Kick-Ass! Review
Laufzeit: ca. 117 Minuten
Genre: Actionkomödie
Regie: Matthew Vaughn
Darsteller: Aaron Johnson, Nicolas Cage, Chloe Moretz, Christopher Mintz-Plasse
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 22. April 2010
Inhalt:
Dave ist ein Loser, ein Comic-Nerd, für Frauen vollkommen unsichtbar. Und Dave fragt sich, warum unter all den Millionen Fans von Superhelden nie jemand auf die Idee gekommen ist selbst zu einem zu werden. Trotz der schlüssigen Argumente seiner Freunde auf die Frage bestellt er sich das peinlichste Kostüm, das er im Internet findet und geht auf Streife als Kick Ass. Sein erster Einsatz endet damit, dass ihm ein Messer in den Bauch gestochen wird, dass er von einem Wagen überfahren und nackt ins Krankenhaus eingeliefert wird, was wiederum das Gerücht mit sich zieht, er wäre schwul. Dennoch will Dave seinen Traum nicht aufgeben und schafft es sogar wirklich ein Zeichen zu setzen und Kick Ass berühmt zu machen. Allerdings zieht er damit auch die Aufmerksamkeit von Leuten auf sich, denen er im Traum nicht gewachsen ist. Und er muss feststellen, dass er nicht der einzige Superheld in New York ist.
Kritik:
»Was? Ihr kennt One Night in Spider-Man nicht?«
Oh Mann, ich mal wieder… eigentlich dachte ich ja, dass ich mir heute »Scott Pilgrim Vs. The World« anschaue und wundere mich schon, warum sie offenbar nach dem Veröffentlichen des Trailers noch den Hauptdarsteller gewechselt haben. Dabei hat »Kick-Ass« absolut nichts mit dem oben genannten Film gemein und ich weiß auch nicht, wie ich sie verwechseln konnte. Wahrscheinlich, weil in beiden Streifen ein Waschlappen die Hauptrolle spielt.
»Kick-Ass« ist nicht wirklich eine Parodie auf Superhelden-Filme, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte, es ist vielmehr selbst ein Superheldenfilm, der nur gravierend anders ist als seine Genre-Kollegen. Und mit „anders“ meine ich nicht »Watchmen«-anders, sondern noch etwas ganz anderes. Hauptfigur Dave ist der typische Loser, den man in Hollywood aus unerfindlichen Gründen mit zunehmender Häufigkeit zu sehen bekommt. Er kauft sich ein schlichtweg peinliches Kostüm und entschließt sich Superheld zu sein, was sich gleich im ersten Anlauf als schwerer Fehler erweist. Da er aber ohnehin ein Loser ist und nichts zu verlieren hat, macht er weiter und Dank Videohandys und YouTube wird seine Kick-Ass-Identität tatsächlich zum Stadtgespräch Nr. 1. Obwohl er bei dem Versuch, einen Mann zu retten, selbst eine ordentliche Tracht Prügel kassiert und im Nachhinein aussieht wie Edward Norton nach einer Runde im »Fight Club« setzt er ein Zeichen in der Stadt, in der sich jeder nur für sich selbst interessiert und jeder wegschaut. Doch natürlich macht ihn auch Medienpräsenz nicht stärker und er ist weiterhin schwach und verletzlich – obgleich er natürlich nun Fan-Clubs und einen eigenen Comic hat.
Die Parallelgeschichte hierzu bilden „Big Daddy“ und „Hit Girl“, ihres Zeichens geheime und unbekannte Superhelden, die wirklich etwas draufhaben – auch wenn „Hit Girl“ noch nicht mal die Pubertät erreicht hat. Während „Kick-Ass“ mit Pseudo-Selbstsicherheit und zwei genauso peinlichen Schlagstöcken im Stil der Ninja Turtles auftritt, die niemanden ernsthaft verletzen könnten, machen diese beiden ihren Job richtig gründlich. Und mit „richtig gründlich“ meine ich brutal, blutig und professionell. Während „Kick-Ass“ schon mit den lausigsten Kleinkriminellen überfordert ist, wendet sich „Big Daddy“ mit seiner Tochter direkt den großen Fischen zu: Dem Unterweltboss New Yorks. Unweigerlich kommt es zu einer Überschneidung der Geschichten, was vor allem zum Nachteil für „Kick-Ass“ wird…
Ich finde die Story-Idee wirklich gut, vor allem, weil es keine billige Superhelden-Parodie ist wie »Superhero Movie« sondern ein durchaus ernstzunehmender Film mit teilweise interessanten Gesichtspunkten und einigen Hommagen an Superheldenfilme, speziell an »Spider-Man« („Keine Macht bringt auch keine Verantwortung.“). Er ist stellenweise wirklich äußerst amüsant, allein die Anfangsszene ist schon ein absoluter Brüller und dem folgen zwischenzeitlich immer wieder würdige Nachfolger, doch der Film versteift sich nicht darauf lustig sein zu wollen, ganz im Gegenteil. Die Brutalität und der Blutgehalt des Streifens sind so dermaßen überraschend, dass man förmlich geschockt wird. Wenn ich mir gerade
»The Punisher« vor Augen führe, dann muss ich ohne zu zögern eingestehen, dass die Arbeit meines Lieblingsrächers nichts ist im Angesicht von der von „Big Daddy“ und vor allem „Hit Girl“. Abgetrennte Gliedmaßen, zahlreiche gut sichtbare Kopfschüsse, der Film spart mit nichts dergleichen und das macht ihn außerordentlich besonders.
Tatsächlich sind die einzigen drei Punkte, die mich wirklich gestört haben, die Love-Story, die Göre und die Hauptfigur. Zu Ersterem: Wenn man schon mit allen Superheldenklischees aufräumt, wieso musste man noch unbedingt einbauen, dass der größte Loser der Stadt doch noch ohne Weiteres die schärfste Frau der Gegend abgreift? Eigentlich bin ich Fan von diesen Liebesgeschichten, aber hier passt es einfach nicht und vor allem ist es maßlos unnötig, denn das Ganze nimmt keine zehn Minuten im Film ein und die Figur der Freundin ist völlig überflüssig.
Und apropos Loser, das führt uns zu Punkt zwei: Aaron Johnson. Wo zum Geier haben die schon wieder so einen Waschlappen gefunden und, viel wichtiger, wieso muss es denn neuerdings immer ein Waschlappen sein? Peter Parker ist auch ein Loser, allerdings aufgrund mangelnden Selbstbewusstseins, das heißt aber nicht gleich, dass er auch direkt eine Verkörperung dessen sein muss. So kriegen wir hier nur wieder eine Nullnummer vorgesetzt, die auch noch so aufgestylet ist, dass sie förmlich im Auge wehtut – vor allem wenn sie mit Lyndsy Fonsecy in einer Nebengasse vögelt. Immerhin ein Karriereaufschwung, nachdem er in »Shanghai Knights« noch den diebischen Charlie Chaplin spielte, wo er, meiner Meinung nach, eine deutlich bessere Figur machte.
Auch eine gute Figur machte Christopher Mintz-Plasse, der für mich immer McLovin aus »Superbad« bleiben wird, hier aber den Sohn eines Unterweltbosses spielte, der in die Fußstapfen seines Vaters treten will. Ich hielt ihn ja immer für einen Albernheits-Garant, doch zumindest bis zur letzten Viertelstunde überzeugte er wirklich als Halb-Bösewicht.
Der Ganz-Bösewicht hingegen überzeugte durchgängig. Kein Wunder, Mark Strong hat in dieser Kategorie schließlich auch Übung, spielte er doch erst in
»Sherlock Holmes« den bösen LorD Blackwood.
Ansonsten hätten wir noch, obgleich nur in einer kurzen, nicht tragenden Rolle, Clark Duke, der mir aus meinem persönlichen Film 2009 stets positiv in Erinnerung bleiben wird: »Spritztour«.
Nicolas Cage aka „Big Daddy“ spielte gut und seine sonderbare Art brachte mich auch zum Schmunzeln, aber auch seine Rolle ist überraschend klein ausgefallen und bestärkt den Eindruck, dass er langsam aber sicher nichts Solides mehr abliefert. Wenn ich mich recht entsinne, ist
»Ghost Rider« seine letzte markante Rolle gewesen und das ist schon eine halbe Ewigkeit her.
Chloe Moretz war mir bisher kein Begriff und es ist auch nicht gerade vorteilhaft, dass ich ihre Figur in diesem Film für unpassend hielt. Es wirkt einfach ziemlich lächerlich, wie dieses kleine Gör, das wahrscheinlich nicht mal eine echte Pistole halten könnte, im Alleingang eine ganze Gangster-Bande niedermetzelt. Sie spielt keineswegs schlecht, daran liegt es nicht, mir passt die Figur nur einfach nicht ins Bild. Eine ältere Version, vielleicht an die 15/16 Jahre wäre mir wesentlich willkommener gewesen, nur hätte man dann wahrscheinlich wieder zwangsläufig eine Love-Story zwischen „Kick-Ass“ und „Hit Girl“ einbauen müssen, was noch schlimmer geworden wäre…
Jedenfalls mag ich den Film! Er hat seine Schwächen, vor allem hinsichtlich der Sympathien, aber er ist ziemlich originell, gut inszeniert, stellenweise lustig, aber nicht albern, sondern fast schon ernst, da er auch mehr Brutalität und Blut bietet als so mancher Ab-18-Thriller. Es gibt eine ganze Reihe von Hommagen, besonders an die »Spider-Man«-Filme, die man sehr gut heraussehen kann, auch wenn man nicht explizit darauf achtet und es gibt ein Ende, das den Weg für einen zweiten Teil ebnet, der, wie wir Hollywood kennen, zweifelsohne kommen wird. Regisseur Matthew Vaughn hat auch schon Interesse daran bekundet, also ist die Sache quasi schon besiegelt.Vielleicht bringt ein Sequel ja noch mehr dieser coolen, gelungenen ComicSequenzen mit sich?
Der Film ist cool und mal was anderes, aber auch nicht der reine Überflieger. Unterhaltung pur kann man allerdings auf jeden Fall erwarten.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 6/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 7/10 (wacklig aber berechtigt)