Halloween Review
Laufzeit: ca. 101 Minuten
Genre: Horror
Regie: John Carpenter
Darsteller: Jamie Lee Curtis, Donald Pleasence
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 06. Juli 1979
Inhalt:
Im zarten Alter von acht Jahren ermordet Michael Myers seine Schwester mit einem Küchenmesser und wird daraufhin in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Sein behandelnder Arzt sieht große Gefahr in ihm, doch seinem Antrag nach Verlegung wird nicht stattgegeben und so gelingt es Myers nach fünfzehn Jahren zu fliehen um seine Heimatstadt aufzusuchen und erneut zu morden…
Kritik:
»War er der schwarze Mann…?«
»Für mich war er es.«
Ja, ich denke auch ich krame in letzter Zeit viel zu sehr in verstaubten, alten Schinken herum und zu allem Überfluss lohnt es sich meistens nicht einmal… überhaupt erscheinen mir die meisten alten Filme einfach nicht mehr überzeugen zu können, denn spontan will mir nur
»Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123« einfallen, der wirklich gelungen ist und vor allem zu heutigen Maßstäben – beispielsweise seinem Remake mit Denzel Washington und John Travolta – absolut nicht enttäuscht. »Halloween« hingegen reiht sich nur in die Reihe derer alter Schinken ein, denen zwar nachgesagt wird, man müsste sie gesehen haben, bei denen man im Nachhinein jedoch nur dasteht und sich denkt… „Nö, müsste man nicht.“. Und das obwohl er als so oldschool-atmosphärisch beschrieben wird, wohl einer der Pioniere des modernen Horrorfilms ist und mit seiner Figur Michael Myers den Auftakt zu den „Großen Dreien“ legt, wie ich Myers, Jason Vorhees und Freddy Krueger gerne nenne, die das Horror-Genre über Jahre dominierten.
Die Story jedenfalls ist flach. Unterirdisch flach. Zum einen haben wir Myers, der fünfzehn Jahre lang eine Wand anstarrte, nach dem Ausbruch dann allerdings problemlos ein Auto fahren, eines knacken, den Weg heimfinden oder auch einen ausgewachsenen Teenager problemlos mit einer Hand hochhieven konnte, obwohl er ja eigentlich ziemlich verkümmerte Muskeln haben müsste. Aber eigentlich müssten ihn auch gewisse Angriffe umbringen oder zumindest beinträchtigen, aber das kennt man ja weder von Michael, noch von Jason. Was die beiden allerdings noch gemeinsam haben, wäre wohl ihre Entstellung unter der Maske. Nur weil jemand geistesgestört ist, muss er sich doch nicht gleich zu einem Mutanten entwickeln, der dem Glöckner von Notre-Dame gleicht? Vor allem sah Michael als Kind noch völlig normal aus, ergo brauchte Carpenter nur einen Bäm-Effekt für die wenigen Sekunden, in denen die Maske fiel und ein normales Gesicht wohl eine Enttäuschung gewesen wäre.
Gut, ich hätte zwar beim Auftakt der Reihe etwas mehr in der Handlung erwartet, aber eigentlich sind die Ansprüche bei Filmen mit kompromisslosen Superkillern ohnehin nicht zu hoch. Auch von den restlichen Hauptfiguren erwartet man lediglich die typischen Dummheiten, die zu ihrem Tod oder zumindest zum gekünstelten Aufbauen der Spannung führen. Das fängt schon beim Mord der Schwester an, die offenbar keinerlei Reflexe besitzt, wo doch ein simples Handgemenge gereicht hätte um einem Achtjährigen das Messer zu entwenden. Genauso später, als eine Figur sich mit Butter bekleckert und prompt ihre gesamte Kleidung ausziehen muss, damit sie einen Grund dafür hat, durch den finsteren Garten in das unheimliche Wäschehäuschen zu gehen. Oder eine simple Terrassentür, fast ausschließlich aus dünnem Glas bestehend, entpuppt sich als beinahe unüberwindbares Hindernis. Man möchte doch meinen, dass man, wenn man von einem Killer verfolgt wird, so mit Adrenalin vollgepumpt ist, dass man sich einfach gegen die Tür wirft und sofort hindurchbricht, aber nein, in Horrorfilmen muss man erst an der Tür rütteln, als hätte man nicht schon geahnt, dass sie verschlossen wäre und dann weinend vor ihr zusammenbrechen. Genau wie man laut losheult und kreischt, wenn man in seinem Versteck sitzt, damit der Killer ja auch weiß, dass er an der richtigen Stelle sucht oder dass man sich nicht mal vergewissert, dass der Schurke tot ist und ihm dann noch zu allem Überfluss noch wiederholt den Rücken zuwendet. Horrorfilm-Dummheit in allen Ehren, aber so dumm ist kein Mensch. Der Film ist also eine einzige Ansammlung von schlechten Klischees.
Regietechnisch ist der Film immerhin nicht ganz so in die Hose gegangen. Ich bin zwar kein Fan von Carpenter, mag im Grunde genommen nur
»Dark Star« und »Die Klapperschlange« von ihm, aber hier sind ein paar nette Ideen aufgekommen, auch wenn er sie angeblich bei Hitchcock und anderen abgeschaut hat. Zum Einen die Ich-Perspektive von Michael Myers am Anfang empfand ich als sehr atmosphärisch und gelungen, vor allem auch, als er sich die Maske aufsetzte. Auch die späteren Inszenierungen von Myers waren eine nette Idee, wie er immer wieder für Sekunden irgendwo im Hintergrund auftauchte und dabei meist unbemerkt blieb, womöglich selbst vom Zuschauer, wenn der sich zur sehr auf den Vordergrund konzentrierte. Mir persönlich hat es keinen Schauder über den Rücken gejagt und ich denke auch nicht, dass das heute noch bei allzu vielen gelingen sollte, aber es ist ein nettes Horrorelement, dass im Laufe der Jahre nur offenbar verloren ging. Dann gibt es noch Kleinigkeiten, wie ein Fernseher, der nur von Myers hätte ausgeschaltet werden können, was den Hauptfiguren allerdings nicht einmal auffällt (womöglich nicht einmal beabsichtigt war), ich persönlich aber gruseliger fand als die Gestalt von Myers, die für eine Sekunde zwischen flatternder Wäsche auftaucht.
Weniger gut gefallen hat mir der Verzicht auf Kunstblut in einem solchen Film. Das mag bei
»Stephen King’s ES« funktionieren, sogar zu befürworten sein, aber in einem Film mit Michael Myers? Das geht gar nicht. Selbst bei der klassischen Einstellung, wenn jemand in der Luft aufgeschlitzt wird und man die baumelnden Füße zeigt, bei der man erwartet, das gleich Blut herabrinnt und zu Boden tropft bleibt in der Hinsicht eine Enttäuschung.
Eine genauso große Enttäuschung wie der Punkt, der mich an Carpenter am meisten aufregt: Die Musik. Er hat den Tick, dass er immer seine eigenen Kompositionen mit einbringen möchte, nur dummerweise kann der Typ beim besten Willen nicht komponieren. Ich gebe zu, das Halloween-Theme ist episch und nicht nur aufgrund seiner Simpelness genial, aber der Rest war einfach genauso mies, wie man es gewohnt ist. Selbst wenn Carpenter komponieren könnte, ist er offenbar nicht in der Lage die Musik an die richtige Stelle einzusetzen. So ist ziemlich jede Musik im ganzen Film eine bedrohliche, obwohl die entsprechende Situation völlig harmlos ist. Das führt nur dazu, dass einem die Musik sofort auffällt und in Windeseile auf die Nerven geht, mal ganz davon abgesehen, dass sie versucht eine völlig unangebrachte Atmosphäre hervorzurufen, so dass man sich quasi jede Minute des Films zu Tode gruseln sollte. Bei
»Dark Star« war es ähnlich, nur, dass die Musik dort noch nervtötender war.
Schauspielerisch ist der Film, wie man es kennt: Allerhöchsten Durchschnitt. Der einzig einigermaßen gescheite Darsteller findet sich in Donald Pleasence, der immerhin bereits im Bond »Du lebst nur zweimal« mitspielte und mit dieser Figur Vorbild für Dr. Evil in den »Austin Powers« Filmen wurde. Natürlich sticht einem heute als erstes der Name Jamie Lee Curtis ins Auge, die es immerhin bis an die Seite von Kevin Kline und John Cleese in »Ein Fisch namens Wanda« brachte, doch war das eben sehr lange nach ihrem Filmdebüt. In »Halloween« ist sie nicht überzeugender als Heather Langenkamp in
»A Nightmare On Elm Street«, wobei die immerhin noch relativ ansehnlich war, an Curtis kann ich als Teenager ehrlichgesagt keinen Gefallen finden – aber das ist ja bekanntlich Geschmacksverirrung, bei jedem, der nicht meine Meinung teilt.
Alles in allem mal wieder verschwendete Zeit und ein Film, über den man einfach nur herziehen kann. Damals mag er eine großartige Atmosphäre besessen haben, aber heute taugt er in der Hinsicht, wie in jeder anderen auch, so gut wie gar nichts mehr. Der Film ist wohl noch besser als das Remake von Rob Zombie (der Mann sollte wirklich bei seiner Musik bleiben), aber damit hat es sich auch. Man braucht ihn ja nicht mal für die Vorgeschichte von Michael Myers, da die ohnehin in jedem Teil neu aufgerollt wird. Wenn man mich fragt, ist man mit »Halloween H20« und »Halloween: Resurrection« sehr viel besser bedient und man bekommt bessere Darsteller, bessere Inszenierung und sowohl mehr Grusel, als auch mehr Blut.
Als interessante befand ich auch noch den Umstand, dass Carpenter im Fernseher den Film »The Thing« laufen ließ, wobei er 3 Jahre darauf ein Remake in die Wege leitete, aus dem »John Carpenter's The Thing« wurde, bzw. »Das Ding aus einer anderen Welt«.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 2/10
Effekte: 6/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 5/10