Felon Review
Laufzeit: ca. 104 Minuten
Genre: Drama
Regie: Ric Roman Waugh
Darsteller: Stephen Dorff, Val Kilmer
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 09. Oktober 2008
Inhalt:
Wade Porter liegt ganz friedlich im Bett seines Familienhäuschens, als von unten Geräusche heraufdringen. Beim Nachprüfen stellt er einen Einbrecher, dem er bei der Flucht einen Baseballschläger ins Genick haut. Der Einbrecher ist auf der Stelle tot, Porter wird des Mordes für schuldig befunden und wandert für drei Jahre in den Knast – so ist es zumindest geplant, doch schon auf der Fahrt zum Gefängnis wird er in Schwierigkeiten verwickelt, die ihn geradewegs in den Hochsicherheitstrakt mit seinen sadistischen Wärtern bringt.
Kritik:
""
Solider Film, wirklich. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich darauf gestoßen bin… irgendwo hab ich Ausschnitte gesehen und mich sofort verliebt. Als Knast-Film-Fan schoss mir natürlich sofort durch den Kopf, dass das genau mein Ding wäre, das bewies vor allem »Prison Break« aber auch »Die Flucht von Alcatraz« mit Clint Eastwood oder »The Green Mile«, genau wie jegliche Filme, die eigentlich nur indirekt mit dem Knast in Verbindung stehen wie der Klassiker »Die Klapperschlange« oder »The Rock – Fels der Entscheidung«.
Wie auch immer, dieses Mal ging es zumindest nicht um einen Ausbruchversuch, wie es bei solchen Filmen meist die Regel ist, sondern in erster Linie um das Leben im Knast. Es wurde sehr viel wert darauf gelegt, bestimmte routinemäßige und penibel durchgeführte Vorgehen genau darzustellen, wie das Untersuchen der neuen Häftlinge vor dem Einlass, das Anlegen und Abnehmen der Handschellen durch die Gitter und sämtliche damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen. Zudem bekam man auch ein überaus deutliches Bild von den Gruppierungen innerhalb der Gefangenen, vor allem beim Hofgang. Wer »Prison Break« gesehen hat, ist an einen ziemlich großen Hof, fast schon Garten gewöhnt, auf dem sich jede Menge Leute tummeln, in diesem Hochsicherheitstrakt gibt es allerdings nur einen tristen Raum ohne Decke, der wie eine zu groß geratene Gummizelle wirkt und in dem die Häftlinge keinen Platz haben sich aus dem Weg zu gehen – daher springen sie sich regelmäßig an die Kehle. Hauptfigur Porter wird schnell beigebracht, wie lebensnotwendig es ist, zu einer Gruppe zu gehören, auch wenn es die Nazis sein sollten, weil die Schwarzen und Latinos keine Weißen in ihren Reihen akzeptieren. Doch nicht nur gegenüber den anderen Häftlingen muss man sich in Acht nehmen, denn die Wärter, insbesondere Lt. Jackson (gespielt von LOST-Star Harold Perrineau, der etwas zu schmächtig für seine Rolle wirkte, ansonsten aber zu überzeugen wusste), sind mindestens ebenso gefährlich. Diese behandeln die Insassen wie den Dreck, für den die Gesellschaft sie hält und sie erfreuen sich an den Kämpfen, die im Hof stattfinden, helfen sogar nach und setzen Wetten darauf an. Daher sehen sie es auch gar nicht gern, wenn jemand nicht nach ihren Regeln spielt.
Und dazu muss es früher oder später ja kommen, als Killer-Legende John Smith auftaucht, der als Einziger zu keiner Gruppe gehören will und doch von allen respektiert wird. Er wird Porters Zellengenosse und über kurz oder lang mithilfe seiner Knasterfahrung dessen Überlebenshilfe Nr. 1 – auch, wenn er eigentlich nur von allen in Ruhe gelassen werden und von niemandem etwas wissen möchte.
Die drei zentralen Figuren im Film sind erfreulicherweise genau die drei, die auch mit bekannten Gesichtern ausgestattet sind. Stephen Dorff, den ich bereits seit »Riders« recht sympathisch finde und spätestens seit »Botched«, zeigt hier, dass er nicht nur das Zeug zu stumpfer Action hat. Die fassadenreiche Figur, die er verkörpert, muss durch viele emotionale Höhen und Tiefen wandern und Dorff schafft es wirklich gut diese darzustellen, was mich zugegebenermaßen überrascht hat. Es war keine außergewöhnliche Leistung, aber deutlich mehr, als man erwartet hätte.
Keine Konkurrenz hingegen war er gegen Val Kilmer, der mir durch
»Top Secret!« und
»Kiss Kiss, Bang Bang« ans Herz gewachsen ist und hier eine eindrucksvolle Show abgeliefert hat, wie man es ihm auch zugetraut hat. Gute Wahl für den Job, denn seine Figur ist mit Abstand die tiefgründigste von allen, auch wenn ein ehemaliger
»Batman« als plötzlicher Schwerverbrecher doch recht suspekt ist – aber mit dem Val Kilmer von früher hat dieser bärtige Mann mit Plauze, dessen beste Jahre hinter ihm liegen, ohnehin nicht mehr viel zu tun.
Letzter im Bunde wäre dann oberster Aufseher Harold Perrineau, mir zumindest am besten bekannt durch seinen Auftritt in »LOST«, wo er Michael verkörperte. Die typische, rückhaltlose, sadistische Rolle des Gefängniswärters, die aber auch ihre Kontraste bekommt und der harten Schale Risse zufügt, wenn die Figur über die tägliche Angst im Beruf oder um ihre Familie spricht, was ich nur gutheißen kann. Zwar gibt es hier eine deutliche Abgrenzung von Gut und Böse, die sich gewohnt angesichts der Zuschauersympathien moralisch falsch verteilen, aber es ist keine schlichte schwarz-weiß-Malerei, alles hat seine Schatten und versteckten Überraschungen.
Auch die Story taugt wirklich etwas und bleibt bis zum Schluss interessant, wartet sogar mit einigen intelligenten Dialogen und eindrucksvollen Szenen auf, die mir mit Sicherheit noch eine Weile im Gedächtnis bleiben werden (was schon mal ein verdammt gutes Zeichen für den Film ist, wo ich mich doch bei manchen Streifen schon am nächsten Tag an so gut wie nichts mehr erinnern kann), nur wirkte er für meinen Geschmack einen Hauch zu lang. Ich bin kein Fan von Dramen, gut, es ist so ziemlich das Genre nach Dokumentation, mit dem ich am wenigsten anfangen kann, aber trotz der Spannung und den gelegentlichen Überraschungen, war mir der Ablauf doch etwas zu eintönig. Das ist natürlich nur persönliche Empfindung, denn der Film legt es schließlich auch darauf an, die Routine im Gefängnis authentisch darzustellen und ich muss wirklich sagen, dass ihm das ausgesprochen gut gelingt ohne wirkliche langweilig zu werden, aber ich habe mich doch das eine oder andere Mal dabei erwischt, wie ich mir dachte, dass das Finale langsam eingeläutet werden könnte – meine Mutter hingegen hatte dererlei Probleme wiederum nicht. Alles Ansichtssache.
Ich kann den Film jedenfalls empfehlen und wie mir scheint, ist es sogar im gewissen Grad ein Geheimtipp. Ein B-Movie mit ausreichend bekannten Gesichtern, mit Val Kilmer sogar einem tatsächlichen, waschechten Star, einer gelungen Story, großartiger Darstellung, die das beklemmende, gefährliche Gefängnisleben wunderbar einfängt und gelungenen facettenreichen Figuren. Wer Gefängnisgeschichten mag, so wie ich, wird sicher nicht enttäuscht werden (außer er erwartet einen saftigen Ausbruch), aber auch Fans von Dramen und Storys rund um Ungerechtigkeit werden auf ihre Kosten kommen.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: -/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 8/10