In meinem Himmel Review
Laufzeit: ca. 135 Minuten
Genre: Fantasy-Drama
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Mark Wahlberg, Rachel Weisz, Stanley Tucci
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 18. Februar 2010
Inhalt:
Susie ist 14 als sie auf dem Heimweg von der Schule ermordet wird. Obwohl der Täter direkt gegenüber wohnt, wird er nicht gefasst und Susies Familie kommt mit dem Verlust nicht zurecht. Ihr Vater versucht auf eigene Faust den Mörder zu finden, ihre Mutter zieht so weit weg, wie ihr nur möglich. Doch Susie ist noch nicht fort, zumindest nicht ganz. Sie verweilt in einer Zwischenwelt und beobachtet das, was sie hinter sich lassen musste. Sie ist noch nicht bereit, weiterzugehen.
Kritik:
»Ich war 14 als ich ermordet wurde.«
»In meinem Himmel« ist einer dieser Filme, der zwar im Kino läuft, aber vollkommen an mir vorbeiging. Erst als der Name in einem Gespräch fiel und ich mir anschließend den Trailer ansah, erwachte mein Interesse und ich beschloss mir den Streifen ebenfalls anzusehen. Hey, Peter Jackson, Mark Wahlberg, irgendwas muss dabei schon rumkommen, stimmt’s? Auch, wenn er von Kritikern ziemlich zerrissen wird, wie mir ein Vögelchen zwitscherte…
Wie dem auch sei, neben den großen Namen im Film, interessierte mich das Ganze vor allem wegen der Fantasy-Aspekte mit der Zwischenwelt, aber es sei gleich gesagt, dass man nicht zu viel Fantasy erwarten sollte, da nicht allzu viel Handlung in besagter Zwischenwelt spielt. Der Film konzentriert sich darauf, das Verarbeiten der Familie zu zeigen und das Leben des Mörders, wie er seine Arbeit vertuscht, wie er weiterlebt und irgendwann wieder Lust zum Morden bekommt.
Ungefähr die erste halbe Stunde lang war ich ausgesprochen angetan von dem Film. Die Spannung, wie, wo und wann genau Susie nun gestorben war, hielt sich auf einem nicht unerheblichen Level, man erwartete die Reaktion der Familie und nebenher bekam man die Zwischenwelt zu sehen, die Jackson mit ein paar äußerst großartigen Bildern versehen ließ, die es mir wirklich angetan haben. Besonders der Mond mit dem Zifferblatt einer Uhr, der versunkene Leuchtturm und die an der Küste zerschellenden Flaschenschiffe fand ich ausgesprochen beeindruckend, vor allem in Verbindung mit ihrer Symbolik zur realen Welt. So weit war also alles in Ordnung, aber was waren schon 30 Minuten, wenn noch 105 folgen sollten, die weit weniger überzeugend waren? Die eindrucksvollen Bilder verloren sich. Susie und ihre Zwischenwelt wurden nur noch selten gezeigt und wenn, dann kaum noch in Kombination mit beeindruckenden Bildern. Der Film konzentrierte sich also auf die Welt der Lebenden, was eigentlich gut sein sollte, weil sich die Geschichte schließlich dort abspielte und es war natürlich noch spannend abzuwarten, ob der Täter nun gefasst wurde und wenn, wie es dazu kam. Würde Susie Kontakt aus dem halben Jenseits mit ihren Verbliebenen aufnehmen, würde ihr Vater so lange weitersuchen, bis er auf etwas stieß oder würde dem Täter schlicht und einfach seine gerechte Strafe widerfahren? Aber so spannend die Frage auch war, sie fesselt einen nicht über den viel zu langatmigen Mittelteil hinweg und man will letztlich einfach nur, dass der Täter endlich geschnappt wird oder Susie endlich ins Licht geht, damit man an diesem Tag noch zu etwas anderem kam, als dieser schleppenden Story zu folgen.
Es gibt ein paar Lichtblicke, z.B. als die äußerst amüsante Großmutter in die Handlung einsteigt (sieht man von der behaarten Brust von Lindsays Freund ab, der einzige Humor im Film) oder als der Vater eine heiße Spur zu finden scheint, doch nichts davon hält lange und davor wie danach zieht sich alles wieder genauso wie gewohnt. So niedergeschrieben klingt es jedoch tatsächlich schlimmer, als es wirklich ist. Ja, der Film ist deutlich zu lang geraten, aber es gibt zahlreiche Beispiele, die den Rahmen schlimmer gesprengt haben und bei denen man zwischenzeitlich wirklich ausmachen oder zumindest vorspulen möchte, hier kommen lediglich Gedanken auf, wie „das hätte man nun wirklich abkürzen können“ oder „das hätten sie nicht reinbringen müssen“, man möchte allerdings dennoch bis zum Ende dranbleiben und wissen wie es ausgeht.
Das Ende, ja… das ist so eine Sache. Mir persönlich hat es eigentlich nicht gefallen, aber ich habe mich doch dabei erwischt, wie ich sentimental lächeln musste. Es ist einfach viel zu kitschig, angefangen bei dem Grund, warum Susie nicht weitergehen möchte, über den schaurigen Schlusssatz des Filmes bis hin zum finalen Schicksal des Mörders. Ich kann wirklich nicht sagen, dass mir irgendetwas davon gefallen hätte, aber es ist trotz der dramatischen Geschichte eben ein herzerwärmendes Happy End, das vielleicht keine stilistische Größe hat, aber einen doch irgendwie glücklich stimmt.
Schauspielerisch ist alles entsprechend meiner Erwartungen hochwertig. Ich sehe Mark Wahlberg zwar lieber in Rollen wie in »Shooter« oder »Departed«, aber wenn man ihn auch mal als trauernden Vater bewundern kann, sieht man immerhin auch mal, dass mehr hinter ihm steckt als der Actionstar. Wenn ich da so an Mel Gibson als besorgter Vater in »Kopfgeld« denke, läuft es mir immer noch eiskalt den Rücken herunter.
Auch Stanley Tucci, den ich wirklich mag, überzeugte als Frauenmörder, obgleich ich seine Aufmachung nicht begrüßen konnte. Die Frisur, die Brille, die Klamotten, das ist alles so die typische Klischeeaufmachung eines zurückgezogenen Killers oder Irren. Der Gute sah aus wie eine Kopie von Christian Slater in »Amok – He was a quiet man«. Wenn man so etwas sieht, denkt man sich doch, dass man sofort darauf kommen müsste, wer die eigene Tochter umgebracht hat.
Ebenfalls gute Darsteller, die man wie Tucci meist nur aus Nebenrollen kennt, wären in diesem Fall Rachel Weisz und Michael Imperioli, der bei den
»Sopranos« noch Mafioso war und nun den leitenden Polizisten verkörpert.
Anfänglich hatte ich noch den Eindruck, der Film würde
»The Box« toppen (keine Ahnung, wo ich die Verbindung wieder herhabe, wahrscheinlich aufgrund des Dramas mit Fantasy-Elementen), doch der hatte immerhin eine geniale Idee und ein gelungenes Ende, was man in beiden Punkten nicht von »In meinem Himmel« behaupten kann. Zwar ist die erste halbe Stunde sehr überzeugend, aber in erster Linie geht das auf die tollen Effekte und Inszenierungen zurück, die man von Jackson gewohnt ist, mit der Handlung hat das deutlich weniger zu tun. Und überhaupt ist die Geschichte leicht zusammenhanglos, denn während es bei den Lebenden in erster Linie darum geht, Susies Mörder zu finden, so hat Susie offenbar so gut wie kein Interesse daran und verfolgt einen völlig anderen Gedanken, der nicht mal annähernd etwas mit der Hauptgeschichte zu tun hat. Wenn man das so betrachtet, war die ganze Darstellung von Susie in der Zwischenwelt absolut überflüssig und man hätte den Film in einen schlichten Thriller verwandeln können, der zwar kürzer, aber dadurch auch einen Ticken spannender geworden wäre. Klar, er wäre dann nichts Besonderes mehr, ein mickriger Fisch im Ozean, auf dem Peter Jackson steht, aber dieses Werk hier macht auch nicht sonderlich viel mehr her.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 3/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 6/10