LOST Review
Laufzeit: 121 x 42 Minuten
Genre: Mystery / Action
Darsteller: Matthew Fox, Josh Holloway, Evangeline Lilly
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 2004
Inhalt:
Beim Flug von Sydney nach L.A. stürzt der Flieger Oceanic 815 aufgrund von Turbulenzen über dem Meer ab. Die Überlebenden finden sich auf einer mysteriösen, scheinbar unbewohnten Insel wieder, auf der die verrücktesten und auch gefährlichsten Dinge passieren…
Kritik:
»Darf ich dir eine Frage stellen?«
»Mein Sternzeichen ist Fische.«
LOST… ich weiß noch gut, wie es damals auf ProSieben anfing… diese mysteriöse Werbung, die genauso nichtssagend wie pseudo-unheimlich war und eine hervorragende Steilvorlage für Stefan Raab und sein Team bot um das Ganze auf die Schippe zu nehmen.
Ich schaltete natürlich zur ersten Staffel an und war von der Pilotfolge direkt gebannt. Dummerweise brach mein Interesse im Laufe der Zeit ab, als man immer bis zu einem Jahr auf die nächste Staffel warten musste und bis dahin schon sämtliche Einzelheiten der vorhergehenden vergessen hatte… vor allem in einer Serie mit derart vielen Details, Figuren und Rätseln ist das selbstredend verheerend. Also brach ich am Anfang der vierten Staffel, in der ich schon überhaupt nicht mehr mitgekommen war, ab und vergaß »LOST«… zumindest bis zu diesem Sommer, wo endlich alle sechs Staffeln zugänglich waren und ich mir alles am Stück anschauen konnte um sicherzugehen, nichts aus den Augen zu verlieren. Ich kann nicht behaupten, dass ich alles mitbekommen, behalten oder verstanden habe, aber ich bin durch die Serie gekommen ohne irgendetwas Entscheidendes zu verpassen.
Tatsächlich ist es so, wie es der Serie auch nachgesagt wird: Massig Mysterien, Geheimnisse und Rätsel und mit jeder Folge und mit jeder Staffel sowieso werden massig neue aufgeworfen… sogar so viele, dass nicht mal ansatzweise alle bis zum Schluss geklärt werden können. Wie einige wohl behaupten möchten, wird das Nötigste aufgedeckt um die Rahmenhandlung schließen zu lassen, doch die vielen kleinen Details, die auch in diesem wunderbaren Song aufgezählt werden, lässt man teilweise vollkommen außer Acht. Diese unbestreitbare Planlosigkeit ist dann doch an einigen Stellen etwas schade, auf der anderen Seite können viele der Dinge auch nicht mit noch so viel Fantasie plausibel erklärt werden.
Wie dem auch sei, trotz all der Lücken, bietet »LOST« eine großartige Story mit stellenweise enormer Spannung, sehr geistreichen und tiefschürfenden Dialogen und wirklich brillanten Verwirrungen.
Was diese Serie aber wirklich auszeichnet, und das sage ich aus vollster Überzeugung und Erfahrung, sind ihre Charaktere. Zu den Figuren einer Serie baut man in der Regel ohnehin ein viel innigeres Verhältnis auf als zu ihren Entsprechungen im Film, allein durch die Zeit, die man mit ihnen verbringt und durch die Zeit, die ihnen gegeben ist um sich selbst detaillierter und facettenreicher vorzustellen. Ich hab schon viele Figuren geliebt, seien es jene aus »O.C., California«, die aus »One Tree Hill« oder auch die aus »Two And A Half Men« oder »Prison Break«, aber ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass es keine so einwandfrei aufgebauten und überaus sympathischen Figuren gibt wie bei »LOST« - wohlgemerkt einer Serie mit Dutzenden von wichtigen Hauptfiguren, die von genialen Darstellern gespielt werden und geradezu wie ein Uhrwerk miteinander funktionieren und harmonieren. Mir fällt spontan nicht eine einzige Figur ein, die schlecht gezeichnet oder gespielt war oder nicht in dieses riesige Werk aus Zahnrädern passt. In der Hinsicht zweifelsohne ein absolutes Meisterwerk.
Gestört hat mich persönlich – ich weiß allerdings auch, dass es bei einigen den genau gegenteiligen Effekt hatte – der Wandel der Serie. Die ersten Staffeln spielen im bedrohlichen, dunklen Dschungel, mit seinen zahllosen, unbekannten Gefahren, den geheimnisvollen Orten, auf die man trifft, die mysteriösen Anderen usw. . Mit jeder Staffel werden aber immer auch ein paar der größeren Geheimnisse aufgedeckt (auch wenn für meinen Geschmack noch viel zu viele davon für die letzte Staffel übrig bleiben), Unbekanntes verliert durch die Aufdeckung ihren gefährlichen Reiz, die verwinkelte Insel ist ebenfalls nicht mehr so bedrohlich, weil sich die Figuren besser zurechtfinden, frei zwischen bekannten Orten umherwandeln und quasi kaum noch Erkunden und die Figuren sind inzwischen viel vertrauter miteinander. Der Stil wechselt also ziemlich stark, es werden wirklich überraschend viele neue Charaktere eingeführt, usw. … Es war nicht schlecht und irgendwie auch nötig, aber ich habe die Serie spätestens ab der vierten Staffel nicht mehr so verschlungen wie zuvor – dennoch hat sie mich genug gefesselt um bei der finalen Folge wässrige Augen zu kriegen. Okay, zugegeben, ich hab ziemlich geflennt… aber es war einfach auch ein verflucht schönes Ende!
Interessant am Erzählstil und unbedingt noch erwähnenswert, wären wohl die Zeitsprünge. Nahezu jede Folge bietet diese und obwohl ich nicht viel von Flashbacks halte, ist es wirklich genial gelöst sie ungefähr genauso spannend zu halten wie die Hauptstory. So gibt es anfänglich Flashbacks in die Vergangenheit, dann in die Zukunft und auch noch welche in die Gegenwart – muss man nicht verstehen, aber man wird ein leises »Ah…!« verdrücken, wenn man sich die Serie ansieht. Was den Erzählstil angeht ist »LOST« also quasi mein »Pulp Fiction« unter den Serien.
Also, liebe Freunde der guten Unterhaltung, wer Abenteuer mag, eine gesunde Mischung aus Fantasy, Science-Fiction und Mystery, die beste Ansammlung von genialen Figuren im Fernsehen, talentierte Schauspieler und gute Effekte, die alle zusammen zu jeder Menge Spannung führen, der ist mit »LOST« bestens bedient. Allerdings braucht man auch ein gewisses Durchhaltevermögen und die dazugehörige Zeit, denn wenn man das Anschauen zu sehr schleifen lässt, kann es durchaus dazu führen, dass man teils sehr wichtige Handlungsstränge einfach nicht mehr auf die Reihe bekommt. Ebenso ist es schon ziemlich verheerend auch nur eine Folge zu verpassen. Man sollte sich also schon wirklich die Zeit nehmen, dann lohnt es sich definitiv auch, obgleich das Ende wohl Geschmackssache ist und nichts, womit man während der ersten Staffel rechnen würde.
Bewertung:
Darsteller: 10/10
Plot: 8/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 7/10
Gesamteindruck: 8/10