Flightplan – Ohne jede Spur Review
Laufzeit: ca. 94 Minuten
Genre: Thriller
Regie: Robert Schwentke
Darsteller: Jodie Foster, Peter Sarsgaard, Sean Bean
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 20. Oktober 2005
Inhalt:
Nachdem ihr Mann vom Dach des Hauses stürzt und umkommt, begibt sich Kyle Pratt mit ihrer Tochter Julia auf den Weg nach Amerika, um ihren Gatten dort bestatten zu lassen. Als Kyle aber einschläft und kurz darauf wieder aufwacht, ist Julia verschwunden. Und, was noch viel schlimmer ist, niemand hat sie gesehen oder kann sich überhaupt daran erinnern, dass die Frau mit einem Kind unterwegs war…
Kritik:
Wie gut, dass man die Enden von Filmen doch vergessen kann, selbst wenn nicht mal zwei Jahre zwischen dem Anschauen liegen. So konnte ich erneut vollauf mitfiebern und den Plot ein weiteres Mal für mich selbst entschlüsseln, während die gelungene Handlung vorantrieb.
Ich bin absolut kein Fan von Jodie Foster und obgleich ihre Filme meist gut sind und sie ziemlich gut spielt, erweckt sie einfach keine Sympathien in mir. Das mag an den meist ziemlich ähnlichen Rollen liegen, in denen sie diese einzelkämpferische, humorlose Figur spielt oder allgemein an ihrer Art, das vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen – es geht eigentlich auch nur darum, dass sie zwar wieder mal erfolgreich ihre Rolle bewältigt hat und auch gut in diese passte, aber im Folgenden dennoch negative Worte über sie fallen können – aus rein objektiver Sicht.
Der Film beginnt direkt in der Handlung und lässt bereits Zweifel über den Geisteszustand der Protagonistin aufkommen, als diese mit ihrem verstorbenen Mann durch die verschneiten Straßen von Berlin spaziert (jaah, in der Tat: Berlin! Deutschland und so). Als sie dann noch aus dem Kinderzimmer im Fenster gegenüber zwei vermummte Gestalten herüberstarren sieht, die im nächsten Moment bereits verschwunden sind, kommt direkt zusätzliche Spannung auf. Eine, durch den Verlust ihres Mannes, psychisch schwer mitgenommene Frau, die – wie auch der Zuschauer – Realität und Einbildung nicht zu unterscheiden vermag und zwei Beobachter, die den Gedanken aufkommen lassen, dass die ganze Geschichte nicht ohne Fremdeinwirken zustande gekommen ist. Aber alles wird erst brav angedeutet und nicht im Geringsten vertieft, so dass ein paar ordentliche Grundsteine für einen guten bis sehr guten Thriller gelegt sind.
Es dauert auch nur ein paar läppische Minuten, bis Foster sich bereits im Flugzeug befindet, in der fortan der restliche Film spielen wird. Und ich für meinen Teil, bin immer beeindruckt, wenn man es schafft, auf kleinem Raum – wie eben einem Flugzeug (auch wenn es ein großes ist) – einen guten, spannenden Film zu kreieren. Da gehört nicht nur ein ziemlich gelungenes Drehbuch zu, sondern auch eine interessante Regie und – man glaube es kaum – Flightplan ist einer der wenigen Filme, in denen mir die Regie bewusst aufgefallen ist. Ich bin jemand, der sich eher auf Plot und Darsteller konzentriert, aber in diesem Fall war die Regie derart markant und den Umständen perfekt angepasst, dass ich mein Augenmerk etwas ausgeweitet habe. Besonders die Kameraführung überzeugte in nahezu jeder Szene und verhalf zusätzlich zur Atmosphäre beizutragen. Auch Musik und Schnitt stimmten einwandfrei und obgleich sie wie Eins mit dem Film an sich wirkten, fielen sie einem doch besonders durch ihr Passen auf.
Wie sich das für einen guten Film gehört waren natürlich auch die Figuren überzeugend und erweckten allerlei Interesse, nicht zuletzt, weil einige von ihnen den Eindruck erweckten, tiefer in die Handlung verstrickt zu sein, als man annahm. So zum Beispiel die beiden Araber, die kurzerhand als Terroristen beschuldigt wurden und sowohl unter dem Publikum, als auch unter der Besatzung des Flugzeuges Verwirrungen streuen oder zumindest zum genaueren Nachdenken anregen. Der 11. September wurde kurz in einem Nebensatz erwähnt – könnte es sich also um einen Katastrophenfilm mit Flugzeugentführung handeln? War das nicht zu plump für einen Film mit Jodie Foster oder könnte daraus noch etwas Interessantes erwachsen? Man weiß es in dem Moment nicht und man weiß es auch noch eine ganze Weile danach nicht, was einen Thriller u.a. auszeichnet.
Also… die Geschichte hält sich definitiv sehr lange auf sehr hohem Niveau mit ordentlicher Spannung. Immer wieder werden neue Punkte aufgeworfen, die es schwer machen zu entscheiden, ob die Protagonistin sich ihre Tochter nun eingebildet hat oder diese wirklich, wie sie selbst sagt, entführt worden ist. Es wird sogar immer interessanter, da Kyle irgendwann selbst daran zweifelt, was Realität ist und was nicht.
Nun, ich habe mich jetzt dazu geäußert, dass der Film ein sehr guter Thriller ist, der das Ansehen definitiv lohnt und auf gehöriger Spannung und guter Regie wie Schauspielkunst aufbaut, aber ich fürchte für weitere Bewertungen – und meine etwas negativen Punkte -komme ich nicht ums Spoilern herum. Wer den Film also noch nicht kennt und dies künftig ändern möchte, sollte die folgenden Absätze bis zum Fazit und den Bewertungen überspringen und sich damit begnügen, dass ich für diesen Film bürge. Ich werde mich zwar zurückhalten, aber der Hauptspaß des Filmes wäre wohl dahin.
Also… leider wird, für meine Begriffe, etwas zu schnell aufgeklärt, was nun Sache ist. Mit dem Entlarven des Schurken wird natürlich ziemlich klar, dass Kyle im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte ist (zumindest hinsichtlich ihrer Tochter) und die ganze Geschichte eine gut durchdachte Entführung darstellt. Wer der Schurke ist… mhm, ich würde nicht unbedingt sagen, dass man das von vorne herein sicher vermuten kann, da auch viele falsche Fährten gestreut werden und man natürlich lange nicht weiß, ob es überhaupt einen Bösewicht in dieser Geschichte gibt, aber mit etwas Nachdenken könnte man sich eventuell auf einem Individuum festsetzen. Wie dem auch sei… nach einer derart genialen Planung und Vorbereitung (es gehört wohl schon einiges dazu, ein ganzes Flugzeug und sogar sich selbst glauben zu lassen, man hätte kein Kind), entzieht es sich meinem Verständnis, warum ausgerechnet die Frau zum Opfer auserkoren wird, die sich am besten im Flugzeug auskennt (wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob eine Triebwerksingenieurin die gesamten Grundrisse einer derartig großen Maschine im Kopf hat und bestens mit der Elektronik vertraut ist – ich meine, ist sie nicht nur für die Triebwerke zuständig, wie es der Name schon sagt?). Gut, es macht die ganze Geschichte im Nachhinein etwas glaubwürdiger, wenn eine erfahrene Täterin mit besten Kenntnissen über das betroffene Flugzeug dieses entführt usw., aber das ganze Risiko wegen so einem unzureichenden Grund? Man hätte jeden anderen Mann von einer Frau, die ihn im Ausland würde bestatten lassen, zum Kaltmachen auswählen können, aber nein, man muss es sich schwierig machen.
Wie schon gesagt, kam die Auflösung etwas zu früh und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Szenario vom Thriller zum Action-Thriller wechselte. Die meiste Spannung wurde so rausgenommen und obgleich der Film immer noch ziemlich interessant war, fesselte er nicht mehr so wie beim Fiebern darum, ob die von Foster gespielte Figur nun labil war oder nicht. Andererseits hätte das Drehbuch es ohnehin nicht zugelassen, den Schurken länger zu verstecken, da es nicht mehr lange gedauert hätte, bis seine Identität offensichtlich gewesen worden wäre – so tragisch war es dann also doch wieder nicht.
Auch das Ende war überzeugend und schön inszeniert (wie Foster mit dem Kind auf dem Arm auf den Trümmern des Flugzeuges herausschreitet und alle Passagiere, die Besatzung und allen voran dem Kapitän (der mit dem Namen »Captain Rich« ein bisschen wie ein schlechter Superheld klingt) bewusst wird, dass sie die Wahrheit gesagt hatte… herrlich.), ein runder Abschluss.
Alles in allem also ein sehr guter Thriller, sogar einer der besten, die ich seit langem gesehen habe, mit Darstellern in Topform, auffallend grandioser Regie und spannender wie intelligenter Story. Leider zum Ende hin durch die frühe Auflösung etwas an Schwung verlierend, aber trotzdem noch ein Top-Film, den man sich wohl einmal angesehen haben sollte – sofern einem das Genre liegt, natürlich. Ich kann ihn definitiv uneingeschränkt empfehlen.
Bewertung:
Darsteller: 9/10 (Foster war genial (wenn auch wieder eher unsympathisch), der Rest bis auf wenige Ausnahmen (die ein oder andere Stewardess z.B.) ebenfalls)
Plot: 7/10 (sehr gelungen für dieses Szenario, zum Ende hin nur etwas abgeschwächt)
Effekte: 9/10 (sieht alles sehr echt aus, mit Ausnahme einer gewissen Explosion vielleicht)
Anspruch: 7/10 (aufpassen muss man definitiv um die Hinweise darauf zu erkennen, was nun wirklich Filmrealität ist und was nicht)
Gesamteindruck: 9/10 (wenn auch eine schwache 9, die 8 hätte der Film nicht verdient)