Tödliche Nähe Review
Laufzeit: ca. 98 Minuten
Genre: Action-Thriller
Regie: Rowdy Herrington
Darsteller: Bruce Willis, Sarah Jessica Parker, Dennis Farina
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 20. Januar 1994
Inhalt:
Detective Tom Hardy verliert bei einer Verfolgungsjagd mit einem Serienkiller seinen Vater. Er ist überzeugt davon, dass es sich bei dem Killer um einen Polizisten handelt und wird deswegen suspendiert. Zwei Jahre später arbeitet er bei der Küstenwache, als die Morde wieder losgehen – und zwar in seinem Revier, gerade, als wären sie an ihn adressiert…
Kritik:
Nach dem Einweihen der Adam Sandler Box, habe ich heute die Folie der Bruce Willis Box entfernt. Eigentlich habe ich mir diese nur wegen »Hudson Hawk – Der Meisterdieb« zugelegt, aber heute war mir nach einem neuen Streifen. Oh, welch Fehler, aber das war mir eigentlich vor dem Einschalten bereits bewusst. Aber Bruce Willis, hey… was soll’s…
Also, um es relativ treffend zusammenzufassen: Der Film ist ein einziges, riesiges Klischee. Die Story hätte zwanzig Jahre früher vielleicht überzeugen können, eventuell auch zehn, aber 1993 gab es diese Art von Handlung sicherlich bereits 200 Millionen Mal. Ungefähr. Angefangen bei der Vorgeschichte, in der ein geliebter Mensch stirbt, weiterführend auf den Zeitsprung, nachdem die Hauptfigur ein mehr oder weniger neues Leben führt und alte Probleme mit Alkohol ertränkt (wobei er nicht im geringsten als seelisches Wrack dargestellt wird), dann aber wieder mit Altem konfrontiert wird und in altbekannter Einzelgänger-Manier den Killer jagen geht. Die größte Klischee-Katastrophe findet sich auch mit der Auflösung der Identität genau diesen Killers, die von vorne herein dermaßen offensichtlich ist, dass es fast schon wehtut. Die Kirsche auf dem Klischee-Kompott (tut man auf Kompott eigentlich Kirschen? Was ist Kompott überhaupt?) bildet das grottig inszenierte Nicht-Sterben-Wollen des Killers im finalen Kampf (der ebenfalls ga~nz schwach ist, ein einziges Ich-hau-dir-in-die-Fresse,-du-haust-mir-in-die-Fresse). So ist es sicherlich auch nicht verwunderlich, dass so gut wie alles vorhersehbar ist und die Spannung ins Bodenlose sinkt.
Dann gibt es dieses amüsante Spielen mit der realistischen und unrealistischen Logik. In einer Szene versucht man den Film glaubwürdig zu machen, als Bruce durchs Wasser schwimmt und vorher die Patronen seiner Schrotflinte herausholt und sich in den Mund steckt, damit sie nicht nass werden, in der nächsten schießt er mit eben dieser Schrotflinte einem Schurken ein chirurgisch-feines Loch in die Hand, wo der ganze Unterarm fehlen müsste. Von der Szene, in der sich ein Schurke von hinten an ihn anschleicht und trotz der zwei Meter Entfernung noch so lange zielen muss, bis Bruce gewarnt werden kann, herumwirbelt und den Bösewicht ausschaltet, bevor der überhaupt ans Abdrücken denken kann, rede ich gar nicht erst. Verdammt, habe ich damit ja doch irgendwie getan, hm? Ja, so kann’s gehen… und ungefähr so lahm wie meine Sprüche, muss man sich auch die im Film vorstellen. Vor allem diejenigen, die mit einem typisch actionfilmhaften coolen Eindruck beabsichtigt gewesen sind, fallen so dermaßen tief ins Wasser, dass nicht mal Sarah Jessica Parker sie wieder hochholen könnte.
Apropos Sarah… die Sex And The City Prinzessin als weibliche Hauptrolle in einem Actionfilm? Wirkt so dermaßen lächerlich, dass ich meinen Augen nicht trauen konnte. Gut, zu diesem Zeitpunkt war sie noch nicht das allseits bekannte Knittergesicht aus der Girls-only-Serie, aber heute verbinde zumindest ich sie mit dieser Rolle – und zwar NUR mit dieser Rolle. Ich meine, sie hat doch auch nie irgendetwas anderes, nennenswertes zustande gebracht, oder? Jedenfalls stieß es mir übel auf… und das hatte noch nicht einmal etwas mit dem total schwachen Charakter zu tun, den sie spielte. Das Übliche eben, gutaussehende (wie man’s nimmt, nech) Partnerin des Helden, zwei Arbeitstage hemmungsloser Sex auf dem Hausboot.
Ich will mich auch gar nicht viel länger mit diesem Stück Mist aufhalten, auch wenn die Musik noch dringend ihr Fett weg bekommen müsste. Vor allem in den »romantischen« (man beachte und verstehe die Anführungszeichen) Szenen klang die musikalische Unterlegung immer so dermaßen nach dem Titelsong von »Reich und schön« (hab ich mir sagen lassen), dass mir die Gänsehaut kam.
Alles in allem also ein Film, über den im Grunde genommen nichts Positives zu sagen bleibt, der mindestens ein Jahrzehnt zu spät gedreht worden ist und es somit nicht mal zum Durchschnitt schafft. Vor allem das Ende war so dermaßen peinlich, dass ich auf den Gedanken stieß, 98 unwiederbringliche Minuten meines Lebens hinter mir zu haben. Aber Bruce Willis geb ich immerhin 4 Punkte, zwecks seiner überzeugenden Leistung.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (alle ganz in Ordnung und bekannte Gesichter, nur Parker passte nicht in die Rolle)
Plot: 3/10 (ich wette, das Script wurde im Altenheim entdeckt, zwischen den Bettpfannen)
Effekte: 6/10 (außer Explosionen von leeren Autos durch die abenteuerlichsten Gründe gibt es keine Effekte)
Anspruch: 3/10 (jeder, der schon ein paar Action-Filme hinter sich hat, wird ohne Ton und Bild wissen, wie der Film verläuft und wie er ausgeht)
Gesamteindruck: 4/10 (Du hast Glück, Tödliche Nähe, wenn Bruce nicht wäre… dann… ohohoh…)