Fluch der Karibik Review



Laufzeit: ca. 143 Minuten
Genre: Abenteuerkomödie
Regie: Gore Verbinski
Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush
Gesehen auf: Deutsch

Erscheinungstermin: 02. September 2003

Inhalt:
Seit Jahren geht die Legende um das düstere Piratenschiff Black Pearl und seine mordende Crew um, doch wirklich an seine Existenz glauben die Leute erst, als es Port Royale trifft. Während die Hafenstadt in Schutt und Asche gelegt, der Großteil der Bewohner ermordet wird, entführen die Piraten die Tochter des Gouverneurs. Da haben sie die Rechnung allerdings ohne William Turner gemacht, der seine Geliebte aus den Fängen des Bösen befreien möchte und dafür sogar die Hilfe des Piraten Jack Sparrow in Anspruch nimmt, der wiederum lediglich seine geliebte Black Pearl zurückhaben möchte, die er nach einer Meuterei verlor.

Kritik:
»Klar soweit?«

Passend zur Ankündigung eines vierten Fluch der Karibik Teils war ich so frei, meine Review-Trilogie zu dieser Reihe zu beginnen.
Es gibt wirklich nicht viele neue Filmreihen, die mit Klassikern, ja sogar Legenden, wie »Indiana Jones«, »Star Wars«, »Lethal Weapon« etc. in einem Atemzug genannt werden können, doch neben »Der Herr der Ringe« und der neuen »Star Wars« Trilogie gehören die Geschichten um Jack Sparrow (Captain!) zweifelsohne dazu und das hat vielerlei Gründe. Allein die Figur von Sparrow ist so dermaßen genial, einprägsam und raffiniert entworfen, dass sie sogar peitschenschwingende Hutträger oder barfüßige Actionstars in Unterhemden vom Thron zu stoßen vermag. Das Erscheinungsbild, die genialen Macken, die noch viel genialer von Johnny Depp dargestellt werden, die markanten Sätze und Sprüche, die man von ihm zu hören bekommt und die man im Alltag besser und häufiger zitieren kann als etwa »Hasta La Vista, Baby« oder »Yipiahej, Schweinebacke!«. Genauso verhält es sich auch mit den Szenen, die sich einem ins Gedächtnis einbrennen, weil sie einfach herrlich kreativ, unterhaltsam und gut umgesetzt sind. Wenn mir der Begriff »Fluch der Karibik« vorgeworfen wird, gibt es sofort eine Menge Bilder und Szenen, die ich automatisch damit verbinde und das geht mir bei weiß Gott nicht vielen Filmen so und schon gar nicht in diesen Ausmaßen. Ich neige nämlich dazu, Filminhalte gut und gerne mal zu vergessen. Das ist von Vorteil, da man gewisse Filme so mit derselben Spannung erneut ansehen kann, das ist aber von Nachteil, wenn man bei einem Quiz über Filmzitate teilnimmt oder in einer Diskussion über bestimmte Filmtypen zunächst seine äußerst lückenhafte Review-Liste durchschauen muss. Umso mehr erfreut es mich, dass es auch Filme wie diesen und seine Nachfolger gibt, die mir das längere Nachdenken oder auch Nachschauen ersparen.
Aber zu einer Reihe, die wirklich in dieselbe Ruhmeshalle gehört, wie die oben genannten, gehört natürlich nicht nur das Optische, aber auch akustisch ist »Fluch der Karibik« anderen Filmen meilenweiten voraus. Allein der Theme-Song ist so dermaßen einprägsam, dass ich ihn sofort auf eine Stufe mit dem »Indiana Jones« Thema gestellt habe – mit dem Unterschied, dass die Musik von »Fluch der Karibik« bei weitem mehr rockt und sogar Disco-Niveau erreicht. Und das Schöne ist: Trotz der recht modernen, fetzigen Musik, erscheint sie doch so passend zum Film und der Zeit, in der er spielt, als handelte es sich dabei um einen maßgeschneiderten Anzug.

Jack Sparrow. Captain Jack Sparrow, Verzeihung. Wie ich schon sagte, ist dieser sonderbare Pirat eine Augenweide und absoluter Kult. Man siehe sich nur an, wie sich allein seine Aufmachung in den letzten Jahren auf Kostümfesten und ähnlichem etabliert hat, sogar in Serien wie »One Tree Hill« verkleidet man sich als Sparrow und versucht vergeblich seine einmalige Art nachzumachen. Und ich übertreibe nicht, denn Depp hat mit seiner Interpretation der Figur und seinem unermesslichen Schauspieltalent etwas geschaffen, das man einfach nicht imitieren kann – ich habe zumindest noch niemanden gesehen, der es annähernd so überzeugend rüberbringen konnte wie Depp himself. Dieser Mann ist mit Sicherheit der großartigste Schauspieler unserer Zeit und man merkt in jeder Minute, dass er seine Figur lebt. Und dabei fungiert Captain Sparrow nicht einmal direkt als Hauptfigur, das wäre nämlich eher Orlando Bloom als William Turner. Doch das Interessante hierbei ist, dass sich die Story vielleicht um Turner dreht, dass sie aber auf Sparrow aufbaut und immer wieder durch ihn manipuliert wird, was ich für einen großartigen Meisterstreich halte, denn mit Sparrow als Hauptfigur hätte das Ganze gerade mal halb so gut funktioniert.
Orlando Bloom und Keira Knightley stehen natürlich tief im Schatten ihres Kollegen, aber sie sind doch ebenfalls überzeugend. Kein Wunder, ihre Rollen sind auch typische Klischeefiguren, die nicht ganz so viel schauspielerisches Talent erfordern, wie ein sehr sonderbarer Pirat. Die reiche Tochter, die viel lieber Abenteuer ausleben würde, als in ihrem feinen Schloss zu leben und die viel lieber den armen Schmied Turner heiraten würde, der natürlich trotz seines Status klug, einfallsreich und talentiert ist. Nichts Neues, oder? Daher auch nicht allzu tragisch, dass der Zuschauer im kommenden Teil auf diese beiden verzichten werden muss.
Einzig noch annähernd in die Richtung von Depps gelungener Figur gehend wäre sein Kontrahent Barbossa, der Pirat, der das Kommando über die Plack Pearl an sich gerissen hat. Geoffrey Rush spielt wahrhaft ausgezeichnet und ist eine tolle Schurkenfigur, die einem von Beginn an absolut sympathisch ist. Der durchtriebene Bösewicht steckt ihm offenbar aber auch im Blut, denn seine Rolle in »Haunted Hill« entsprach dem Schema ebenfalls.
Was ich an dieser Stelle übrigens noch äußerst erwähnenswert finde, sind die sehr wohlklingenden und stimmigen Namen. Captain Jack Sparrow. Will Turner. Elizabeth Swan. Nicht mal Superhelden haben solche Namen! Selbst Peter Parker, Clark Kent oder Bruce Wayne können da einpacken, so toll ihre Namen auch klingen mögen.

Was einige vielleicht verunsichern könnte, wäre das Disney Logo auf dem Film und ich frage mich auch heute noch, was die dazu bewogen hat, so einen Film zu drehen. Ich meine, es ist nicht einfach etwas Gruselcomedy wie in »Die Geistervilla« mit Eddie Murphy, wo zwar viele Skelette und Geister vorkamen, wo aber auch alles so ins kindlich amüsante hineingezogen wurde, dass es eben dem Publikum entspricht, das man mit Walt Disney verbindet.
In diesem Fall ist das allerdings wieder etwas anderes. Ich gebe zu, dass mich die Erscheinungen der verfluchten Piraten in ihrer untoten Form ziemlich an »Die Geistervilla« erinnert haben, allein schon wegen ihrem bläulichen Schein im Mondlicht, aber einige Detailansichten von halb verwesten Gesichtern sind schon mal viel mehr Horror, als es in den Film mit Eddie Murphy jemals geschafft hätte. Dennoch bleibt es nie ganz Ernst, vor allem nicht bei den Untoten. Es gibt jede Menge Späße und Scherze, die man auf Kosten ihrer Unsterblichkeit und körperlichen Beeinträchtigungen machen kann und die meisten werden auch gemacht. Allein schon der dümmliche Pirat mit dem Glasauge, das ständig herausfällt. Wieso hat Schurke Benedict in »Last Action Hero« eigentlich nie solche Probleme?
Überhaupt ist Humor ein Faktor, auf den allergrößten Wert gelegt wird. In so ziemlich jeder Szene mit Sparrow gibt es etwas zu lachen, es gibt jede Menge dümmlicher Figuren und ein paar wenige Slapstick-Einlagen, wie eine Art Pfanne oder andere scheppernde Gegenstände, die im Aufeinandertreffen mit Köpfen stets zu sofortigem Zusammenbruch führen.
Doch trotz all dieser mildernden Umstände, würde ich nie einem jüngeren Kind zumuten, sich die Überfälle der Piraten ansehen zu müssen. Naja gut, ich persönlich vielleicht schon, weil ich ohnehin früh abgehärtet wurde, als ich im Alter von zarten sechs Jahren beim Spielen von Resident Evil zusehen durfte, aber der allgemeinen Auffassung besorgter Eltern entsprechend. Schließlich sterben Leute in diesem Film, werden mehrfach erstochen, es werden Kehlen durchgeschnitten… nichts davon in irgendeiner Form mit Blut unterlegt oder brutal in Szene gesetzt, aber man wollte auch keinen Piratenfilm schaffen, der viel mehr eine Bande von prahlenden Schlägern anstatt eine ganze Crew voller plündernder Mörder zeigt. Das ist natürlich nur gut so, denn der Film verharmlost die Piratenthematik nicht übermäßig, inszeniert sie aber auch nicht so realistisch und ausschweifend, dass sie nicht mehr ins Konzept einer Abenteuerkomödie passt. Einfach eine famose Mischung bester Aspekte.

Auch die Story um den verfluchten Schatz gefällt mir ausgesprochen gut, vor allem allerdings durch Sparrows geniale Machenschaften und Pläne, die fast schon an einen »Sherlock Holmes« erinnern – ganz fast zumindest, denn der Pirat ist weit fehlbarer als der Meisterdetektiv. Die Geschichte hält also eine Menge toller Überraschungen parat und bietet auch äußerst abwechslungsreiche Schauplätze, angefangen bei einer noblen Marinestadt, über die Piratenhochburg Tortuga, über tropische, einsame Inseln, versteckte Schatzhöhlen und natürlich das endlos weite Meer mit den Schiffen, die es bereisen. Nirgendwo wird sich zu lange aufgehalten, auf der anderen Seite wirkt aber auch keine Stelle auffallend zu kurz geraten, was der durchgängigen Spannung und dem Amüsement sehr zuträglich ist. Aus dem Ganzen hätte man vielleicht an der einen oder anderen Stelle mehr herausholen können, aber dafür, dass man nie von dem Film gedacht hätte, dass er und seine Nachfolger mal eine derartige Größe erreichen würden, ist es ein grandioser Auftakt und eine gelungene Vorstellung des Captain Jack Sparrow, die ihn dem Zuschauer viel näher bringt, ihn aber im Grunde weiterhin als geheimnisvolles Mysterium zurücklässt, aus dem noch sehr sehr lange geschöpft werden kann – was sich Hollywood zweifelsohne nicht entgehen lassen wird, wie man ja jetzt schon sieht.

»Fluch der Karibik« muss man einfach gesehen haben, da man sonst im Alltag nicht mehr mitreden kann. In der heutigen Zeit ist es wohl sogar entscheidender diesen Film gesehen zu haben, als einen der »Indiana Jones« Teile, die die einzig nennenswerte Filmreihe ist, mit der konkurriert werden kann. Rein filmtechnisch gesehen haben die Filme um Harrison Fords berühmteste Figur natürlich klar gewonnen, sie sind seit Jahrzehnten Kult, überall bekannt und unterhalten noch Millionen – aber ich zweifle nicht daran, dass auch »Fluch der Karbik« so einen Status erreichen wird, denn nicht umsonst wurde so viel Geld investiert um den dritten Teil den bisher teuersten Film der Filmgeschichte zu machen.

Bewertung:
Darsteller: 8/10 (Depp und Rush überdurchschnittlich, Bloom und Knightley im oberen Mittelfeld)
Plot: 6/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 8/10 (eine sehr gute 8, wohl gemerkt)