Zombieland Review
Laufzeit: ca. 88 Minuten
Genre: Splatter-Komödie
Regie: Ruben Fleischer
Darsteller: Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone, Bill Murray
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 10. Dezember 2009
Inhalt:
Die Welt wurde von Zombies überrannt und es gibt nur noch eine Handvoll Überlebende. Wieder mal. Ein Junge überlebte bisher, weil er eine zufällige Liste mit Regeln erstellt hatte, die ihn vor der blutrünstigen Gefahr bestmöglich schützte. Erst als er sich mit weiteren Überlebenden zusammenschließt, erkennt er, dass seine Ziele nicht mehr als Illusionen sind und dass es noch mehr in "Zombieland" gibt, als Überleben...
Kritik:
"Helft uns mal mit der Couch. Wir bauen eine Burg."
Ich habe nicht viel von dem Streifen erwartet, weil mich schon der Trailer nicht wirklich zum Lachen bringen konnte, dennoch handele ich »Zombieland« bereits seit Wochen als den letzten gescheiten Film, der dieses Jahr noch rauskommt. Ja, entgegen dem ganzen Trubel bezweifle ich, dass »Avatar« sein Geld wert sein wird.
»Zombieland« wurde öfters mit »Shaun Of The Dead« verglichen, aber das Einzige, das die beiden gemeinsam haben, ist der Versuch, Humor mit Zombies zu verbinden. Und ich muss sagen, obwohl ich »Shaun Of The Dead« schon nicht allzu überragend fand, habe ich während »Zombieland« noch deutlich weniger gelacht. Die Leitfigur des Films, wenngleich nicht der Protagonist, Cowboy Tallahassee ist nicht annähernd so cool und überzeugend, wie er gedacht war, da macht eindeutig Shauns bester Freund Ed das Rennen.
Besonders lachen musste ich übrigens am Ende des Films - und dabei meine ich ausnahmsweise nicht das Finale, sondern viel mehr den Abspann mit seinem rekordverdächtigen Cast-Abspann. Wir haben uns hier zuvor
»Dark Star« angeschaut, der im Grunde genommen nicht mehr als vier Darsteller hat und »Zombieland« rückt dem schon ziemlich nahe.
Hauptdarsteller Jesse Eisenberg hatte ich erst vor kurzem in
»Adventureland« kennengelernt - und ich mochte ihn und seinen Film auf Anhieb nicht. Doch so negativ meine Einstellung ihm gegenüber direkt auch war, bin ich mit ihm klargekommen. Als Loser kann er seine Figur natürlich authentischer spielen als jeder andere und man kauft ihm den schon ab, wenn man nur für eine Sekunde sein dauerängstliches Gesicht und die mickrige Figur mustert.
Den krassen Gegensatz darstellend, spielt Woody Harrelsson, den ich zuletzt als Hippie in »2012« sehen durfte, den furchtlosen, draufgängerischen Cowboy Tallahassee. Cowboyhut, aufgeknöpftes Hemd und Knarren stehen ihm verdammt gut, aber er bringt nicht so viel Wind in den Film, wie man es seiner Figur zugetraut hätte. Das mag u.a. daran liegen, das abgesehen vom Anfang und vom Ende auch so gut wie Windstille herrscht, denn bis kurz vor Ende der Geschichte kam mir schon der Gedanke, es würde hier noch weniger Zombies geben als in »28 Days Later« - und der Film hatte ungefähr so viele Untote, wie als wenn der Virus auf der
»Dark Star« ausbrechen würde.
Emma Stone, die schon in »Superbad« das SuperGirl gespielt hat, wurde auch hier dafür bezahlt gut auszusehen, was ihr ausgesprochen gut gelingt. Ansonsten sind die Figuren von ihr und ihrer Schwester eher unspektakulär und bringen nicht viel mehr als den weiblichen Touch.
Umso besser fand ich da doch den Gastauftritt von Bill Murray, den ich seit dem grauenhaften »Broken Flowers« nicht mehr gesehen habe, und der wohl den besten Abgang in diesem Kinojahr zu verbuchen hat. Er ist im Übrigen auch so weit etwas Besonderes, da er die einzige Figur darstellt, die einen richtigen Namen bekommen hat und während des Films nicht mit dem Namen eines Ortes oder einer Zimmernummer angesprochen wird. Eine verdammt geniale Idee, wie ich übrigens finde, auch wenn das nur mit so einem mickrigen Cast funktionieren konnte.
Aufmerksame Zuhörer werden weiterhin vergeblich lauschen, aber aufmerksame Leser werden bereits mitbekommen haben, dass auch von der Story nicht viel zu halten ist. Die "Handlung" beschränkt sich darauf, durch die USA (bzw. Zombieland) nach Kalifornien in einen Freizeitpark zu fahren und gelegentlich einen Zwischenstopp einzulegen. Wobei es schon wirklich dämlich ist in einer Welt voller Untote mitten in der Nacht in einen Freizeitpark zu gehen und alle Lichter und Lautsprecher einzuschalten.
Disney Land war gestern, heute rockt
Kommt und fresst uns! Ich meine, es ist nichts Besonderes, dass die Leute in Zombiefilmen nicht rational handeln, aber das war schon wirklich heftig dafür, dass eigentlich keine Suizidgedanken mitschwangen.
Auch die Zwischenstationen waren nicht unbedingt so umwerfend, dass sie dem Film ein paar Stufen hoch helfen könnten, denn wenn ich ehrlich bin, fällt mir keine einzige ein, die mich wirklich überzeugt hat.
Im Grunde war das wirklich Genialste am ganzen Film die Darstellung der Regeln von Columbus' Liste, die immer irgendwie im Bild auftauchten, wenn es gerade passte. Das waren definitiv fast so genial inszenierte Einblendungen, wie man sie in »Crank« erleben durfte - fast, wohl gemerkt.
Effekttechnisch kann man nicht meckern. Es gab zwar schon für viel weniger ein FSK18-Siegel, aber für heutige Verhältnisse kriegt man bei einem FSK16-Film ausreichend geboten (auch wenn es schon irgendwie ein Armutszeugnis ist, wenn auf dem Cover eines Zombiefilms keine rote 18 steht...). Es gibt hier und da ein wenig Splatter, aber ganz sicher nicht im Übermaß und die deftigen Szenen - bzw. Situationen, die deftige Szenen ergeben hätten - sind ausgeblendet oder übersprungen worden. Schade, dabei sollte man doch inzwischen wissen, dass man gerade auch damit eine Menge Humor bewirken kann und dass gerade diese Lachgaranten in einer selbsternannten Zombiekomödie nicht fehlen dürften...
Der Film ist guter Durchschnitt. Er ist kurzweilig, hat seine Momente (obgleich eher schwache im Vergleich zu GenreKollegen) und unterhält genug, um ihn sich irgendwann für einen Fünfer ins DVD-Regal zu stellen, aber als der letzte Höhepunkt des Kinojahres 2009 wird er mir definitiv nicht in Erinnerung bleiben.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (mehr Punkte als Darsteller, Respekt)
Plot: 3/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 6/10