Hancock Review
Laufzeit: ca. 102 Minuten
Genre: Fantasyaction
Regie: Peter Berg
Darsteller: Will Smith, Charlize Theron
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 3. Juli 2008
Inhalt:
Obwohl John Hancock ähnliche Kräfte hat wie Superman ist er doch nicht der typische Superheld: Er trinkt, ist beleidigend und zerstört die Stadt mehr als dass er sie rettet. Abhilfe soll PR-Manager Ray schaffen, als Hancock diesem das Leben rettet. Ein harter Job, wie sich herausstellt.
Kritik:
Immer wieder erstaunlich wie das mit dem zweiten Anschauen läuft: Beim Kinobesuch war ich von der ersten Hälfte des Films begeistert, während mich die zweite enttäuscht hat, jetzt fand ich die zweite Hälfte weit weniger schlimm, die erste hingegen auch weit weniger lustig. Die ganzen genialen Sprüche, die der »Asi-Hancock« zu Beginn reißt ziehen beim wiederholten Ansehen nicht mal mehr annähernd so gut, wie sie es bei der Premiere getan haben und das war damals der ausschlaggebende Faktor, weshalb ich den Film doch noch relativ mochte.
Ich find die Idee hinter der Story auf jeden Fall genial. Ein Superheld, aber nicht etwa ein Mr. Makellos wie Super- oder Spider-Man, sondern geradezu ihr Gegenteil. Ein Held, der zwar Menschen rettet, aber dabei nicht nachdenkt, wie man dies am besten tun kann. Er taucht einfach auf, macht seinen Job mit so wenig Anstrengung wie möglich und haut wieder ab – das beträchtliche Chaos zurücklassend. Die ganze Stadt hasst ihn, selbst wenn er jemandem das Leben rettet hagelt es nur Kritik. Hancock reagiert darauf mit entsprechenden Beleidigungen, haut einfach ab und besäuft sich dann in seinem versifften Wohnwagen. Und weil es viel zu anstrengend wäre, hat er auch keine Geheimidentiät, weil er im Grunde genommen auch kein Leben hat, dass es geheimzuhalten gilt. Dummerweise ist genau diese Innovation das, was der Film verdirbt. Er schöpft diese neu gefundene Quelle nicht ansatzweise ausreichend aus und rutscht viel zu früh in den gewöhnlichen Superheldenfilm ab. Falls »zu früh« überhaupt die richtigen Worte dafür sind, im Grunde genommen hätte man es auch komplett lassen können und den Film so weiterführen sollen – Hollywood sichert sich doch auch sonst jede Möglichkeit Fortsetzungen am laufenden Band zu produzieren, warum wollten sie ausgerechnet hier alle ihre durchaus guten Ideen auf einmal abhandeln? Neben Hancock an sich gibt es nämlich noch weitere nette Ideen rund um das Superhelden-Phänomen, allerdings kann ich darauf nicht ohne zu spoilern eingehen. Ebenso wenig kann ich einige Zufälle nicht guten Gewissens benennen, durch die die Story vorangetrieben wird, die aber mehr als abenteuerlich und häufig sind – das Drehbuch lässt allgemein ab der Hälfte stark nach und wird viel zu gewöhnlich um den Film noch zu etwas Besonderem zu machen.
Es tut mir aufrichtig weh einem Will Smith Film derart schlecht bewerten zu müssen, wo Smith seine Rolle zudem auch noch hervorragend gespielt hat – mal wieder. Man kauft ihm den einsamen Superhelden kommentarlos ab, genau wie alle neuen Wesenszüge nach dem Image-Wandel – dass diese viel zu schnell kommen, dafür kann der gute Willy ja nichts. Auch Jason Bateman als gutmütiger Samariter wirkte sehr überzeugend, auch wenn er eher eine Humor-Figur spielte. Charlize Theron, mit Sicherheit die heißeste Schauspielerin 2008, ist nicht gerade in ihrer Rolle aufgegangen, aber war auch nicht wirklich fehl am Platz.
Zur Regie bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass die Anspielungen auf… wie drück ich das jetzt am vorsichtigsten aus… die zweite Hauptfigur viel zu häufig und auffällig waren. Man konnte quasi gar nicht mehr überrascht werden, weil es einfach zu offensichtlich war. So ein kleiner »Oha!«-Moment wäre aber sicher nicht falsch gewesen und hätte die zweite Hälfte definitiv aufgepeppt.
Meiner Meinung nach also ein Film, den man viel lieber in mehrere Teile hätte packen sollen. Hancock ist auf jeden Fall ein Held, der Zukunft gehabt hätte, wenn man seinen Charakter nicht so schnell versaut hätte. Wenn man ihn nicht zu Superman gemacht hätte, wäre er zweifelsohne erfolgreicher und vor allem unterhaltsamer geworden. Aber ein kitschiges Ende konnte man sich auch hier mal wieder nicht verkneifen.
Jedenfalls ist der Film dennoch relativ unterhaltsam und bringt einem vor allem beim ersten Anschauen herzhaft zum Lachen. Wahrscheinlich ist das dann aber auch der Grund, warum man beim ersten Ansehen viel mehr enttäuscht wird, als das später der Fall ist. Nun, man kann ihn sich ansehen, als Smith-Fan muss man ihn sich ansehen, aber mehr ist da auch nicht hinter. Leider, denn es gab in den letzten Jahren selten ein Film mit so viel Potenzial.
Und zur übertriebenen Schleichwerbung von YouTube muss ich mich wohl nicht mehr äußern. Daran sollte man sich im Filmgeschäft unserer Zeit gewöhnen.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10 (Tolle Ideen, verhunzter Verlauf)
Effekte: 7/10 (wirkt stellenweise irgendwie nicht ganz so hochwertig, vor allem die Flugszenen)
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 6/10