Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit Season 1 Review
Laufzeit: ca. 294 Minuten
Genre: Zeichentrick
Regie: Kazuo Terada, Saburo Hashimoto, Yeun Young Sang
Darsteller: /
Gesehen auf: Deutsch
Inhalt:
Als ihre schottische Burg von Wikingern überfallen wird, versetzt ein Magier die überlebenden Gargoyles in einen ewigen Schlaf. Der Fluch wird ein Jahrtausend später vom Multimilliardär David Xanatos gebrochen, indem er die gesamte Burg aufs Dach seines Wolkenkratzers in New York schaffen lässt. Sein Vorhaben gelingt, die Gargoyles erwachen…
Kritik:
Nachdem ich immer wieder in letzter Zeit über den Namen der Serie gestoßen bin, überwog letztendlich die Neugier und ich setzte mich an die erste Staffel. Nach mindestens 10 Jahren wurde das wohl mal wieder Zeit.
Ein elementarer Eindruck, den ich gewonnen habe, war, dass die Serie bei MARVEL z.B. vielleicht besser aufgehoben gewesen wäre. Die ganze Geschichte um furchterregende Monster, die in der Nacht erwachen, die Gewalt und gewissermaßen auch der Zeichenstil… es war nicht ganz die Sparte von Disney. Unter MARVEL wäre der Erfolg sicher erheblich größer gewesen, mit noch weit ernsteren Episoden und härteren Kämpfen. Aber es ist nun mal wie es ist und so muss es nun auch bewertet werden.
Mit 13 Episoden ist die erste Staffel doch recht dünn geraten, was aber nicht weiter verwunderlich ist, da das Ganze wahrscheinlich auf einer vorsichtigen Testebene ablief. Denn neben dem ungewohnten Stil seitens Disney, zeichnet sich »Gargoyles« noch durch weitere Dinge von der Zeichentrickmasse ab, wie z.B. der fortlaufende Handlungsstrang.
Alles in Allem mag ich die Geschichte um die Steinstatuen sehr gerne, die in der Nacht zum Leben erwachen und das Böse bekämpfen – und nicht selten auch mit sich selbst zu kämpfen haben. Die Hauptfiguren sind teils klischeehaft, überwiegend aber recht erfrischend. So ist Protagonist Goliath nicht der typische Held, sondern viel mehr die Stimme der Vernunft. Nichts desto trotz kommt auch er gelegentlich aus sich heraus und spielt in seiner Wut Berserker, wobei er seine sonst so penible Vorsicht vergisst. Broadway und Lexington bilden dann schon eher das Klischee als dicker Vielfraß und kleines Genie, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht auch für Überraschungen zu haben sind.
Ein starkes Stück sind in der Serie aber vor allem die Schurken. Allen voran David Xanatos, der einen wirklich sehr undurchsichtigen Charakter hat und schwer zu durchschauen ist. Er plant viel im Voraus, ist durch nichts zu überraschen und legt stets alles so aus, als hätte er es genau so beabsichtigt. Demona, Goliaths Ex, ist dann wieder so eine Sache… zwar ist es unerlässlich einen zentralen Gargoyle als Gegenspieler zu bieten, andererseits sind ihre Motive sehr schwammig. Sie hasst die Menschheit und will über sie herrschen, versucht aber stattdessen immer wieder Goliath umzubringen, was sich bei mir jedweder Logik widersetzt. Möglicherweise wird dies in der erheblich längeren zweiten Staffel aufgeklärt, aber dazu kann ich nichts sagen. Und die letzten erwähnenswerten Gegner mit Mehrfachauftritten sind dann noch »The Pack« - eine Gruppe aus Vier vermeintlichen Helden, die ihre eigene Fernsehserie haben. Wahrscheinlich sind sie maßgeblich daran schuld, dass mir der Gedanke gekommen ist, »Gargoyles« wäre besser bei MARVEL aufgehoben gewesen – sie sehen nämlich allesamt wie ein Abklatsch von Wolverine & Co. aus.
Die Story ist, wie gesagt, durchweg relativ interessant. Die Episoden sind abwechslungsreich und spannend (vor allem der 5-Teiler zum Auftakt), nur von einer unheimlich gewaltigen Zahl von Logikfehlern und anderen Mankos durchzogen. Klar, Zeichentrick und Logik sind sowieso zwei verschiedene Welten, aber wenn in einer Burg Kohle auf den Steinboden fällt, dieser Feuer fängt und sich das Feuer in Sekundenschnelle über die restlichen Steinböden ausbreitet, mach ich mir schon so meine Gedanken… genauso wie der teils sehr schnelle Erzählstil. Demona bricht durch Elisas Fenster, schießt einen Giftpfeil auf sie und sagt: »Du wurdest vergiftet. Nur ich habe das Gegengift. Sag Goliath das. Ciao.« Alles klar, 20 Minuten sind ein enges Zeitfenster.
Des Weiteren scheint mir der Zeichenstil, vor allem Goliath betreffend, mehr oder minder stark zu schwanken und sich leicht zu ändern. Manchmal sieht er wirklich so aus, als wäre er von einem MARVEL-Praktikanten gezeichnet worden, dann wieder kann man deutlich den Disney-Stil erkennen – beziehungsweise eine Abart davon.
Diese Season ist ein schöner Auftakt zu einer spannenden, etwas anderen Disney-Serie, aber eben nicht mehr als ein Auftakt. Da quasi die erste Hälfte der Season eine Art Pilotfilm bildet, bleiben nicht mehr viele Episoden, um die Handlung voranzutragen und das gelungene Finale kommt viel zu schnell. Überhaupt merkt man immer wieder, wie die Story sich beeilt um in die 20 Minuten zu passen, wobei sie mindestens 30 gebraucht hätte.
Die Charaktere sind interessant, tiefgründig und man lernt immer wieder etwas Neues über sie, es kommen ausreichend neue und abwechslungsreiche Gegner und Nebenfiguren hinzu und die Handlung wechselt durch Rückblenden auch immer aus dem gewohnten New Yorker Nachtleben in das gänzlich andere Setting vom vergangenen Schottland des 10. Jahrhunderts. Gegner kriegen für gewöhnlich einen derart praktischen Abgang, dass man sie mit ziemlicher Sicherheit in kommenden Episoden erwarten darf, was ich doch als positiv erachte. Es ist immer wieder schön, bekannte Gesichter zu sehen, die den Alltag der Helden überraschend durcheinander bringen (*an Quackerjack, Buxbaum und Fiesoduck denkt*).
Dass sämtliche Polizisten und Spezialeinheiten mieser mit ihren Waffen zielen können als alle Figuren, die je im »A-Team« aufgetaucht sind, erwähne ich mal nur am Rande, denn es wird immerhin auch deutlich, dass keiner der Protagonisten unverwundbar ist und in einer Episode führt der Einsatz von einer Waffe auch zu einer gewissen sehr ernsten Dramatik, die man in einer Zeichentrickserie nie erwartet hätte. Und eben diese Besonderheit ist es auch, die »Gargoyles« ausmacht. Der heutigen Jugend, die primär auf Animes ausgerichtet ist, wird die Serie wohl nicht mehr sonderlich zusagen, aber für die etwas älteren Generationen, die damit aufgewachsen sind, bleibt es mit Sicherheit eine markante Erinnerung.
Bewertung:
Darsteller: -/10
Plot: 5/10
Effekte: -/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 6/10