Oben Review



Laufzeit: ca. 96 Minuten
Genre: Animation
Regie: Pete Docter, Bob Peterson
Darsteller: /
Gesehen auf: Deutsch

Erscheinungstermin: 17. September 2009

Inhalt:
Nachdem seine Frau Ellie stirbt und Carl völlig vereinsamt, beschließt er ihren Kindheitstraum zu erfüllen, bevor er in ein Altersheim abgeschoben wird: Er soll ein Haus an den Paradies Fällen in Südamerika haben, das an einer ganz bestimmten Stelle stehen soll. Da Carl sich allerdings von nichts trennen kann, das mit Ellie in Verbindung steht, reist er direkt mit seinem ganzen Haus nach Süden - dummerweise hat er den jungen Pfadfinder Russell übersehen, der noch auf seiner Veranda stand...

Kritik:
"Südamerika. Das ist wie Amerika… nur südlicher."

Ein wirklich sehr schöner Film! Ich habe lange keinen Animationsfilm mehr gesehen, der mir derart gut gefallen hat - und ich muss sagen: Es wurde dringend wieder Zeit...

Es gibt die ein oder andere lustige oder skurrile Szene, aber der Film lebt mehr von Gefühl und Spannung als von Humor. Die Geschichte um Carl und Ellie und ihre Entwicklung geht einem ausgesprochen nahe und drückt bei zart besaiteten Zuschauern (wie mir) sogar auf die Tränendrüse.
Und so sehr man auch mit Carls Verlust mitfühlt, so viel Sympathien erwachen auch gegenüber den Hauptfiguren - seien es Carl selbst, der redselige Russell, der sprechende Hund Dug oder der seltene Laufvogel Kevin, der eigentlich eine Sie ist.

So typisch wie der alte, einsame, verbitterte Carl auch sein müsste, kommt er gar nicht rüber. Ganz im Gegenteil, er wächst einem rasend schnell ans Herz und seine abweisenden Charakterzüge sorgen gerade für die Lacher im Film. Deutlich von Vorteil war wohl auch der Animationsstil, mit dem er gestaltet wurde. Mir fällt nicht wirklich ein, wie man es am besten beschreiben könnte, aber diese kleine Gestalt mit dem markanten, großen Kopf und der runden Knollennase ist irgendwie... süß? Wie man ein Kätzchen oder ein Hundewelpen auch nicht nicht leiden könnte, so verhält es sich bei Carl allein durch sein Äußeres auch.
Der dickliche Russell mit seinem Auszeichnungsgürtel, seinem voll bepackten Rucksack und seiner Befolgung der Pfadfindervorschriften hat diesen Bonus nicht, aber von dem Moment an, in dem er an Carls Tür auftaucht und stockend die vorgeschrieben Musterbegrüßung aus seinem Pfadfinderhandbuch vorliest, hat man ihn ins Herz geschlossen.
Die beiden Tiere haben es nicht ganz so leicht und spielen auch nur Nebenrollen, aber man lernt auch die verspielte Kevin und den naiven Klischeehund Dug zu mögen.

Auch die Geschichte ist sehr überzeugend. Allein die tolle Idee mit dem durch Ballons zum Fliegen gebrachten Haus, das Carl bis nach Südamerika bringt, aber vor allem schon die Vorgeschichte, die in Carls und Ellies Kindheit beginnt und schließlich einen gefühlvollen Übergang in die Filmgegenwart eingeht. Der Film hält eine durchgehende Spannung und man hat immer wieder neue Faktoren, bei denen man mitfiebert, wie "wann und wie genau hebt er jetzt ab?", "wann und wie wird er in Südamerika landen?", "wo wird Carl seine Prioritäten setzen?" usw. und dann werden auch neue Konflikte und Figuren vorgestellt, die den Plot dauerhaft spannend halten. Es ist natürlich nicht so, als wenn der Film sonderlich unvorhersehbar wäre. Es handelt sich nach wie vor um einen Animationsfilm im gewohnten Stil, der eine einfache Story beinhaltet, ein paar Klischees abdeckt, vorhersehbare Faktoren mitbringt, aber auch Überraschung bereit hält und selbst erfahrenen Zuschauern nicht langweilig wird. Man könnte ihn daher vielleicht am ehesten mit »Wall-E« vergleichen, denn »Oben« hält im Enddefekt auch einie gelungene Moral bereit - und das sogar ohne eine langweilige erste Hälfte. Humortechnisch hätte man sich wohl etwas mehr wünschen können, da haben ihm Animationsfilme wie »Bolt« oder »Große Haie - kleine Fische« etwas vorraus, aber so rutscht der Film immerhin nicht in Lächerlichkeit ab und bewahrt sich einen festen Kern, der die tiefgründigere Story stützt.

»Oben« ist der vielleicht beste Animationsfilm, der mir bisher untergekommen ist und ich kann ihn nur an Jung und Alt weiterempfehlen, denn er hält für alle etwas bereit - sei man mehr auf Gefühl, auf Spannung oder auf Spaß aus, dieser Streifen kombiniert alles mit den tollen Hauptfiguren und überzeugt dadurch umso mehr.

Bewertung:
Darsteller: -/10
Plot: 6/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 9/10 (lange keine mehr vergeben und wohl auch eher eine schwache 9, aber angesichts der GenreÜberlegenheit)