Mafia! - Eine Nudel macht noch keine Spaghetti! Review
Laufzeit: ca. 83 Minuten
Genre: Komödie / Parodie
Regie: Jim Abrahams
Darsteller: Jay Mohr, Christina Applegate, Lloyd Bridges
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 10. September 1998
Inhalt:
Tony übernimmt das Mafia-Geschäft seines sterbenden Vaters, doch sind damit nicht alle Beteiligten unbedingt einverstanden…
Kritik:
»NEWSPAPER APPEARS IN AIR OVER CATHEDRALE«
Ein fast historischer Film, möchte man fast meinen. Der bisher letzte Film, bei dem Genie Jim Abrahams auf dem Regiestuhl platznahm und der letzte Film, den Lloyd Bridges drehte, bevor er kurz nach den Dreharbeiten verstarb. Der Film ist ihm auch gewidmet. Abgesehen von diesen beiden Fakten hat der Streifen allerdings nicht das Geringste, das in der Filmgeschichte niedergeschrieben werden müsste. Ich war relativ neutral eingestimmt, da es mit den Filmen von Abrahams (und meist noch Zucker & Zucker) entweder äußerst genial oder ziemlich durchschnittlich werden konnte.
»Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug« war beispielsweise äußerst genial, ist nach wie vor eine der besten Komödien überhaupt, auch
»Top Secret!« hat mich ausgesprochen positiv überrascht. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Filme wie »Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone«, bei dem man zwar ab und zu lachen darf, der aber nicht mal annähernd das Niveau der Meisterstreiche von Abrahams erreicht. Genau zu diesen Filmen gehört auch »Mafia!« (mit dem traditionellen »!« dahinter), der allenfalls genauso gut ist, wie der Film über Mrs. Stone. Der hatte immerhin noch eine fest Story, hier ist die Handlung hingegen weniger greifbar. Es wird zwar eine Geschichte erzählt, aber im Grunde genommen ist sie so ziemlich nebensächlich, denn viel kommt dabei nicht herum. Es erinnert fast an manche der »Scary Movie« Teile, die einzig davon leben, eine einigermaßen plausible Lösung dafür zu finden, wie man von einem Gag zum nächsten kommt.
Und wo wir schon bei »Scary Movie« sind, so sollten auch direkt die Parodien Erwähnung finden, die es in diesem Film natürlich offenkundig gibt. Die meisten der parodierten Filme sind mir wohl bekannt, wie der erste Teil von »Der Pate« (nach dem ich nicht mehr die geringste Lust auf die Nachfolger hatte), »Goodfellas« (an den ich mich leider kaum noch erinnere, wird wohl mal wieder Zeit) oder »Forrest Gump«, der mit Abstand die gelungenste Parodie geworden ist allein mit einem einzigen Spruch (der haarscharf am Einleitungszitat meines Reviews vorbeigeschlittert ist). Die beiden letzten Pate-Teile, ebenso wie Scorseses »Casino« sind mir noch nicht untergekommen, aber ich bezweifle auch, dass das zwingend von Nöten gewesen wäre. Dafür kannte ich wiederum »Chucky – Die Mörderpuppe« und »Jurassic Park«, die ebenfalls mit eingeflossen sind, wenn auch ausgesprochen unangebrachter Weise. Was haben Chucky und Dinos in einer Mafia-Parodie zu suchen? Das konnte nicht mal Altmeister Jim Abrahams plausibel inszenieren. (auch glaube ich eine Anspielung auf »Twister« gefunden zu haben, nicht zwingend beabsichtigt)
Schauspielerisch wird man allerdings wirklich zufriedenstellend bedient. Wir haben Jay Mohr in der Hauptrolle, den man sicher hin und wieder schon gesehen hat, z.B. in
»Small Soldiers«,
»Street Kings« oder diversen Serien. Er ist kein eindrucksvoller Darsteller, aber er erfüllt seinen Zweck – obgleich er natürlich die Rolle von Al Pacino parodiert, was nie zufriedenstellend hätte ausgehen können. Lloyd Bridges spielt so ziemlich dieselbe tollpatschige Rolle wie auch in »Hot Shots« und das kauft man ihm auch wirklich ab. Er war einfach ein wirklich sympathischer, alter Kauz, der noch heute Leute zum Lachen bringen kann und dessen Tod wirklich ein Schicksal ist, das Filmfans betrauern. Ansonsten finden sich noch eher kleinere Namen wieder, die aber durchaus gerne gesehen wurden. Christina Applegate gehört allein durch ihre Rolle in der Serie »Samantha Who?« noch zu den bekannteren, wohingegen man beispielsweise Billy Burke heute noch am ehesten als Bellas Vater aus »Twilight« und
»New Moon« kennt. Am erfreulichsten waren die Auftritte von „gewohnten“ Mafia-Darstellern, allen voran Vincent Pastore, den ich nie als „Big Pussy“ in »Die Sopranos« vergessen werde, aber auch Joe Viterelli, den »Reine Nervensache« das markante Mafia-Image bescherte, der aber leider auch inzwischen verstorben ist.
Humortechnisch finden sich ein paar wirklich guter Ideen, einige davon sind es auch durchaus wert in einem Abrahams-Film vorzukommen und in seiner gewohnten Manier muss man teilweise sehr gut aufpassen und sein Augenmerk nicht nur auf das Offensichtliche richten um die besten Gags mitzubekommen, aber insgesamt gibt es auch mit guter Aufmerksamkeit und der Kenntnis über die parodierten Filme nicht viel zu lachen. Hinzu kommt ein Plot ohne nennenswerte Handlung, die dadurch auch keine Spannung aufbauen kann und somit auf die Gags angewiesen ist, die allerdings dummerweise entweder nicht kommen oder nicht zünden. Ich habe mich oft gefragt, wieso man von Abrahams/Zucker/Zucker keine neuen Filme mehr vorgesetzt bekommt, aber wahrscheinlich ist ihre Zeit einfach vorbei und sie gehören zu den seltenen Leuten in Hollywood, die das auch einsehen.
Ich will gar nicht mal sagen, dass der Film Potenzial verschenkt hat, denn er hatte von Beginn auf nicht sonderlich viel davon. Mafia-Filme eignen sich in meinen Augen nicht sonderlich gut für Parodien und ganz davon abgesehen wurde der Streifen schon in einer Zeit gedreht, in der der große Mafia-Boom längst vergangen war. »Der Pate«, »Scarface«, »Goodfellas«, das lag 1998 schon Jahre zurück. Natürlich wurde mit »Departed« ein gewisses Comeback gefeiert und »Die Sopranos« haben die Leidenschaft für Mafia-Geschichten aufrechterhalten, aber der Trubel um das Genre ist unbestreitbar Vergangenheit.
Nichts, was man gesehen haben müsste, selbst als Fan von Abrahams.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 2/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 5/10