W. – Ein missverstandenes Leben Review
Laufzeit: ca. 124 Minuten
Genre: Biografie / Drama
Regie: Oliver Stone
Darsteller: Josh Brolin, Elizabeth Banks, James Cromwell
Gesehen auf: Deutsch
DVD Release: 20. Januar 2009
Inhalt:
George W. Bush – vom Trinker und Rowdy zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Kritik:
Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, was diesen Film angeht. Vor allem, da ich überhaupt keinen Film erwartet habe, sondern eine Comedyserie. Schuld daran ist wohl ProSieben mit seiner irreführenden Werbung…
Jedenfalls hab ich’s mir dann doch angeschaut und obwohl ich mit dem Gedanken gespielt habe, das Review sein zu lassen, mach ich’s nun doch. Ich weiß quasi gar nichts über Bush, abgesehen von den altbekannten, negativen Meinungen über ihn, und daher kann ich auch nicht im Geringsten beurteilen, wie wahrheitsgetreu dieses biografische Drama ist. Dementsprechend war es eigentlich auch eher sinnlos, dass ich mir das Teil überhaupt zu Gemüte geführt habe, aber ich habe immer noch auf Comedy gehofft – vor allem, weil meine Fernsehzeitung von einer Satire schrieb.
Es gab auch lustige Stellen, wie z.B. das andauernde Ansprechen von Bush Senior mit »Papi« oder Bushs Verwechslung von Guantanamo mit Guantanamera, aber insgesamt kann man keinesfalls sagen, dass der Film lustig ist oder die Geschichte aufs Korn nimmt. Es wird dargestellt, wie aus einem draufgängerischen, verwöhnten Bengel ein ehrgeiziger, wenn auch ziemlich ahnungsloser Politiker und schließlich Präsident wird.
Ich fand die religiöse Sparte etwas überzogen, mit Bushs Aufforderung nach jeder Zusammenkunft seiner Berater zu beten oder überhaupt aus einem Kreuz das W des Filmtitels werden zu lassen, aber andererseits habe ich auch schon davon gelesen, dass Bushs Glaube eine zentrale Rolle bei ihm gespielt haben soll. Wie es sich da mit der Wahrheit verhält, kann ich, wie gesagt, nicht beurteilen, aber ich empfand es als zu extrem.
Umso interessanter ist aber die Darstellung von Bush im Allgemeinen. Nachdem man immer nur die bösen Münder über ihn herziehen hörte, die ganzen Proteste und was nicht alles, ist es fast schon überraschend mal den menschlichen Bush zu sehen. Einen Mann, der seinen Vater Stolz machen will und dafür gewissermaßen in eine Richtung geht, die er gar nicht beabsichtigt hatte zu gehen. Vor allem seine Entwicklung vom Rowdy in der Jugend zum Erwachsenen, der aber dennoch viel »moderner« denkt als sein alter Herr, sind meiner Meinung nach gelungen dargestellt. Überhaupt ist die Regie überzeugend, vor allem auch bei Originalaufnahmen von Krieg und Demonstrationen, die immer mit lockerer, fast schon lustiger Musik begleitet werden.
Schauspielerisch hat der Film mich allerdings am allermeisten überrascht. Auch wenn ich keinen einzigen der Schauspieler benennen könnte, kannte ich doch eine beträchtliche Menge der Gesichter. James Cromwell natürlich, wohl eine der häufigsten Nebenrollen überhaupt, Josh »Bush« Brolin, den ich bisher nur aus »Planet Terror« und »American Gangster« kannte, Elizabeth Banks, JJJ’s Sekräterin aus den »Spider-Man« Teilen, Mr. Fantastic Ioan Gruffudd als Tony Blair und noch viele andere, wie z.B. Bruce McGil und auch Colin Hanks, der mir aus »Nichts wie raus aus Orange County« bekannt ist (den ich mir nur wegen The Offspring im Soundtrack angesehen habe. Zwei Mal). Alle sind überzeugend und gut ausgewählt. Ich frage mich nur, warum zunächst Christian Bale für die Rolle des Bush vorgesehen war?! Das wäre wohl eine ganz klare Fehlbesetzung gewesen.
Ich kann nicht sagen, dass der Film mir sonderlich gefallen hat, auch wenn er gut umgesetzt ist. Es ist wohl auch eher eine Amerikaner-Sache oder zumindest etwas für Leute, die sich mit Amerika und Bush etwas auskennen. Genau für die sollte es dann auch interessant sein mal diese Seite vom Ex-Präsidenten kennenzulernen, für alle anderen hingegen… mich persönlich hat es zumindest ermüdet zuzugucken, was zwar auch am späten Sendetermin lag, aber auch daran, dass einen das Ganze nicht über zwei volle Stunden fesseln kann. Blubb.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: -/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 6/10