Paranormal Activity Review
Laufzeit: ca. 86 Minuten
Genre: Horror
Regie: Oren Peli
Darsteller: Katie Featherstone, Micah Sloat
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 19. November 2009
Inhalt:
Katie und Micah haben sich dazu entschlossen ihren Alltag auf Video festzuhalten, da sie von merkwürdigen Geschehnissen heimgesucht werden. Besonders nachts, während sie ungeschützt schlafen, passieren die sonderbarsten Dinge, wie das Videoband belegt. Doch bei an- und ausgehenden Lichtern und sich bewegenden Türen bleibt es schon bald nicht mehr…
Kritik:
»Was war das?!«
So mies Filme wie »Blair Witch Project« oder »[Rec]« auch sein mögen, es ist doch nicht zu bestreiten, dass sie ungemein atmosphärisch sind und unter den Horrorfilmen die Streifen bilden, die wirklich gruselig sind. Auch wenn »Paranormal Activity« nicht ganz an dieses Niveau heranreicht, so treffen doch ähnliche Maßstäbe darauf zu.
Wieder einmal sind die Darsteller schlichtweg armselig und auf die Dauer eine Qual, aber bei einem Budget von 15.000 Dollar muss man sich eben schon mal jemanden von der Straße schnappen und wahrscheinlich ist man auch einfach der Ansicht, dass alles authentischer wirkt, wenn man keine richtigen Schauspieler nimmt. Nun, an sich mag das stimmen, in diesem Fall ist es allerdings unmöglich, irgendwas für authentisch zu halten, da einfach alles ungemein gestellt wirkt.
Angefangen bei dem Umstand, dass ausschließlich nachts irgendetwas passiert, das mit dem Poltergeist in Verbindung steht, nie ist tagsüber auch nur eine Tür zugefallen. Dennoch laufen die Protagonisten auch tagsüber ohne jeden ersichtlichen Grund durchgängig mit der Kamera herum, nur um sich bei ihrem zunehmend gestörten Alltag zu filmen und somit eine grobe Handlung in den Film einzubauen – das diese weder Hand und Fuß hat scheint belanglos.
Im Übrigen stößt mal wieder das Verhalten der Protagonisten sauer auf, weil einfach kein Mensch, der bei klarem Verstand ist, sich so verhalten würde wie dieses Pärchen. Vor allem Micah ist wirklich erbärmlich gezeichnet, falls sich das meiste bei ihm nicht ohnehin auf Improvisation zurückführen lässt, wie bei diesen Filmen ja nicht unüblich ist. Die meiste Handlung baut auf seinem Verhalten auf, so kauft er die Kamera, untersucht die Aufnahmen, provoziert gegen die Bitten seiner Freundin den Poltergeist und besteht strikt darauf, dieses Problem selbst zu lösen. „Das ist mein Haus, ich regel das.“ Muss ich dazu irgendwas sagen? Seine Freundin steht nachts auf, starrt ihren Mann stundenlang beim Schlafen an und weiß am nächsten Morgen nichts mehr davon, aber der tolle Kerl will das selbst regeln, weil das ja sein Haus ist? Nicht nur, dass schlichtweg jeder in so einer Situation Muffensausen bekommen würde, ein verantwortungsvoller Freund würde sich auch um das Wohl seiner Freundin suchen… aber nö, er regelt das und primär besteht diese Regelung darin, den Poltergeist zu provozieren, damit zunehmend spektakulärere Dinge passieren. Auch ist er strikt gegen die Hilfe eines Mediums, bezeichnet diese als Quacksalber, besorgt sich aber dennoch ein Ouija-Board, bzw. Hexenbrett, um mit dem Poltergeist Kontakt aufzunehmen. Könnte man dann nicht genauso gut endlich das Medium anrufen, das Ahnung von dem Kram hat? Ich meine, ich würde so einen Typen auch für einen Quacksalber halten, allerdings nur bis ich mir die merkwürdigen Videos von meinem Schlafzimmer und dem Flur angesehen hätte.
Selbiges gilt für seine Freundin, die durchgängig jammert, er solle aufhören, den Geist zu provozieren und die die ganze Zeit das Medium anrufen möchte, sich aber von ihren Macker überreden lässt noch zu warten – bis es natürlich zu spät ist. Kein Mensch würde sich das bieten lassen. Der Kerl schlägt jede Bitte und Aufforderung von ihr in den Wind, scheint sich schon mehr um den Geist zu kümmern als um sie. Trotzdem ruft sie nicht das Medium an, trotzdem bleibt sie mit ihm in dem Haus.
Und ja, sie bleiben in dem Haus, weil Katie meint, dass der Poltergeist ihr überallhin folgt. Ich würde trotzdem versuchen zu fliehen, zumindest bis fachkundige Hilfe verfügbar wäre oder wenn man schon darauf besteht, dort zu bleiben, so viele Menschen um sich zu scharen wie es nur geht. Freunde bei sich übernachten lassen, die einen anhand der Videos wohl kaum für paranoid halten würden oder einfach die ganze Nacht durchmachen, etwas unternehmen oder eine Party schmeißen. Es gäbe so viele Möglichkeiten, aber um den Film am Laufen zu halten, bestand man auf den am wenigsten nachvollziehbaren Weg von allen.
Effekttechnisch ist alles zufriedenstellend, obgleich es natürlich nichts Großartiges gibt, was aber auch richtig so ist. Man sieht schließlich bei »Das Geisterschloss«, das noch so aufsehenerregende Effekte zu keinem gescheiten Horror führen, wenn man jedoch die ganze Nacht ein Schlafzimmer und einen dunklen Flur beobachtet, in dem hinten immer wieder das Licht kurz an und wieder ausgeht, wenn man etwas unter die Bettdecke kriechen sieht, was aber die ganze Zeit unsichtbar bleibt, stets unterlegt mit einem merkwürdigen Brummen im Ton der Videoaufnahme, dann hat man gescheiten Horror, der einem durchaus eine Gänsehaut verpassen kann.
Ich bin weiterhin der Ansicht, dass diese Hand-Kamera-Filme das Horror-Genre mit der meisten Atmosphäre und dem meisten Thrill sind, obgleich sie auch die grausamsten Darsteller bieten. In diesem Fall liefern die gigantischen Logiklücken, die die Handlung zusammenhalten, ein mächtiges Manko und auch das Ende ist nicht übermäßig umwerfend. Es gibt drei verschiedene, optionale Enden und rein vom Lesen her, erscheinen mir die der Kinoversion und die dritte Möglichkeit interessanter, aber das muss man auch immer erst gesehen haben um es beurteilen zu können. Und so umwerfend wie die Enden von »Blair Witch Project« oder »[Rec]« hätte dieses Finale ohnehin nicht werden können.
»Paranormal Acitivty« ist immerhin besser als »Cloverfield«, hinkt den anderen Genre-Kollegen aber noch deutlich hinterher, obwohl ich nicht bestreiten kann, auch nach diesem Film ein deutlich unangenehmes Gefühl verspürt zu haben. Es gibt durchaus verstörende und einschlägige Szenen, aber im Großen und Ganzen empfand ich den Film als nicht so spektakulär, wie er breitgetreten wurde. Muss man absolut nicht gesehen haben.
Link zur Paranormal Activity Parodie von Steve Martin und Alec Baldwin.
Bewertung:
Darsteller: 2/10
Plot: 4/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 5/10