World's Greatest Dad Review
Laufzeit: ca. 99 Minuten
Genre: Komödie / Drama
Regie: Bobcat Goldthwait
Darsteller: Robin Williams, Alexie Gilmore
Gesehen auf: Englisch
Erscheinungstermin: 21. August 09 (USA)
Inhalt:
Lance Clayton ist ein Loser, wie er im Buche steht. Der Poesie-Kurs, den er unterricht, wird von den meisten Schülern gemieden und selbst die wenigen, die daran teilnehmen, interessieren sich nicht wirklich für Gedichte. Seine Versuche in das Leben eines Schriftstellers überzugehen werden auch immer wieder zunichte gemacht, wenn seine Manuskripte postwendend zurück kommen. Dann hätten wir noch den jungen, gut aussehenden Lehrer, der all das ist, was Lance sich nur erträumen kann - und natürlich Kyle, seinen dümmlichen, perversen Sohn, der nichts als Ärger macht. Doch alles ändert sich, als Kyle eines Abends beim extravaganten Masturbieren umkommt. Lance, der seinem Sohn diese Schmach ersparen will, lässt alles nach Selbstmord aussehen und verfasst auch einen Abschiedsbrief. Niemals hätte er geahnt, dass mit genau diesem Brief eine Art Kult beginnt, der seinen Kurs füllt, der die Frau seiner Träume für ihn wiedergewinnt und der seine schriftstellerischen Ergüsse veröffentlicht. Lance findet Geschmack an dieser Popularität und schlachtet die Geschichte weiter aus, indem er weitere Texte verfasst, die vermeintlich von dem "verkannten Genie" Kyle stammen...
Kritik:
"It's bad enough being seen with a teacher who's my dad, but being seen with two teachers is AIDS."
Mir gefällt meine Taktik, sich vorher möglichst nicht über Filme zu informieren immer besser. Ich hatte schon Momente, in denen ich im Kino saß und mir bei Trailern die Augen zuhielt um den Film in seiner Gesamheit auf mich wirken zu lassen mit Überraschungen, die eine Vorschau einem nur nehmen kann. So erging es mir auch heute wieder, als ich beschloss mal wieder einen Film mit Originalton anzuschalten: »World's Greatest Dad«. Alles was ich darüber wusste, war der Titel, Robin Williams und eine Stelle, die hinter dem Film eine Komödie vermuten ließ. Ja, und dann wird man natürlich überrascht. Ich kann hier keinem denselben Effekt ermöglichen, schon gar nicht nach der Inhaltsangabe, aber ich denke auch nicht, dass Review-Leser diejenigen sind, die bei Trailern wegschauen...
Wie dem auch sei, der Film hat mich überrascht! Einige hochkarätig freche Sprüche, die mich durchaus zum Lachen brachten und dann BÄM - die Kehrtwende in der Story, mit der ich NIE gerechnet hätte. Sicher, die ganze Story baut darauf auf, dass Kyle stirbt und wer sich auch nur oberflächlich über den Film informiert, wird darauf stoßen, aber ich war geradezu geschockt. Vor allem auch, weil dieser Wendepunkt schon ziemlich früh im Film eintrifft und ich gespannt darauf war, wie man jetzt noch die verbleibende Stunde füllen wollte - aber diesbezüglich brauche ich kaum weitere Ausführungen zu machen, weil der werte Leser (DU!) das alles ja schon weiß.
Es ist nicht der schwarze Humor, der den Film auszeichnet und auch nicht die Dramatik, es ist ganz einfach die Story. Ich vergleiche den Film im Moment noch mit »Schräger als Fiktion«, da ich da eine grobe Ähnlichkeit sehe. Eine Komödie also, die durchaus Dramatisches an sich hat und aufgrund einer tiefgründigen Botschaft auch unter ernsten Maßstäben anzusehen ist - weshalb sie auch nie zu Mainstream (und somit wohl auch nie übermäßig erfolgreich) wird.
Mir gefällt der Plot also ganz hervorragend und ich bin von der Arbeit äußerst angetan, der Autor (und gleichzeitiger Regisseur) hat hier ganze Arbeit geleistet und eine sehr intelligente, tiefschürfende Geschichte entwickelt, die von Robin Williams großartig in Szene gesetzt wird.
Wie auch bei »Schräger als Fiktion« ist alles sehr schlicht inszeniert und alles andere als bildgewaltig - wozu auch? Pompöse Bilder lenken schließlich nur von einer lücken- wie mangelhaften Story oder talentfreien Schauspielern ab, hier soll man sich ganz auf das gesprochene, bzw. in diesem Fall viel mehr geschriebene Wort konzentrieren, was auch ganz ohne große Anstrengung funktioniert. Man braucht nicht hochgradig intellekutell zu sein um dem Film folgen zu können, da bitte keine Sorgen machen. Allerdings handelt es sich hierbei um einen Film, der einen auch durchaus noch nach dem Abspann nachdenklich stimmen kann. Ich persönlich grübele während des Schreibens noch über gewisse Symboliken im Film nach - eine hab ich mir zufriedenstellend erklären können, doch der Sinn hinter dem Ende bleibt mir immer noch verborgen. Was sollte das...? Vielleicht entsteht in naher Zukunft ja mal ein aufschlussreicher Wikipedia-Artikel dazu, bis dahin werd ich die merkwürdigen letzten Szenen so stehen lassen müssen.
So großartig die Idee hinter der Geschichte auch ist, sobald man in der Handlung drin ist, kann man sich auch sehr gut denken, worauf alles schließlich hinauslaufen wird. Auch humortechnisch ist das Ganze eine schwierige Angelegenheit, da das einzig amüsante im Grunde genommen Kyle mit seinen blöden Sprüchen ist, die ja nach einer guten halben Stunde zwangsläufig eingestellt werden. Die Figur von Williams fährt eindeutig eher die dramatische Schiene und alle anderen sind nicht mehr als Nebenfiguren und lustig ist davon auch niemand. Wie ich finde, ist das auch eine starke Parallele zu »Schräger als Fiktion«: Eine Komödie, die durch ihre Ernsthaftigkeit keine ausgeprägte GagDichte aufweist.
Mir ist durchaus bewusst, dass ich noch nicht übermäßig viel über den Film zum Ausdruck gebracht habe, aber es handelt sich hierbei auch einfach um ein Werk, dass Interpretationssache ist. Jeder Zuschauer bildet sich seine eigene Meinung zu den Geschehnissen und den tiefgründigen Formulierungen von Lance und vielleicht interpretiert auch jeder gewisse Szenen und Handlungsstränge ein wenig anders und das ist es, was den Film ausmacht. Er wird keinen Kultfaktor bekommen und wahrscheinlich werde ich ihn nie ein zweites Mal ansehen, aber ich bin mit diesem einen Ansehen höchst zufrieden und kann ihn den FilmFans nur empfehlen, die auch für Streifen offen sind, die mehr zu bieten haben als Schießereien, Explosionen und Gemetzel (das sollte keine Kritik sein! Ich liebe Filme mit schießenden Zombies, die sich selbst in die Luft sprengen und ihre Einzelteile in der Landschaft verteilen :> ).
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 7/10 (wenn ich nicht so davon überzeugt wäre, dass der Film mich deutlich weniger begeistert hätte, wenn ich ein wenig über ihn gewusst hätte, würde hier wohl eine soldie 8/10 stehen)