Die 36 Kammern der Shaolin Review
Laufzeit: ca. 115 Minuten
Genre: Action / Martial Arts
Regie: Chia-Liang Liu (wisst ihr Bescheid)
Darsteller: Chia Hui Liu, Chia Yung Liu (ist da etwa jemand mit dem Regisseur verwandt oder heißen die wirklich alle gleich?)
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 23. März 1979
Inhalt:
Der junge San Te lebt in einer Stadt, die von Tyrannen unterworfen wird. Durch seinen Lehrer gelangen er und seine Freunde zu den Rebellen, doch schon bald fliegen sie auf und geraten in Gefahr. Um ihn fliehen zu lassen, opfern sich Familie und Freunde und damit ihr Opfer nicht umsonst gewesen sein sollte, schwört er, die Tyrannei zu beenden. Doch dafür muss er zunächst Kung-Fu erlernen und wo ginge das besser als im legendären Tempel der Shaolin?
Kritik:
"Jetzt bin ich überzeugt, Meister."
Jaah, lange hörte man von den legendären »36 Kammern der Shaolin«, oft lief er im Fernsehen, nie sah man ihn. Jetzt hab ich ihn mir angeeignet und bin auch endlich dazu gekommen ihn anzuschauen. Muss schon sagen, gelungener Streifen und er macht direkt Lust auf die alten Jackie Chan Streifen.
Gut, er ist alt und er kommt zudem aus China und beides in Kombination merkt man ziemlich deutlich, vor allem im Hinblick auf Requisiten und Kulissen. Wenn man einen lustigen, kleinen Chinesen in einem so derart offensichtlich aufgemalten Sonnenuntergang trainieren sieht oder sich Kämpfe mit komplett einfarbigen Kunststoffschwertern ansehen muss, ist man definitiv dankbar dafür, dass man ein Vierteljahrhundert später geboren wurde. Aber immerhin ist es noch nicht mal annähernd so schlimm wie in »Operation Dance Sensation«, wo einen das bemalte Styropor förmlich angesprungen hat
Die Geschichte ist nichts Umwerfendes. Ein Dorf (oder sollte es gar eine Stadt sein?) wird von Tyrannen unterworfen, Rebellen werden getötet und als auch die Familie des jungen San Te muss dran glauben, woran er nicht ganz unschuldig ist. Er flüchtet und erreicht noch gerade so den legendären Shaolin Tempel, Geburtsort des Kung-Fu. Er schafft es, aufgenommen und unterrichtet zu werden und den Rest kann man sich ja denken. Wie gesagt, nichts Umwerfendes, aber doch ist der Aufenthalt im Tempel wirklich klasse inszeniert und geschrieben. Bei den 35 Kammern (ja, ich hab mich auch gewundert) der Shaolin handelt es sich um Abteilungen des Tempels, die für einzelne Aufgaben stehen, die alle auf dem Weg zum Kung-Fu-Mönch perfektioniert werden wollen. Genau diese Aufgaben sind wirklich kreativ und gleichzeitig genau das, was man von diesen alten chinesischen Kulturen erwartet: Purer Irrsinn, der heutzutage jeden Willen brechen würde. Ich will nicht zu viel vorweg nehmen, aber es ist schon ungewöhnlich mit dem Kopf durch einen Haufen herabhängender Sandsäcke zu laufen um anschließend ein Räucherstäbchen anzuzünden.
Ansonsten trifft man während des Films auf zahlreiche Klischees, die die frühe chinesische Filmindustrie geprägt hat. Heranzoomen auf die Augen steht ganz oben, aber auch das geradezu armselig geringe Repertoire von Soundeffekten kriegt einen Treppchenplatz. Während eines Kampfes, besonders mit Schwertern, aber auch unbewaffnet, hört man unentwegt denselben Sound. Kling und Puff. Mal ehrlich! Haben die sich aus Amerika nur eine Kassette mit den 20 lausigsten Soundeffekten importiert ohne auf die Idee zu kommen, dass es nicht sonderlich schwer ist, ein paar neue zu erstellen? Sogar ich würd eine größere Variation von Geräuschen hinkriegen, und das ohne mein Zimmer zu verlassen. Der dritte Treppchenplatz würde wohl an die ausschweifenden Kämpfe an staubigen Orten gehen, aber darüber möchte ich an dieser Stelle nicht herziehen, die Angelegenheit ist mir zu schmutzig.
Schauspielerisch ist es auch gewohnt chinesisch auf einem Niveau von deutschen Darstellern, teils sogar darunter. Ich weiß auch nicht wie Chinesen sprechen, ob sie wirklich so lange Pausen in ihren Sätzen machen, aber mit Synchronisation ist es schon auffallend falsch, wenn man andauernd im Satz auf die zweite Hälfte warten muss. »Herr General, Herr General, diese Jungen… … … sie studieren in der Universität!«. Für einen so frühen Film der asiatischen Filmindustrie war ich von den Darstellern aber durchaus angenehm überrascht.
Tatsächlich kann ich dem Film nur vorwerfen, dass man an seinem Ende gefuscht hat. Es kommt zu abrupt und vieles bleibt völlig ungeklärt. Worum geht es nun in der 35. Kammer, die San Te als erstes aufgesucht hat und die gar kein Sinn ergeben wollte? Warum sind die Äbte seiner Bitte letztlich offenbar doch nachgekommen, obwohl es zuvor nicht für sie infrage kam? Ich bezweifle, dass sie sich diese Fragen für die drei Sequels aufgehoben haben und stelle sie einfach mal als ungeklärt hin, was mich doch schon etwas enttäuscht hat.
Bewertung:
Darsteller: 6/10
Plot: 5/10
Effekte: 3/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 7/10