Lara Croft, die nach ihrer verschollenen Mutter sucht, ist auf den Spuren vom Donnergott Thor und dessen gewaltiger Kraft, die die Rettung und Zerstörung der Welt zugleich bedeuten kann.
Kritik:
Nach dem Trailer wollte ich von dem Spiel schon gar nichts wissen. Im Übrigen war die Reihe für mich nach »Angel Of Darkness« ohnehin irgendwie gestorben, da es nicht mehr sonderlich viel mit Tomb Raider zu tun zu haben schien. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ich mit Figuren wie Natla oder Amanda nichts anfangen kann, die im Spiel vorkommen und eine relativ zentrale Rolle spielen. Eine völlig unabhängige Bewertung also.
Meine Befürchtungen, das Spiel fast größtenteils unter Wasser spielen zu müssen, lösten sich schnell in Luft auf und ich spürte schon in den ersten Leveln einen Hauch des Tomb Raider – Flairs aufkommen. Nichts war so atmosphärisch wie in den Teilen 1-3, aber es ging definitiv in die richtige Richtung. Alte Ruinen mit eingestürzten Gängen, versteckten Schätzen, zahlreichen Möglichkeiten Laras Fähigkeiten auf die Probe zu stellen und einem nicht immer gleich ersichtlichen, linearen Weg. Ich weiß nicht, was genau man hätte besser machen können… es ist lange her, dass ich die alten Teile gespielt habe, aber vielleicht war damals gerade so toll, dass es kaum eine richtige Story gab, dass sich alles primär um das Spielen und Lösen von Rätseln gedreht hat. Hier gibt es nicht wenige Nebenfiguren, Dialoge, Zwischensequenzen… irgendwie stört das die Atmosphäre.
Und wo schon dieser magische, übernatürliche Touch wieder aufgenommen wurde, hätte eine zum Leben erwachende Statue doch auch niemandem geschadet… das war immer der Renner in den Vorgängern, wenn die Erde bebte und hinter einem eine steinerne Statue zum Leben erwachte! Stattdessen gibt es hier Tiger, Haie, Fledermäuse, Geparden, (Riesen-)Spinnen, Söldner und Untote. Nicht gerade eine Vielfalt an Gegnern, aber für TR-Verhältnisse fast schon zu viele – besonders Söldner reißen einen immer aus dieser einsamen, abgelegenen Atmosphäre heraus. Im Übrigen sind sie aber absolut keine Herausforderung – die angekündigte, verbesserte KI ist absolut nicht zu merken. Söldner landen in deutlicher Überzahl vielleicht mal einen Glückstreffer, meist auch nur wenn man still steht und selbst wenn man von vier Untoten auf engstem Raum umzingelt ist, dauert es zahlreiche Sekunden, bis man mal einen Schlag abbekommt. Und Laras Energie reicht für einige davon aus.
Das Einzige, was einen Energie oder das Leben kosten könnte, sind die zahlreichen Sprünge, oder viel mehr das Fallen bei einem Fehlsprung. Das Spiel erfordert eine Menge Akrobatik, die nicht von schlechten Eltern ist: Klettern, abstoßen, springen, abseilen, hochziehen, hangeln, schwingen – alles was man brauch um in den großen Räumen auch wirklich überall hinzukommen. Und selbst wenn man dabei mal versagen sollte, fängt man meistens nur ein paar Schritte zuvor wieder an – wenn nicht sogar direkt wieder am Absprungpunkt. Das ist immerhin ein Faktor, den Underworld seinen frühen Vorgänger voraus hat: Alle paar Meter automatisches Speichern, keine Speicherkristalle. Ich hasse Speicherkristalle. Lara hat eine Menge Fähigkeiten, die alle im Laufe des Spiels in Anspruch genommen werden und die es zu entdecken gilt, da sie nicht immer so offensichtlich sind.
Apropos Offensichtlichkeit… natürlich gibt es wieder schöne, antike Rätsel, die es zu lösen gilt und die davon abhalten, das Spiel einfach auf die Schnelle zu durchlaufen. Sie sind allesamt nicht wirklich schwer, auch wenn man an einigen Stellen doch etwas länger knobeln und ausprobieren muss. Wesentlich anspruchsvoller, im Grunde genommen sogar das Anspruchsvollste im Spiel, sind da einige Sprung- und Akrobatikeinlagen, die einen manchmal derart lange aufhalten, dass man daran zu zweifeln beginnt, ob man auf der richtigen Spur ist. Doch selbst wenn einiges nicht so offensichtlich ist, finde ich es mehr als überflüssig ins Menü die Lösung für jedes einzelne Problem einzubauen. Per simplen Knopfdruck kann man dort nämlich einen Tipp zur aktuellen Herausforderung erfragen (der meistens so etwas Sinnloses beinhaltet wie »Ich muss irgendwie auf die andere Seite kommen.«) oder sich direkt die Lösung anhören. Schon bei »Uncharted« gab es eine ähnliche Funktion, die meiner Meinung nach einfach nicht in so ein Spiel gehört. Sie ist einfach zu verlockend. Ich meine, wenn jemand wirklich nicht weiterkommt und keine Geduld für Derartiges aufbringt (wobei man sich in dem Fall wohl im Spiel vergriffen hätte), kann er auch problemlos im Internet diverseste Lösungen finden, da brauch es keine verlockende zwei Knopfdrücke im Spiel. Anmerken möchte ich aber auch, dass einige Aufgaben stark aus alten Teilen abgekupfert sind, man erwähne nur aus dem Boden schießende Speere, aus den Wänden lodernde Flammensäulen und ähnliches, die trotz einiger Weiterentwicklungen doch ein alter Hut sind.
So schön die Grafik auch ist, sowohl landschaftlich als auch von den Personen her (ich habe nicht umsonst immer davon geredet, jetzt »auf Laras Arsch glotzen zu gehen«), gibt es einige kleinere Makel, die einfach nicht mehr vorkommen sollten – ich bin sicher, dass die PS3 genug Möglichkeiten bietet, derartiges auszumerzen. Z.B. Söldner, die von einer Granate in die Wand geschleudert werden und dort mit dem Kopf drin hängen bleiben oder auch Lara, die am Rand von Gesteinsanhäufungen einfach steckenbleibt und sich nicht mehr regen will oder teilweise in Felsbrocken verschwindet.
Was bleibt sonst noch zu sagen? Kleinigkeiten, die keinen eigenen Abschnitt erfordern… zu Beginn jedes Levels darf man sich Laras Outfit aussuchen. So etwas wie »Leichtes Dschungeloutfit« oder »Schweres Dschungeloutfit. Ich hätte diesem heißen Body natürlich stets am liebsten das leichte Dschungeloutfit aufgezwungen, selbst bei den Eis- und Schneeleveln, aber naja, die Auswahl steht einem dann doch leider nicht so frei zur Verfügung. Wobei sie schließlich auch mit einem äußerst knappen Neoprenanzug ins Eismeer springt, kälteunempfindlich scheint sie also zu sein…
Das Gameplay ist auch recht akzeptabel. Vom Schießen her macht sich praktisch alles automatisch, sobald sich ein Gegner in Laras Blickfeld befindet. Es ist ihr sogar möglich in zwei Richtungen gleichzeitig auf zwei verschiedene Gegner zu ballern, sofern sie zwei Waffen benutzt natürlich… Neben den unerschöpflichen, altbekannten Pistolen, kann man zu Beginn des Levels neben dem Outfit auch die Zweitwaffe mit limitierter Munition auswählen. Die Auswahl beschränkt sich auf Maschinenpistolen, ein –gewehr, Schrotflinte, Harpune und dergleichen. Ich habe lediglich erstere beide ausprobiert, aber bin mir ziemlich sicher, dass man mit dem Maschinenpistolen am besten bedient ist – so war es zumindest auch in den alten Teilen. Und wenn’s eng wird, hat man ja immer noch Handgranaten zur Verfügung.
Der größte Störfaktor des Spiels ist aber die sehr eigenwillige Kamera. Man braucht bei den meisten Sprüngen eine sehr feine Einstellung, in welche Richtung Lara sich begeben soll, und dafür wird maßgeblich die Kamera benutzt, die sich aber nicht selten schnell mal selbst justiert. Knifflig wird das schon, wenn man schnell reagieren und springen, davor aber noch die Kamera einstellen muss. Es gab nicht selten Momente, in denen Lara in ihren Tod gesprungen ist und ich mir nur dachte, dass sie noch mehr Holz im Kopf als vor der Hütte hat…
Ansonsten wird es einige vielleicht noch interessieren, dass Lara einen fahrbaren Untersatz zur Verfügung hat: Ein schickes Motorrad, das fast so dicke Reifen hat wie das Badpot aus »The Dark Knight«. Die Steuerung damit ist nicht umwerfend, aber man kommt klar. Sollte man zumindest, da es keine unerhebliche Rolle für einige Aufgaben darstellt. Leider ist das Absteigen auch recht nervig, wenn man durch Gänge fährt, in denen alle zehn Meter Vasen und Gefäße stehen, in denen sich Schätze verbergen könnten. Könnten wohl gemerkt, meist findet man nur einen Haufen Staub.
So, ich denke das Review ist lang genug geworden. So ausschweifend wollte ich eigentlich gar nicht werden, aber gut… Ich mag das Spiel und es wird seinen negativen Kritiken keinesfalls gerecht. Es geht in Gedanken an die alten Teile der Reihe wieder in die richtige Richtung, auch wenn noch einiges fehlt, das wohl durch anderes ersetzt wurde, was aber irgendwie der Atmosphäre Abbruch tut. Damit hängt auch das leicht enttäuschende Ende zusammen. Auf jeden Fall ist es wesentlich fordernder – und vor allem länger – als »Uncharted«, was schon mal deutlich für das Spiel spricht, auch wenn Lara im Gegensatz zu Drake keinen Humor hat. Dafür hat sie aber… andere Qualitäten.
Bewertung:
Spielspaß: 8/10 (es ist sehr fesselnd, könnte aber noch einen Ticken länger und anspruchsvoller in den Rätseln sein)
Grafik: 8/10 (schön anzusehen, mit ein paar kleinen Mängeln)
Charaktere: 5/10 (Nebenfiguren gehören für mich einfach nicht in einen Tomb Raider Teil, und mindestens zwei von ihnen waren dieses Mal viel zu übertrieben…)
Gesamt: 8/10
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