The Book Of Eli Review
Laufzeit: ca. 117 Minuten
Genre: Action
Regie: Hughes Brothers
Darsteller: Denzel Washington, Gary Oldman, Ray Stevenson
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 18. Februar 2010
Inhalt:
Ein einsamer Wanderer streift durch das tote Amerika, zu dem es wurde, als vor dreißig Jahren die Atombomben fielen. Sein wertvollster Besitz, das seltenste Buch der Welt, ist dabei sein Wegweiser, doch stellt es auch die größte Gefahr für ihn dar, denn es gibt Menschen, die von dessen Existenz wissen und sie zu Machtzwecken ausnutzen wollen.
Kritik:
»Das gab es schon mal, und es wird wieder funktionieren.«
Wieder einer dieser Filme, die mich völlig überrumpelt haben. Erst vorgestern, beim Blick in die neue TV-Zeitung fiel mein Blick auf den neuen Streifen mit Denzel Washington. Eigentlich bin ich ja kein Freund von dem Mann, obwohl er mir seit »American Gangster« und
»Inside Man« schon erheblich sympathischer geworden ist, aber er ist schließlich auch gar nicht der Grund, warum mich der Film auf Anhieb so interessierte. Viel mehr waren es die Schlagwörter „von
Fallout 3 inspiriert“ und „exzessive Gewalt“. Letzteres spricht für sich, aber besonders interessierten mich die Aspekte eines der bislang besten PS3-Games, die ihren Weg in diesen Film gefunden haben.
Natürlich war es naheliegend ein postapokalyptisches Amerika nach einem Atomkrieg nach dem Vorbild eines derart erfolgreichen Videospiels zu gestalten, das genau dieselbe Vergangenheit aufweist. Nun, vielleicht nicht genau dieselbe, denn im Gegensatz zu
Fallout 3 gibt es in »The Book Of Eli« keine Science-Fiction und keine Vaults (Hightech-Schutzbunker), es ist eine Welt, wie sie sein könnte, wenn heute oder in den nächsten Jahren ein Atomkrieg ausbrechen würde. Und ja, man merkt woher die Inspirationen stammen – allein die Anfangsszene mit der Gasmaske schreit geradezu „Seht mich an, ich seh doch aus wie das Cover des Spiels, aus dem abgeguckt wurde“, aber allzu viele Parallelen zum Spiel würde ich nicht aufstellen. Wir sehen die zerstörten Highways in einer trostlosen Wüstenlandschaft, die jeder Fallout-Spieler zweifellos kennen wird, wir sehen eine Straße, die weit und breit die einzige ihrer Art zu sein scheint, wir haben den Einsatz alter Musik (und wenn ich alt sage, meine ich ganz im Fallout-Sinne für uns alt), wir haben verwahrloste Holzhäuser mitten in der Wüste, wir haben Raider, die hilflose reisende überfallen, vergewaltigen und brutal ermorden und wir haben sogar eine Stadt, die Canterbury Commons ähnelt. Von der Story und von den Figuren her gibt es allerdings keine Ähnlichkeiten. Gut, Hauptperson Eli ist ebenfalls ein einsamer Wanderer, wie auch der Spieler im Game teilweise genannt wird, doch erfährt man weder seine Herkunft, noch sonderlich viel über seinen Charakter und sein Leben vor dem Krieg. Auch die Bösewichte haben keine Ebenbilder im Spiel, man hat sich bei den Hommagen wohl eher auf Optik und Atmosphäre konzentriert. Ob gelungen oder nicht, darüber lässt sich wohl streiten. Ich persönlich habe Panorama-Aufnahmen der Wüste vermisst, denn gerade die endlosen Weiten der Spielwelt haben das Game ausgemacht und im Film wird sich immer so sehr auf feste Punkte der Handlung konzentriert. Außerdem ist alles wie mit der Wasserwaage aufgeschüttet, alles ist völlig eben, während Fallout 3 nur so vor Hügeln, Bergen und Tälern strotzt, man seinen Weg mit einem Fluss kreuzt, alte Kraftwerke findet und auch die dazugehörigen Strommasten, die einsam in der Landschaft stehen und als Ersatz für Bäume wirken. Solche Kleinigkeiten hören sich nicht nach viel an, aber sie bewirken doch eine ganze Menge. Denn selbst nach einem Atomkrieg… irgendwo werden sich doch wohl Ruinen finden, und wenn es nur die von kleinen Holzhütten sind. Stattdessen findet sich im Film nur ein einziges, einsames Haus, das umgeben ist von derselben langweiligen Wüste, die man den ganzen Film über zu sehen kriegt. Kein Schrott drumherum, keine Trümmer, keine Ruinen. Ziemlich unglaubwürdig, oder? Was also die Wüste angeht, empfand ich sogar die Inszenierung von
»Resident Evil: Extinction« gelungener, bzw. zweckmäßiger. Was man dafür »The Book Of Eli« zugutehalten darf, ist die Übernahme der nicht existenten Farben aus Fallout 3. Genau wie im Spiel ist auch im Film alles sehr trist und eintönig, womit die Postapokalypse großartig verdeutlich wird und wie man hier sieht, macht sich das Ganze auch auf der Leinwand gut.
Aber genug vom Spiel. Nicht nur als ich von der „exzessiven Gewalt“ in der Zeitung las, auch als ich sie dann sah, fragte ich mich doch, wie Denzel Washington in das Ganze passte. Ich meine, wir reden hier über Denzel Washington, wenn es eine Top3 der Schauspieler gäbe, die nicht fürs Grobe zuständig sind, wäre er zweifelsohne dabei. Wie kommt man also zu ihm für eine derartige Rolle? Nun, da ich ja leider nicht spoilern darf, kann ich das Mysterium auch nicht aufklären, aber mit dem Voranschreiten des Filmes wird einem auch zunehmend klarer, warum es ein so hochkarätiger Schauspieler für diese Rolle sein sollte, vor allem macht es auch die famose Aufklärung zum Schluss ganz deutlich. Die "exzessive Gewalt" ist übrigens eine ziemliche Übertreibung. Der Film hat ein paar schicke Szenen, die eine gewisse Brutalität bieten, aber wer Blut usw. gewöhnt ist, wird über die Gewalt in diesem Film nur müde lächeln können.
Ein ebenso großes Lob, wie das, welches Washington ohnehin von vorneherein inne hatte, gebührt aber auch Gary Oldman, der mich immer mehr beeindruckt, aber niemals so, wie in der Rolle eines Schurken. Ich liebte ihn als Zorg in »Das 5. Element« und mindestens genauso überzeugend ist er auch hier wieder als Schurke. Er macht auch als Commissioner Gordon in
»Batman Begins« /
»The Dark Knight« und als Sirius Black in »Harry Potter« viel her, aber er ist einfach einer dieser Darsteller, denen das kriminelle Genie auf den Leib geschneidert ist. Wenn ich einen Film drehen würde, wäre er einer meiner ersten Wahlen für die Rolle des Schurken – vielleicht direkt nach Will Smith, der sich die Rolle des Bösen schon so lange wünscht und ich ihm diesen Traum natürlich erfüllen würde, damit er mir für immer und ewig dankbar wäre… muahahaha.
Die Dritte im Bunde wäre Mila Kunis, die man womöglich aus »Max Payne« oder »Nie wieder Sex mit der Ex« kennt, die aber keine übermäßige Erwähnung verdient, wie ich finde. Ungefähr so wie Ray Stevenson, den ich immer noch dafür hasse, dass er Thomas Jane die Rolle des
»Punisher« abgenommen hat. Kindisch, er kann doch nichts dafür, ich weiß, aber bei dem eigenen Lieblingsfilm darf man sich solche Freiheiten ruhig nehmen.
Zur Story kann ich leider nicht allzu viel sagen, weil der interessante Teil erst in der zweiten Hälfte auftritt und ich da niemandem etwas vorwegnehmen möchte. Nur so viel sei gesagt: Sowohl die Leute, die nach den ersten Minuten ein stupides Aufgeschlitze erwarten, als auch diejenigen, die irgendeine Christen-Story erwarten, die nur Gott propagieren soll, denen kann ich versichern, dass sie beide falsch liegen. Der Film ist wirklich gut durchdacht, hat eine intelligente Handlung und zeigt eine sehr interessante Theorie in Hinsicht auf eine postapokalyptische Welt und wie sich normale Menschen, die zu den wenigen gehören, die schon vor dem Krieg auf der Erde weilten, zu welchen entwickeln, die ihre Überlegenheit und ihr Wissen ausnutzen wollen um über die Armen, Schwachen und Ungebildeten zu herrschen. Das Ende zeigt auch, dass eine deutliche religiöse Note mit einfließt, aber es ist nichts, was die Kirche propagieren würde, es zeigt einfach, wie wichtig es ist, in schlimmen Zeiten etwas zu haben, woran man glauben kann und das dieser Glaube wegweisend und weltbewegend sein kann. Haltet mich für zu romantisch, aber mir gefällt diese Botschaft und so viele Menschen sich auch in unserer Zeit von Gott abwenden, wenn es wirklich zu einer Welt wie der im Film kommen sollte, würde sie genau so lange weiterleben, wie der Glaube weiter existiert.
Ich mag den Film. Die Darsteller sind großartig, die Handlung ist klug und gelungen, vor allem das Ende ist wirklich umwerfend, einzig die Aspekte, die die Filmemacher sich beim Videospiel
Fallout 3 abgeschaut haben, sind nicht ganz geglückt, denn in Sachen Atmosphäre hätte man deutlich mehr erschaffen können und auch die Optik ist nicht perfekt. Wenn wir jedoch eine Verfilmung des Spiels zu erwarten haben, ist das sicher schon ein erster Einblick darauf, wie das Ganze aussehen könnte. »The Book Of Eli« ist nicht unbedingt ein Film, den man auf Leinwand sehen muss, aber die DVD wird eine Pflichtbesorgung sein.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 7/10