sowohl peinlich, als auch urkomisch. Es ist nicht das einzige Beispiel dieser bizarren Kreativität, aber das prägnanteste. Ich weiß nicht, ob Perry sich diese Geschöpfe selbst ausgedacht hat, aber wenn, hätte sie wohl ungemeinen Spaß am Spiel »Spore« - die Penis-Wesen, die schon seit geraumer Zeit auf YouTube kursieren, wären dann ganz schnell weg vom Fenster.
Wem Band 2 also nicht gefallen hat, der wird Band 4 ebenfalls als Griff ins Klo erachten, aber für die Fans der Reihe, die – wie sich das gehört – keine großen Erwartungen hegen und einfach nur ein paar Stunden locker unterhalten werden wollen, ist auch »Das Tor zur Unterwelt« sicher kein Fehlgriff. Spannung ist genug vorhanden, auch wenn sie leider durch die Vorhersehbarkeit aufgrund der Ähnlichkeit zu den Vorgängern beeinträchtigt wird. Es gibt definitiv sehr viel weniger Tote, als man es gewohnt ist und Resident Evil ohne Zombies ist auch nicht so recht das Wahre, aber mein Gott, es ist ein Lückenfüller. Ich bin zuversichtlich in Band 5 wieder ein so gutes Buch zu finden, wie es Band 3 ist.
Bewertung:
Schreibstil / Lesefluss: 7/10 (simpel geschrieben, locker flockig zu lesen; für die Zwecke ausreichend)
Figuren: 5/10 (die Figuren sind mit Sicherheit saucool, nur bekommt man nicht genug über sie zu lesen)
Spannung: 6/10 (den Vorgängern zu ähnlich, vorhersehbar)
Ideenreichtum: 2/10 (Kopie des zweiten Bandes, äußerst bizarr-komische Mutationen)
Cover / Umschlag: 6/10 (sehr cooler Umschlag, dummerweise kommt kein einziger der darauf angepriesenen Zombies im Buch vor…)
Gesamt: 5/10 (ein Lückenfüller mit seichtem Unterhaltungswert für ein paar Stunden)
Updates:
Siehe NEWS Seite :]
Partner:
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[siehe unter "Projekte"]
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