Max Payne Review
Laufzeit: ca. 99 Minuten
Genre: Actionthriller
Regie: John Moore
Darsteller: Mark Wahlberg, Mila Kunis, Beau Bridges, Ludacris
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 20. November 2008
Inhalt:
Detective Max Payne verliert Frau und Kind bei einem Raubüberfall in seinem eigenen Haus. Um den Tätern auf die Spur zu kommen und sich zu rächen, lässt er sich in die Abteilung für ungelöste Mordfälle versetzen, von wo aus er für sich ermittelt. Junkies mit einem markanten Flügeltattoo scheinen der Schlüssel zur Lösung zu sein…
Kritik:
Ich sage direkt, dass ich gerade mal den Namen des Videospiels kenne und daher keine Bezüge aufstellen kann und werde. Ich kann also nicht über den Film herfallen, weil er womöglich den Namen des Spiels in den Dreck gezogen hat, aber ich kann über den Film herfallen, weil er definitiv nicht gelungen ist. Und das werde ich jetzt auch tun – Jippijajey!
Der Film hat im Grunde genommen gar nichts, von der Action und damit verbundenen Kurzweiligkeit mal abgesehen. Er versucht mit verlassenen Hintergassen, flackernden Lichtern und huschenden Schatten eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen, was aber nicht so recht gelingen mag. All diese Mittel führen nicht zu größerer Anspannung des Zuschauers oder was man auch sonst immer damit erreichen wollte, was womöglich daran liegen könnte, dass das Element der huschenden, beflügelten Schatten viel zu oft aufgegriffen wird. Hier hatte jemand eine gute Idee, die auch wirklich etwas am Film hätte heben können, aber jemand anderes hielt es für angebracht, scheinbar den ganzen Film darauf aufzubauen. Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass der Streifen erheblich gelungener geworden wäre, wenn man einen Horrorfilm aus der Idee gemacht hätte – oder zumindest einen abgedrehten Psychothriller.
Die Figur des Max Payne wirkt im Weiteren auch ziemlich plump. Tiefgang scheint sie überhaupt nicht zu haben und die Vorgeschichte um seine getötete Familie wirkt immer wie eine mehr oder weniger nebensächliche Information. Im Sinne von »Achja, deswegen macht der das Alles ja…«. Mark Wahlberg spielt passabel und in den ersten Szenen hatte ich durchaus Hoffnung hier einen coolen Actionhelden aufsteigen zu sehen, aber cool ist Payne wirklich nicht. Er kann schießen wie ein Weltmeister und scheint auch durch nichts aus der Ruhe zu bringen zu sein, aber sonst fehlt ihm eine Menge. Bei den Nebenrollen darf man differenzierte Meinungen haben. Auf der einen Seite sind sie relativ gut besetzt: Wir haben »Prison Break« Star Amaury Nolasco,
»Bond«-Girl Olga Kurylenko und den Vater aus »My Name Is Earl« Beau Bridges (den ich aber viel mehr mit Komödien verbinde), auf der anderen Seite kommen sie aber allesamt nicht wirklich zur Geltung. Abgesehen von Bridges haben alle nur geradezu mickrige Auftritte und tauchen ebenso nebensächlich auf, wie Paynes Vorgeschichte. Und was soll Ludacris? Wieso muss Hollywood von den ganzen Rappern überrannt werden, die wahrscheinlich noch eher für ihre Rollen bezahlen, als andersherum. Zu seiner Verteidigung bleibt aber zu sagen, dass er doch schon eher einer der besseren Schauspiel-Rapper ist…
Vom Plot her… naja, eigentlich kann man nicht klagen. Er ist nicht anspruchsvoll und bewegt sich auf dem Durchschnittsniveau der meisten Actionfilme. Angesichts der einfließenden Ideen, vor allem in Bezug auf die mehrfach erwähnten Schatten, hätte man sich natürlich mehr wünschen können, aber es handelt sich hier ja auch um eine Spielverfilmung und wann fallen die schon mal so aus, wie man es sich hätte wünschen können? In den 99 Minuten ist alles gut zusammengepresst und verläuft ziemlich schnell, was förderlich für die Kurzweiligkeit ist, aber eben auch einige Engpässe mit sich führt, wie die schwach gezeichneten Charaktere. Spannung hält sich durch die regelmäßige Action natürlich auf einem gewöhnlichen Level, kommt aber nicht darüber hinaus, weil einfach so ziemlich alles unheimlich vorhersehbar ist – was nicht zuletzt daraus resultiert, dass die Regie noch explizit darauf hinweist. Und ich habe selten ein besseres Beispiel dafür gesehen, dass der Protagonist verzweifelt versucht wird am Leben zu halten – nicht einmal das »A-Team« hat so schlechte Schützen, wie sie in diesem Film vorkommen. Allein die Szene mit dem Scharfschützen im Rücken – wie kann man mit der Zielvorrichtung nicht mal annähernd in die richtige Richtung schießen, obwohl die Distanz geradezu lächerlich ist? Dasselbe gilt für den ganzen Spezialtrupp im Büro. Wenn das reicht, um in ein Spezialkommando der Polizei zu kommen, sollte ich mich da auch mal bewerben.
Dabei leistet die Regie doch eigentlich überwiegend gute Arbeit und einige Einstellungen und Szenen sind wirklich gelungen und schön anzusehen – ein schwacher Lichtschimmer im Dunkeln der herumhuschenden Schatten. Deren »großen Auftritt« gegen Ende fand ich ebenfalls gut inszeniert, wenn er auch ebenso wenig wirken konnte, wie die vorigen vorsichtigen Abrutscher ins Horror-Genre. Auch schwach war der Kampf in Alex‘ Wohnung, wo wohl Elemente aus dem Spiel (?) versucht wurden zu übernehmen. Diese Rotsicht wirkte entweder unangebracht oder falsch platziert, das vermag ich nicht genau zu sagen, aber da das auch nicht wieder aufgegriffen wurde, frage ich mich, wozu man es überhaupt benutzt hat? Wenn es nicht charakteristisch für den Film sein sollte, hätte man es direkt weglassen können anstatt die paar Sekunden damit auszustatten.
Auch das Ende war dann irgendwie mies. Wenn man schon einen Durchschnitts-Actionfilm dreht, sollte man auch ein entsprechendes Ende wählen und nicht irgendwas versuchen. Gut, in diesem Fall hätte es auch keinen Unterschied gemacht, ob die Geschichte noch ein paar Minuten weitergegangen wäre, aber es musste erwähnt werden.
Wer einen Action-Film sehen will, in dem ein Mann den/die Mörder von Frau und Kind sucht und bestraft, sollte definitiv lieber zu
»The Punisher« greifen. Zwar gibt’s da keine huschenden Schatten und flackernden Lampen, aber immerhin kann man auch nichts verpatzen, was nicht da ist. Na, immerhin ist er kurzweilig und bietet reichlich Action, was allein ja schon so manchen Abend retten kann.
By the way: Ich find’s etwas merkwürdig sein pharmazeutisches Produkt nach den negativen Nebenwirkungen zu benennen…
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 4/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 6/10