The Big Lebowski Review
Laufzeit: ca. 117 Minuten
Genre: Komödie
Regie: Joel & Ethan Coen
Darsteller: Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 19. März 1998
Inhalt:
Eigentlich lebt der Dude nur so vor sich hin, genießt sein Leben und geht ab und zu mit seinen Freunden bowlen, doch eines Tages wird er verwechselt, man bricht in seine Wohnung ein, drückt seinen Kopf in die Kloschüssel und pinkelt auf seinen Lieblingsteppich – der, der die Wohnung erst richtig gemütlich gemacht hat. Um das Missverständnis zu klären, macht sich der Dude auf zu dem Lebowski, dem diese Botschaft eigentlich gegolten hatte. Dummerweise fängt der Ärger damit erst richtig an…
Kritik:
»Wo ist das verdammte Geld, du Dreckssack?«
»Es… muss irgendwo da unten sein. Lass mich nochmal nachsehen.«
Man kann ja über so manche Filme diskutieren, wie man möchte, ob sie nun kultig sind oder nicht, ob sie einen gewissen Titel verdienen oder nicht, aber bei »The Big Lebowski« bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als den Kultstatus anzuerkennen. Definitiv kein Mainstream, ergo auch im Alltag eher weniger bekannt, dafür aber umso beliebter unter denen, die ihn bereits gesehen haben. Ich streife nun schon seit einigen Jahren durch die Reihen derer, denen dieser Filmtitel ein Begriff ist und ich habe noch kein schlechtes Wort darüber vernommen. »Pulp Fiction« wurde als völlig überbewertet und langweilig bezeichnet, ebenso »Taxi Driver« und bei »Uhrwerk Orange« gehöre ich höchstpersönlich zu denen, die den Film nicht mal als gut bezeichnen würden. Gibt es bei »The Big Lebowski« alles nicht, der Dude räumt ausnahmslos überall ab und überzeugt durch alle Reihen.
Der Dude ist wieder eine dieser Rollen, die man als Darsteller nie wieder loswird, die Rolle des Lebens. Ich bin kein aufmerksamer Verfolger von Jeff Bridges‘ Karriere, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in seiner Filmografie irgendetwas zu finden ist, das prägender war als »The Big Lebwoski«. Seine Rolle als Schurke in »Iron Man« oder als Hippie-General in »Männer, die auf Ziegen starren« sind zumindest keine Konkurrenz. Der Mann spielt aber auch wirklich großartig den naiven, unbekümmerten Arbeitslosen, der lediglich Zuhause Wal-Gesänge über einen Walkman hört und anschließend Bowlen geht; ein Alltag, der lediglich von bösen Menschen gebrochen werden kann, die seinen gemütlichen Teppich schänden und klauen. Der Teppich, der die Wohnung erst richtig gemütlich gemacht hat! Der Dude ist auch einfach eine sehr geniale Figur, weil er nicht der typische Arbeitslose ist, der in Filmen meist dargestellt wird – bestes Beispiel wäre Jack Black in »Nix wie raus aus Orange County«: Drogenabhängig, alles andere als sozial (und zurechnungsfähig), stets im Unterhemd unterwegs und tagsüber am Pennen. Der Dude ist einfach ein Chiller, wie er im Buche steht, der sein Leben lebt und keine Komplikationen an sich herankommen lässt, wenn das Vermeiden dieser eine Option ist.
Wäre da zumindest nicht sein bester Freund Walter Sobchack, mindestens genauso großartig von John Goodman gespielt, den ich noch in keiner vergleichbaren Rolle gesehen habe. Für mich ist Walter Sobchack auch die Rolle von Goodmans Leben, obgleich es sich nur um eine Nebenrolle handelt. Der Kriegsveteran mit seinen Tausend Macken und durchgeknallten Einfällen, der noch viel weniger aus der Ruhe zu bringen ist als der Dude selbst. Ich kann mich gar nicht entscheiden, welche Figur ich großartiger finde, was nur für den Film spricht – wie viele Streifen haben sonst schon gleich zwei Charaktere/Darsteller dieses Karats?
Steve Buscemi ist mehr ein Sidegag, denn er hat ungefähr so viele Dialogzeilen wie in
»Con Air« - und da trug er einen Maulkorb. Seine großartige Figur schmälert das allerdings nicht im Geringsten. Nicht die Rolle seines Lebens (das muss wohl Mr. Pink bleiben), aber ein unglaublich gut passendes und perfekt geöltes Zahnrad im Uhrwerk der Coen-Brüder.
Jaah, die Coen-Brüder… sie haben in meinen Augen so einen leichten Tarantino-Touch, weil sie sich eben offenbar vom Mainstream abheben wollen (größtenteils zumindest). Ich bin zwar kein Fan von Tarantino, aber angesichts seiner Streifen und der, die ich bisher nur von den Coens gesehen habe, würde meine Entscheidung klar gegen die Geschwister ausfallen. »Ladykillers« war, soweit ich mich noch erinnere, passabel, aber absolut nichts Besonderes und als Remake eben so Mainstream wie es nun ging.
»Burn After Reading«… Gott, was für ein Scheiß! Verzeiht mein Französisch, aber dieser Film war doch einfach nur Abschaum. Ich gebe zu, ich habe vor allem Brad Pitt darin geliebt und seitdem gehört er zu meinen Lieblingsdarstellern, aber abgesehen von den perfekt auf die Schauspieler zugeschnitten Rollen war der Film einfach nur hirn- und sinnlos, weder spannend noch lustig oder in irgendeiner anderen Form amüsant. So leid es mir auch tut, aber dieser Eindruck wird für immer an den Coens haften bleiben. Sicher, Tarantino hatte auch seine Fehlschläge und keiner seiner Streifen ist perfekt (»Jackie Brown« ist sogar einer der langweiligsten Schinken, den ich mir je aufgezwungen habe), aber nichts war so mies, dass es ihn vergleichbar in die Bredouille gebracht hätte. Das ist auch der Grund, warum ich »Pulp Fiction« als erstes mit Tarantino assoziiere, »The Big Lebowski« hingegen mit dem Dude. Abwehrreflex meines Hirns um alles Negative von dem Film abzuwenden, schätze ich.
Die Story ist nicht zu abgedreht und etwas vollkommen Greifbares, obgleich sie auf dem simplen Umstand aufbaut, dass der Dude einfach nur einen neuen Teppich haben möchte. So simpel die Geschichte damit ist, genauso genial wird sie dadurch eben auch. Der Vergleich zu »Ey Mann, wo ist mein Auto« blitzt in mir auf. Etwas so simples wie ein Filmriss und im Laufe eines Films bauen sich die unglaublichsten Geschichten daraus auf. Genauso läuft es auch hier, wenn der Dude in eine Verwechslung gerät und fortan von einer verrückten Situation in die nächste stolpert.
Wie ich wikipedia entnommen habe, parodiert der Film offenbar ein paar steinalte Schinken, die aber weit vor meiner Zeit liefen und die anzusehen ich mich wohl nie überwinden können werde. So sollen Handlung und Hauptfigur eine Parodie auf Humphrey Bogarts Privatdetektiv Philip Marlowe sein, so auch das durchgängige Trinken des White Russians, dem allein durch diesen Film wohl zu unfassbarer Popularität verholfen wurde.
Wie dem auch sei, die Filme der 1940er sind definitiv nicht meine starke Seite, aber glücklicherweise funktioniert der Film auch überaus hervorragend als Komödie an sich, ohne, dass man die Parodien verstehen muss.
»The Big Lebwoski« ist einer der wenigen Filme, bei denen ich wirklich überzeugt zustimmen kann, dass es sich um einen Kultfilm handelt. Er bietet eine sehr unterhaltsame Story mit guten Wendungen, die die Spannung halten, wirklich geniale Figuren die den ganzen Film mit noch genialeren Sprüchen spicken und alles in allem hat man schließlich einen Film, der nicht nur positiv im Gedächtnis bleibt, sondern auf den man sich auch immer wieder gut und gerne beziehen kann und sei es nur an irgendeiner Bar, beim Überlegen, was man trinken soll.
»Ich nehm einen White Russian.«
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 8/10
Effekte: -/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 9/10