8 Blickwinkel Review
Laufzeit: ca. 86 Minuten
Genre: Thriller
Regie: Pete Travis
Darsteller: Dennis Quaid, Matthew Fox, Forest Whitaker
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 28. Februar 2008
Inhalt:
Auf dem Anti-Terror-Gipfel im spanischen Salamanca kommt es zu einem Attentat auf den amerikanischen Präsidenten, gerade als dieser seine Rede beginnen will. Kurz darauf detoniert eine gewaltige Bombe direkt unter dem Podium und deckt den ganzen Platz in Schutt und Asche. Gesehen wird dies von einer Reihe verschiedener Leute aus diversen Perspektiven.
Kritik:
Als der Film in die Kinos kam, war ich hin- und hergerissen ihn mir anzusehen. Einerseits steh ich ziemlich auf gut erzählte Parallelstories, andererseits wirkte es etwas abschreckend, dass 8 Mal dieselbe Situation erzählt werden sollte – selbst, wenn aus anderen Perspektiven. So kam es auch, dass bei mir altem Skeptiker wieder mal die Vorsicht vor verschwendetem Geld obsiegte und ich mir den Kinobesuch sparte. Und ich bin stolz auf meinen Riecher!
Der Film ist keinesfalls schlecht, das sicher nicht und der Faktor, der mich im Februar vom Kinobesuch abgehalten hat, war auch nicht so tragisch, wie ich es erwartet hatte. Es gab zwar einen Moment, in dem ich mir nur dachte »Och ne, nicht schon wieder diese ätzende Bühne…«, aber das war mehr ein flüchtiger Gedanke und danach wurde mir jene »ätzende« Bühne fortan auch erspart. Ich glaube viel mehr, dass das Problem das Films darin liegt, dass er direkt von Anfang an mit Action loslegt. Nach ein paar Minuten fallen bereits die ersten Schüsse, eine Riesenexplosion, Massenpanik… wie lange muss man gewöhnlich in Filmen drauf warten? Das Konzept des Spannungsbogens ist scheinbar doch nicht nur eine veraltete Richtlinie, an die sich höchstens mittelalterliche Theaterstücke richten mussten; wenn ein Film direkt von Beginn an mit der Action loslegt und diese dann auf demselben Level bleibt – eigentlich sogar eher absinkt, da man die Actionszenen ja spätestens nach der dritten Wiederholung auswendig kann – wirkt das Ganze relativ schnell relativ langweilig, eintönig. Erst zum Schluss, in der letzten Viertelstunde ungefähr, steigt die Spannungskurve erneut, als von den Parallelgeschichten in eine normale Erzählweise umgeschaltet wird und eine wilde Verfolgungsjagd entbrennt. Ich muss gestehen, an diesem Zeitpunkt habe ich mich sogar gebannt aufgesetzt und mitgefiebert (nachdem ich mich zuvor eher hingelegt hatte).
Von den Darstellern her ist der Film ziemlich gut bedient, das muss man ihm definitiv lassen. Seien es die Hauptrollen, besetzt durch Dennis Quaid, Matthew Fox (der nette Doktor aus LOST) und Forest Whitaker (irgendwie spielt der Typ auch immer dieselben Rollen…) oder die Gastauftritte von Alien-Frau Sigourney Weaver oder Bruce McGill. Sie spielen auch allesamt überzeugend (Matthew Fox allerdings nicht ganz in der Liga seiner Kollegen) und zufriedenstellend – egal ob aus der Perspektive ihrer Schokoladenseite oder nicht.
Der Plot an sich ist ebenfalls nicht schlecht, die Story hat mir sogar zugesagt, doch irgendwie dauern die einzelnen Parallelgeschichten stellenweise zu lange. Häufig werden nur dieselben, bereits bekannten Szenen gezeigt, nicht mal unbedingt aus einer anderen Perspektive, ohne wirklich neue Erkenntnisse zu Tage zu fördern. Klar, jede der Geschichten deckt ein weiteres Puzzlestück des Gesamtplots auf und im Nachhinein wird auch klar, dass keine Situation ein Lückenfüller war, sondern alles seine Bedeutung hatte, aber tun das einige Geschichten weit mehr als andere. Dementsprechend sind einige interessanter als andere, bekommen aber ungefähr dieselbe Länge zugeschrieben – ein weiterer Punkt, der die Langatmigkeit zur Folge hat.
Besonders auffällig waren in diesem Fall auch wieder das »Schicksal« der Figuren und ihre verknüpften Lebenswege, die sich immer wieder schnitten. Gerade die wichtigsten Personen auf einem Platz mit hunderten von Menschen treffen aufeinander und münden schließlich am selben Punkt. Irgendwo erfordert das das Drehbuch auch und es ist auch klar, dass alle gezeigten Figuren eine tragende Rolle spielen, aber in der vorliegenden Form wirkte alles doch sehr aufgesetzt und passend hingebogen. Einen direkten Verbesserungsvorschlag hätte ich zwar nicht, aber es gehört dennoch zu den Mängeln des Films. Ebenfalls eine Unstimmigkeit – in meinem Verständnis zumindest – des Plots stellt die Technik dar. Mithilfe eines PDAs können Gewehre auf Fernsteuerung bedient, Bomben gezündet und nicht zuletzt auch SMS geschrieben werden. Ich kann nicht sagen, in wie fern das Ganze realistisch ist, aber mir kam es nicht so vor. Sollte aber kein Punkt sein, der einen abschreckt, da es sich hierbei wirklich nur um Kleinigkeiten handelt. Und im Gegenzug gefällt mir ja auch die Idee, mal spanische Terroristen einzusetzen, anstatt die ewigen Araber und Russen. Innovation!
Die Spannung setzt dann richtig ein, wenn die Verfolgungsjagd gegen Ende startet, und was man während des Films an Action vermisst hat, wird hier eiskalt aufgeholt. Eine ordentlich lange, spannende und im gewissen Maße auch nervenaufreibende Verfolgungsjagd durch die engen, alten Straßen einer spanischen Stadt. Alles sieht echt aus und die Special Effects erfüllen ihren Zweck, auch wenn einige Fahrmanöver wohl nicht ohne einen Knight Rider zu schaffen wären (ja, ich weiß, dass das Ding Kid heißt, aber dann wüsste wieder kein Schwein worüber ich rede^^).
Auch die Regie hat einige gute Ideen gehabt. Während den normalen Filmszenen zwar nicht besonders auffällig, aber das Zurückspulen nach den einzelnen Parallelgeschichten zum Beispiel war eine wirklich gute Idee. Nach dem dritten oder vierten Mal kann man sich zwar auch nur noch schwerlich dafür begeistern, aber der Gedanke zählt ja bekanntlich. Am schönsten fand ich diesen verschwommenen Schnellblick auf alle Figuren zum Schluss, das hatte schon was.
Insgesamt also eher ein Film zum einmaligen Ansehen, wenn man Interesse dran hat. 8 Blickwinkel ist definitiv kein Film, den man gesehen haben muss und bei vielversprechenden Alternativen würde ich auch eher zu denen greifen, aber ein gewisser Unterhaltungswert ist natürlich präsent und zeigt sich vor allem im letzten Viertel des Streifens. Das die Amerikaner zum Schluss wieder als die glorreichen Guten dargestellt werden, ist nicht gerade die beste Lösung, wie man den Film zu Ende bringen konnte, aber wer erwartet von Hollywood noch was anderes (man erinnere sich nur an die peinliche Flaggenszene in »Spider-Man 3«…)?
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (Quaid war gut, auch wenn er überwiegend wieder dasselbe Gesicht drauf hatte, Fox merkte man seine Frische im Filmgeschäft an und Whitaker halte ich sowieso nicht für einen so talentierten Mann)
Plot: 6/10 (nette Geschichte, aber mit zu vielen Durststrecken während den Wiederholungen)
Effekte: 9/10 (sah alles astrein aus)
Anspruch: 4/10 (selbst wenn man mal nicht aufpasst, wird’s ja noch mindestens zwei Mal wiederholt, also ist es unwahrscheinlich, dass man was verpasst)
Gesamteindruck: 5/10