Der blutige Pfad Gottes I + II [Doppelreview]



Laufzeit: ca. 108/118 Minuten
Genre: Actionthriller
Regie: Troy Duffy
Darsteller: Sean Patrick Flanery, Norman Reedus, Willem Dafoe / Julie Benz
Gesehen auf: Deutsch

Erscheinungstermin: 14. September 2000 /22. Mai 2010


Ladies and Gentleman, willkommen zu einer absoluten Weltpremiere – weltweit! Das globale Ereignis, auf das Sie alle gewartet haben, der Knüller, den jeder noch mal miterlebt haben wollte, bevor »2012« die Lichter ausgehen: LorD himself veröffentlicht sein erstes Doppel-Review und das zu Ehren seines allerersten Film Reviews überhaupt. Damals, am denkwürdigen 26.08.2007 wurde der Grundstein für den Hauptinhalt dieser Seite gelegt, als ich »Der blutige Pfad Gottes« sah und mir dachte… „Whoa, der Film hat reingehauen, der ist es wert, dass du auch auf das treibende Floß aufspringst, das gerade im World of Players Forum umgeht“. So kam es, so sei es, so ist es nach wie vor. Damals waren meine Kritiken noch ebenso lang wie die Inhaltsangaben und im Grunde war das aussagekräftigste die Punktevergabe am Schluss, die noch mal ebenso viele Zeilen beanspruchte, wie das, was eigentlich das Essentielle am Review sein sollte. Doch man bleibt dran, man macht weiter, man wird besser (oder einfach nur gesprächiger, das mag man sehen, wie man möchte) und fühlt sich nun nach diesem DVD Abend dazu in der Lage, dem alten Review-LorD Tribut zu zollen, ihn aber endgültig in den Ruhestand zu schicken. In dem Sinne: „In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti. “

Der blutige Pfad Gottes

Inhalt:
Die Brüder Connor und Murphy sind nicht nur Iren und strenge Kirchengänger, sie sind auch noch Serienmörder. Allerdings keine von der Sorte, die Rache üben oder sexuelle Befriedigung suchen, nein, die beiden fühlen sich von Gott dazu berufen, die Welt vom Bösen zu reinigen und das können sie besser als jeder andere. Selbst die Mafia, egal ob russisch oder italienisch ist nicht sicher und sogar der geniale FBI-Ermittler Paul Smecker tappt auf der Jagd nach ihnen im Dunkeln.

Kritik:
»Ist sie tot?«

Das war damals meine gefährliche Phase, in der ich unbedingt Filme sehen wollte, die man in Deutschland vom Index verbannt hatte. Meine Freddy Krueger Phase begann (und endete) in dieser Zeit und auch »Der blutige Pfad Gottes« landete auf meinem Radar. Die Bewertung von 9/10 in meinem letzten (bzw. ersten) Review spricht Bände darüber, wie lohnenswert diese Phase nun tatsächlich war, auch, wenn meine inzwischen fachkundigeren Augen das für einen leichten Hauch zu hoch gegriffen halten.
Der Film ist wirklich ganz große klasse. Als jemand, der »The Punisher« zum Lieblingsfilm auserkoren hat und der auch ganz im Allgemeinen sehr auf Actionfilme steht, ist bildlich dargestellte Selbstjustiz immer schon automatisch ein Pluspunkt und Innovation ist ein weiterer, die sich durch das Motiv der Protagonisten herauskristallisiert. Die Berufung Gottes, die Welt (oder zumindest Boston) von allem Bösen zu reinigen und den Sündern ihre gerechte Strafe zuzuführen. Viele würden allein von diesem christlichen Aspekt bereits abgeschreckt werden und ich muss ehrlich sagen, dass ich auch kein Fan von derartigen Geschichten bin, da man damit einfach jede Menge falsch machen kann, aber wie »The Book of Eli« und auch dieser Film zeigen, kann man Bibel und Co. auch verdammt gut nutzen ohne die Befürchtungen der Skeptiker zu bestätigen.

In erster Linie zeichnet sich der Film für mich in seiner Regie und Erzählweise aus. Man sieht, wohin die beiden Protagonisten auf dem Weg sind, man sieht ihre baldigen Opfer und man kriegt einen groben Überblick hinsichtlich der kommenden Geschehnisse, doch wenn es dann wirklich zur Sache gehen soll wird ausgeblendet. Anstatt Sean Patrick Flanery und Norman Reedus sieht man jetzt Willem Dafoe als großartig gezeichneten und gespielten FBI-Ermittler, der den Tatort untersucht, Stunden nach der ausgeblendeten Tat und versucht den Hergang zu rekonstruieren, nur damit die nächste Szene wieder eine Rückblende darstellt, die nun einsteigt, wo zuvor ausgeblendet wurde und die Theorie des Agents bestätigt oder auch widerlegt. Das allein ist schon eine schöne Abwechslung zu üblichen Erzählweisen, doch teilweise wird es noch mit besonders genialen Ideen garniert, die den rekonstruierenden Dafoe z.B. im Van der Täter zeigt, wie er zwischen ihnen sitzt, während die sich gerade für ihre Mission rüsten. Auch die wohl berühmteste und markanteste Szene des ganzen Films, in der Dafoe neben den schießenden Tätern steht und selbst mit gezogenen Fingern ballert resultiert aus dieser Regie und man kann einfach nicht anders, als sich dafür auszusprechen. Ganz großes Kino, vor allem für das Regie-Debüt von Troy Duffy, ich bin sehr beeindruckt.
Hinzu kommen durchaus schicke Effekte, vor allem im Blutspritzen, die zumindest eine FSK 18 Einstufung rechtfertigen, auf jeden Fall in Kombination mit den frei-von-der-Leber-Dialogen.

Schauspielerisch ist das Ganze auch wirklich mehr als gelungen. Die größte Nummer ist natürlich Willem Dafoe, bekannt aus »Spider-Man« oder »Platoon«, der einfach nur brillant spielt und seine recht abgedrehte, facettenreiche Figur perfekt verkörpert. Hab ihn noch als keine andere Figur gesehen, als die er mir mehr gefallen hätte.
Die Hauptdarsteller Sean Patrick Flanery und Norman Reedus hab ich auch in noch keiner besseren Rolle gesehen, was aber eher daran liegt, dass ich sie noch nirgendwo anders gesehen habe. Gut, abgesehen von Reedus, der kürzlich Shepard in »Pandorum« verkörperte, was ihm zumindest bei mir aber keinen Wiedererkennungswert eingebracht hat. Und das Einzige, das mir Flanery zu verbuchen scheint, ist seine Rolle als Indiana Jones in der Serie »The Adventures of Young Indiana Jones«, die ich allerdings nie sah. Beide passen auch wirklich gut in ihre Rollen und harmonieren ausgezeichnet miteinander, wobei ich besonders Reedus allein durch sein Äußeres für sehr markant in diesem Film halte, vor allem, da mich Flanery ein wenig an Stephen Dorff erinnerte.
Alterchen Billy Conolly ist auch kein Superstar im Filmbusiness, es fallen lediglich seine Nebenrollen in meinem Liebling »Last Samurai« auf und sein Auftritt als Onkel Monty in »Lemony Snicket«. Er hat keine allzu große Rolle und die meiste Mimik wird von Bart und sonstigem Kopfhaarwuchs verdeckt, aber das was man zu sehen bekommt, ist völlig ausreichend.
Sogar mehr als ausreichend ist die schauspielerische Leistung von David Della Rocco, der quasi nur in den beiden »Der blutige Pfad Gottes« mitspielte. Für sein Schauspiel-Debüt ist er unfassbar überzeugend, sympathisch und glaubwürdig und das bei einer Rolle, die selbst deutlich erfahrenere Darsteller erheblich schlechter herübergebracht hätten. Ich finde es wirklich verwunderlich, dass man ihn nach diesem Auftritt nicht öfter zu sehen bekam.

Der Film ist wirklich gut, allein aufgrund seiner Vielseitigkeit. Nicht nur, dass er mit seiner tollen Geschichte einen Hauch von Innovation nach Hollywood brachte, er überzeugt auch durch gute Dialoge von noch viel besseren Figuren, die von tollen Darstellern verkörpert werden, zudem ist auch ausreichend Spannung und Humor enthalten. Im Kontrast zu meinem früheren Review zu diesem Film halte ich ihn zwar weiterhin für herausragend und empfehle ihn blind, aber ganz so genial, damit 9/10 damals = 9/10 heute wird, ist er dann doch wieder nicht. Er hat eine gute und ausreichende Geschichte, aber ihr fehlen einfach die richtigen Knüller und überraschenden Wendungen, die in so einen Film noch reingehört hätten, damit einem neben der Regie auch noch andere Bilder im Kopf festbrennen. Das misslingt hier dann doch oder wird vielmehr gar nicht erst versucht, aber dafür, dass doch ziemlich unerfahrene Leute am Werk waren hat es mit »Der blutige Pfad Gottes« ganz großes Kino ergeben, das leider Gottes in Deutschland enorm an Popularität einbüßen musste, da sich gewisse Einrichtungen ja um unseren gesunden Menschenverstand sorgen. Gut, dass Österreich das etwas anders sieht.

Bewertung:
Darsteller: 8/10 (Dafoe kriegt alleine schon eine starke 9)
Plot: 6/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 8/10

Der blutige Pfad Gottes II

Inhalt:
Acht Jahre nachdem Connor und Murphy die Unterwelt von Boston auf Eis gelegt hatte, taucht ein Killer auf, der ihre Handschrift benutzt, allerdings um einen Priester umzubringen, anstatt die bösen Jungs. Den Köder schluckend brechen die beiden Selbstjustizler auf, um in der Stadt erneut für Recht und Ordnung zu sorgen, wo Polizei und FBI die Hände gebunden sind.

Kritik:
»Siehst aus, als hättest du schon mal einen drin gehabt.«

Zugegeben, ich hatte zwar so meine Ansprüche an den Film, aber nach dem Trailer und vor allem nach dem ersten Teil war klar, dass man seine Ansprüche nicht zu hoch schrauben sollte. Der Film hat immer noch einen gewissen, wenn auch geringen Charme, allerdings handelt es sich dabei leider nicht um den eigenen, denn Teil 2 versucht energisch den Vorgänger zu imitieren, was allerdings vorne und hinten nicht so recht funktioniert.

Das Problem fängt schon bei den Darstellern/Figuren an. Der größte Verlust ist natürlich Willem Dafoe, der durch Julie Benz ersetzt wurde (»Dexter«, »John Rambo«, »Punisher: War Zone«). Zugegeben, sie erfüllt ihren Zweck gut auszusehen zweifelsohne, aber gerade das stört mich so. Im Vorgänger hat sich die Regie dadurch ausgezeichnet, dass sie Dafoe beim Rekonstruieren des Tathergangs IM Tathergang zeigten, wie er voll und ganz in seiner Analyse aufgeht und beinahe schon ekstatische Zustände erreicht. Troy Duffy versuchte ähnliches auch wieder hier mit seiner neuen Figur, allerdings bestand Benz‘ Hauptzweck darin, wie ein Modell durch die Darstellung des Tathergang zu stolzieren um anschließend immer verführerisch in die Kamera zu blicken – einige, recht lange Sekunden lang. Zum einen hielt ich das für unpassend und zum anderen war es schlichtweg ein Witz im Vergleich zu Dafoe in »Der blutige Pfad Gottes«. Im Übrigen gefiel mir ihr Charakter auch weit weniger gut als alle anderen.
Ein weiteres Problem hatte ich im Wiedererkennen von Sean Patrick Flanery, bei dem ich tatsächlich den halben Film über rätselte, ob es sich nun tatsächlich um denselben Darsteller handelte, da er sich einfach ziemlich verändert hatte. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er einfach nicht so markant aussieht wie Kollege Norman Reedus, den man auch noch problemlos mit wildem Bart- und Haarwuchs identifizieren kann.
Nachdem mir Rocco im Vorgänger so gefiel, ließen es sich die Filmemacher auch dieses Mal wieder nicht nehmen, einen supporting character einzubauen. Wie der ganze Film eine etwas minderwertige Kopie des ersten Teils zu sein scheint, so ist auch Romeo eine etwas lasche Kopie Roccos. Er hat dieselben Grundlagen: Ungestüm, etwas naiv, nicht allzu intelligent, die Witzbold-Rolle. Und lange Haare. Trotzdem hat er mir nicht so sehr gefallen wie Rocco, weil der einfach perfekt hineingepasst hat, während Romeo vielmehr zwanghaft hineingedrückt wirkt, weil es sonst wohl zu wenig Hauptfiguren gegeben hätte. Es handelt sich bei Darsteller Clifton Collins Jr. übrigens um den erinnerungsträchtigen El Huron aus »Crank 2« (womit ich an dieser Stelle gerne auch auf »Krank 2« hinweisen möchte, der noch aktuellsten Folge von »LorD’s Army«).
Billy Conolly als Vater der mordenden Christen ist gleich geblieben und die drei zentralen Polizisten haben bewiesen, dass sie auch in etwas größeren Rollen zu überzeugen wissen, was darstellerisch aber auch schon der einzige Fortschritt bleibt.

Auch die Handlung überzeugt mich nicht so recht, bereits angefangen mit den ersten Minuten. Im ersten Teil wollten die Brüder noch nach New York weiterreisen, da es in Boston zu heiß für sie wurde und jetzt sieht man sie im Höhlenmenschen-Look in einer Strohhütte in Irland Schafe hüten? Und seit 8 Jahren nichts anderes tun, vor allem keine Bad Guys umbringen? Naja… immerhin kommen sie letztlich doch wieder auf ihren angestammten Weg zurück, obgleich das nur der Beginn etwas längst Vergangenem darstellt, nämlich Rückblenden, die in erster Linie die Vorgeschichte ihres Vaters erzählen. Mäßig interessant, hätte man sich sparen können. Teil 1 ist auch ohne großartige Erklärungen ausgekommen. Wenn ich so darüber nachdenke, hat er eigentlich nicht das Geringste erklärt, sondern immer einfach weiter erzählt und es war keine Minute störend.
Auch die Visionen von Rocco waren in meinen Augen zu viel des Guten, weil sie nichts Halbes und nichts Ganzes waren, völlig untergingen und dadurch letztlich auch völlig überflüssig waren.

So negativ das Alles jetzt auch klingen mag, der Film war durchaus passabel und wird im Grunde nur durch den deutlich besseren ersten Teil angeschwärzt. Es gibt noch schicken Humor, coole Figuren und genug Action, wenn auch alles absolut nicht mehr den Stil hat, der trotzdem versucht wurde einzubauen. Der Vergleich Teil 1 und 2 ist nicht schlechter als z.B. der Vergleich der beiden »Men In Black« Teile, es ist nur nun mal so, dass auch »Der blutige Pfad Gottes« zu den vielen Filmen gehört, die ruhig als eigenständiger Film hätten existieren können, ohne eine Fortsetzung, die zwar keine Schande ist, aber auch keine Konkurrenz.

Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 6/10