Watchmen – Die Wächter Review
Laufzeit: ca. 163 Minuten
Genre: Fantasy / Action / Thriller / Drama
Regie: Zack Snyder
Darsteller: Malin Akerman, Jackie Earl Haley, Patrick Wilson
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 05. März 2009
Inhalt:
Um auch die Verbrecher bekämpfen zu können, denen das Gesetz nichts anhaben kann, bilden eine Gruppe von Leuten die Organisation Watchmen. Sie tun es einigen gewieften Verbrechern nach und maskieren sich bei ihren Tätigkeiten, so dass niemand sie identifizieren kann. Inzwischen gibt es die zweite Generation dieser Helden, die allerdings von Präsident Nixon in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. Und das, während der kalte Krieg herrscht und ein Atomkrieg bevorsteht.
Kritik:
Whoa, das war doch mal wieder ein Kinoerlebnis. Knallige 163 Minuten mit Pause, Müdigkeit und Hunger. Aber ich habe es durchgehalten, bin stolz auf mich und kann zufrieden behaupten, dass sich die 6,70 rentiert haben. Und ich kann direkt von vorne herein sagen, dass der Film seinem Ruf gerecht wird, etwas anderes zu sein.
Ich hab eine Menge zu sagen, aber keine gute Idee, womit man beginnen könnte. Ach, dann mach ich’s auf die feine Englische und geh chronologisch vor. Über den Film kann man nicht sehr viel Negatives sagen, aber er hat ein Problem, und das ist die Länge. Wobei es nicht die Länge an sich ist, eher das Fesseln der Zuschauer während der ersten Stunde. Abgesehen davon, ist der Film spannend und unterhaltsam genug, damit einem die zweieinhalb Stunden nicht als solche erscheinen. Noch kein Vergleich zu
»Herr der Ringe«, der das über vier Stunden schafft, aber dennoch eine ordentliche Leistung.
»Watchmen« ist auch einer der Filme, der durch seine Regie auffällt und besticht. Wie der relativ frische Regisseur Snyder schon in »300« bewiesen hat, scheinen ihm Comicverfilmungen zu liegen. Man erkennt auch seinen Stil wieder, vor allem im Gebrauch der Zeitlupe und des Zeitraffers, aber auch was Blut angeht. Denn obwohl der Film ab 16 freigegeben ist, hat er doch einige deftige Szenen (sowohl hinsichtlich Gewalt, als auch hinsichtlich Sex), die so einiges locker übertreffen, was mir schon mit dem Siegel »Keine Jugendfreigabe« untergekommen ist. Ich will nichts vorweg nehmen, aber Blut fließt sicher in größerem Ausmaß, als man das erwarten würde, es gibt Gedärme zu sehen (keine Angst, nicht auf dem »Saw«-Level) und auch bei den deftigen Szenen wird nicht ausgeblendet. Wie bei »300« wird hier also kein Blatt vor den… Mund (?) genommen und es wird sich bemüht, die betreffenden Szenen ordentlich zu inszenieren und nicht billig wirken zu lassen.
Überhaupt hat der Film erstklassige Effekte und überzeugt optisch problemlos. Es scheint fast so, als hätte er den Großteil seines Budgets in diesen Sektor gepumpt und dafür bei den Darstellern sparen müssen. Wie schon bei »300«, eigentlich noch extremer, weist der Film ausschließlich No-Name-Gesichter auf. Die meisten hat man wahrscheinlich höchstens mal in irgendeiner Serie gesehen… wobei ich sagen muss, dass mich z.B. Patrick Wilson mit seiner Frisur stark an Bruce Campbell (
»My Name Is Bruce«,
»Bubba Ho-Tep«) erinnert hat und Jeffrey Dean Morgan aus dem Profil manchmal Robert Downey Jr. ähnlich sah (»Iron Man«,
»Kiss Kiss, Bang Bang«). Die Hirngespinste eines LorDs… dafür war Malin Akerman ziemlich hübsch anzusehen (nicht zuletzt auch besonders mit einem Hauch von nichts auf ihrem Körper… und mit "nichts" meine ich einen Mann). Wie dem auch sei… alle haben auf jeden Fall überzeugend gespielt und können den Film wahrscheinlich als Sprungbrett in ihrer Karriere ansehen. Ob man den einen oder anderen demnächst noch mal wieder sehen wird, steht wohl noch in den Sternen, aber ich glaube ohnehin nicht, dass ich mich dann noch an sie erinnern könnte. Ich habe jetzt schon vergessen, wie die meisten aussahen und bilde mir nur noch ein schwammiges Bild angesichts der oben genannten falschen Zwillinge.
Die Figuren, die es zu spielen galt, waren aber durchaus interessant. Vielleicht nicht alle… vor allem die zwei recht zentralen Protagonisten Dan und Laurie waren eher uninteressant, fast schon langweilig. Das gleichen dann aber direkt Figuren wie der Blue-Man Dr. Manhattan und allen voran der geniale Rorschach wieder aus, nicht zu vergessen den von Böswilligkeit angehauchten Comedian, für den ich auch besondere Sympathien entwickelt habe. Ja, ich stehe auf Mörder und Vergewaltiger, na und? Aber Rorschach… von dem Typen bin ich einfach begeistert. Nicht nur, dass sein Auftreten mit der komischen Socke überm Kopf, die ständig ihre Tintenflecken ändert, durchaus interessant ist, vor allem seine ganze Figur und die Geschichte, die dahinter steckt ist schlicht genial. Auch ist er es, der die wenigen erstklassigen Sprüche kloppt – wobei besonders die Zwerg-Witze hervorzuheben wären. Ich bin derart begeistert von dem guten Herrn, dass ich ihn hier ohne Umschweife offiziell zu meinem Lieblings-Antihelden Nr. 1 ernenne – und das wohl gemerkt in einer Reihe mit
»The Punisher« und… naja…
»Ghost Rider« vielleicht… eher aber nicht.
Das Einzige was also wirklich stört ist in der Tat nur die erste Stunde des Films, die sich ein klein wenig zieht. Ich meine, ich stehe ja auf tiefgründige und sich entwickelnde Charaktere, aber einige durch ziemlich ausführliche und häufige Flashbacks unterstützte Vorgeschichten nehmen einfach zu viel Platz im Film ein. Als ich mit meinen Freunden nach besagter ersten Stunde in die Pause ging, befürchteten wir schon, dass nun die Vorgeschichte jedes Charakters behandelt würde… und das waren zu dem Zeitpunkt gerade mal zwei Stück von guten 6 oder 7 gewesen. Es ist durchaus zu befürworten, dass alles so gehandhabt wurde, vor allem weil es so diese teils sehr lästigen Fortsetzungen ausschließt (zusammen mit einigen Handlungssträngen), aber man hätte sich doch an der einen oder anderen Stelle vielleicht etwas mehr Kürze gewünscht. Wobei mir an dem ein oder anderen hektischen Schnitt auch aufgefallen ist, dass man hier schon sein Möglichstes getan hatte. Wahrscheinlich ließ sich so ein Epos nicht kürzer zusammenfassen… man muss schließlich auch bedenken, dass hier ein ganzes Buch mit einer abgeschlossenen Geschichte verfilmt wurde, und wann gelingt das schon mal zufriedenstellend? Daher hat das schon seine Richtigkeit, was aber nichts daran ändert, dass sich dieser erste, recht lange Teil, doch leicht hinzieht. Dafür bietet alles Weitere dann aber hoch spannende, intelligente und eben auch blutige Action und Unterhaltung, die das Kinoerlebnis ausgezeichnet rechtfertigen.
Ach, ich könnte mich noch stundenlang über den Film auslassen und diverse Kleinigkeiten vermerken, die mir ausgesprochen gut gefallen haben, wie z.B. das plötzliche Ausblenden der Musik und jeglicher Geräusche, als das Szenario auf den Mars wechselt, oder das Entgegenwirken hinsichtlich diverser Klischees (Stichwort Detonation verhindern [verdammt, das waren zwei Stichworte]), aber ich habe doch wirklich langsam genug gesagt. Ja in der Tat, hier ist auch schon die zweite Seite zu Ende… huiui! Also der Film ist wirklich außerordentlich gut gelungen, eine willkommene Abwechslung und er bietet teils ziemlich gute Ideen und teils auch sehr schön gezeichnete, tiefgründige Figuren. Allerdings auch nur teils und zusammen mit den nachteiligen Auswirkungen der ersten Stunde reicht es bedauerlicherweise nicht für eine volle 9/10. Er ist also nicht genial – zumindest nicht komplett – aber definitiv sehenswert. Vor allem, weil er auch neben »Spider-Man«, »X-Men«,
»Hellboy« und Co. eine ganz neue Art von Helden vorstellt, die wirklich einfach nur interessant sind und eben nicht diesen unendlichen-Geschichten-Comics entspringt.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 7/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 6/10 (hinter dem Film steckt schließlich auch eine ordentliche Moral, die noch tiefgreifender ist als bei »Wall-E«)
Gesamteindruck: 8/10 (eine sehr starke 8, der leider noch ein Stück zur 9 fehlt)