Drag Me To Hell Review
Laufzeit: ca. 99 Minuten
Genre: Horror
Regie: Sam Raimi
Darsteller: Alison Lohman, Justin Long
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 11. Juni 2009
Inhalt:
Christine ist für die Kredtibewilligung in der Bank verantwortlich, in der sei arbeitet. Eines Tages taucht eine Zigeunerin auf, deren Haus gepfändet werden soll und die eine wiederholte Aufschiebung erbetet. Christine, deren guter Charakter ihr dazu rät, lehnt die Frau allerdings mit Hinblick auf die baldig vergebene Beförderung ab. Die Zigeunerin rastet völlig aus und greift Christine an, zudem lauert sie ihr nach der Arbeit auf und verflucht sie - in drei Tagen würde ein Dämon sie holen kommen und sie mit sich in die Ewige Hölle nehmen...
Kritik:
"Hierher, Kitty Kitty..."
Sam Raimi geht also back to the roots in sein Genre zurück? Ist mir persönlich eigentlich ziemlich schnuppe, weil ich abgesehen von den »Spider-Man«-Teilen nur noch eines seiner Regie-Werke kenne und dieses ziemlich verachte: »Tanz der Teufel 2«. Dieser gehört wohl zu meinen Top10 der verhasstesten Filme. Aber da der gute Mann ja inzwischen weit mehr Möglichkeiten zur Verfügung hat und ich sowohl Titel als auch Cover höchst interessant fand, entschloss ich mich über den Schatten von »Tanz der Teufel 2« zu springen. Hmm... ich denke, es war die richtige Entscheidung, auch wenn es mich weiterhin nicht von Raimis Autorkünsten überzeugen konnte.
Ich kenne zwar keinen der
»Poltergeist«-Filme, lediglich die Parodien davon aus »Scary Movie 2«, aber genau die Art von Horror, die in »Drag Me To Hell« genutzt wird, stelle ich mir darunter vor. Bedrohlich tanzende Schatten, sich bewegende Gegenstände, das mulmige Gefühl, dass noch jemand im selben Raum ist, den man nicht sehen kann... so etwas in der Richtung. Ich spreche gleich vorne weg aus, was ich mir in meiner NegativAbteilung zurecht gelegt habe: Für sonderlich kreativ halte ich das Skript definitiv nicht. Obwohl ich nichts über den Film wusste und auch keinen Trailer gesehen hatte, war mir doch sofort klar, was geschehen würde, als ich die Zigeunerin auftreten sah. So klischeehaft wie die dargestellt wurde konnte das nur zu einer Verfluchung führen... zugegeben, sie stellte sich dann doch als eine Figur heraus, die man wohl nicht als 08/15-Hexe bezeichnen kann, aber der Kern der Sache war wie gehabt. Auch der restliche Verlauf der Story, kam mir weiß Gott nicht in irgendeiner Form neu vor. Das helfende Medium, das erklären kann, womit Christine es zu tun hat, die immer neuen Versuche das Böse zu stoppen... nichts davon hat man nicht schon irgendwo irgendwann mal gesehen.
Was dem Film aber dicke Pluspunkte einbringt, ist letzten Endes tatsächlich Sam Raimis Regie. Ich war sehr angetan von den Mitteln, die er verwendet hat um dem Horror Ausdruck zu verleihen - zumindest im Mittelteil. Dort strapazierte der Film meine Nerven doch auf eine Art und Weise, wie ich sie fast schon vergessen hatte und was mich daher umso mehr beeindruckte. Das Zusammenspiel von der Musik, den Hintergrundgeräuschen und den lang gezogenen Szenen, in denen Christine durch das leere Haus geht und man fieberhaft darauf wartet, gleich erschreckt zu werden... Zugegeben, wirklich erschrecken konnte der Film mich vielleicht ein einziges Mal, aber für zarter besaitete Zuschauer hat er definitiv einige unangenehme Überraschungen parat, so viel sei gesagt.
Abgesehen von der Musik gefiel mir das häufige Benutzen von huschenden Schatten so ziemlich am besten. Es war nicht die Art von Schatten, die einem in einem finsteren Schloss Angst einjagen, sondern die am hellichten Tag über die Fenster huschen, als wären draußen im Garten Monster, die hungrig waren und herein wollten... wirklich großartig inszeniert!
Leider flacht die Atmosphäre in meinen Augen zum letzten Drittel hin wieder deutlich ab und wird durch den dort umfangreichsten Storypart, der ganz im Final-Sinne zu dick aufträgt zunichte gemacht. Unter Umständen, auch wenn ich nicht viel für Low Budget Produktionen übrig habe, würde ich doch meinen, dass stellenweise weniger finanzielle Mittel dem Film sogar gut getan hätten. Wobei ich bei einer Szene im Gartenschuppen schon den Eindruck hatte, dass es bei den Effekten etwas mangelte, denn diese Stelle war so abgrundtief schlecht und offensichtlich mit dem Computer eingefügt, dass mir fast der Unterkiefer herunterklappte. Raimi scheint doch auf Kunstblut zu stehen, daher würde ich ihm dringend nahe legen auch dabei zu bleiben...
Schauspielerisch gibt es nicht viel zu sagen. Kein Gastauftritt von Bruce Campbell um das gleich vorneweg zu nehmen ;] Die Hauptdarstellerin war mir völlig unbekannt (und ich bezweifle auch, dass ich sie wiedererkennen würde, wenn ich sie irgendwann in einem weiteren Film sehen sollte). Sie ist mir nicht sonderlich ans Herz gewachsen, aber hat ihren Job gut bewältigt. Die Raimi-Brüder haben es beim Drehbuchschreiben darauf angelegt, den Charakter von Christine ins Rampenlicht zu rücken und deshalb taucht sie auch in nahezu jeder Szene auf - viel Arbeit also für jemanden, der nicht gerade mit Kinoerfahrung prahlen konnte.
Wesentlich erfahrener war dann doch Justin Long, der gerade offenbar ein Karrierehoch erlebt. An einen Shia LaBeouf reicht es nicht ganz heran, aber mit »Stirb Langsam 4.0« und einer ganzen Reihe weiterer Filme in den letzten und in den kommenden Jahren hat er sich durchaus einen Namen gemacht und sein Gesicht sticht hervor (so erging es mir erst kürzlich, als ich seine Gastrolle in »Zack and Miri make a Porno« betrachtete, nachdem ich ihn sonst nur aus »Voll auf die Nüsse« und »S.H.I.T. - Die Highschool GmbH« kannte). Bringt ihm nicht sonderlich viel, da er hier wieder mal keine allzu große Rolle abbekommen hat und die Figur, die er verkörpert, erscheint mir passender für jemanden, der nicht noch aussieht wie ein Teenager...
Ich hab mich also von der gelungene Atmosphäre des Films mitreißen lassen - zumindest von dem Stück in der Mitte des Films, der Atmosphäre hatte - und das erlaubte mir auch über die deutlichen Mängel in der schwachen Story hinwegzusehen, die immerhin ein gelungenes Ende lieferte. Ich hätte es zwar ebenfalls befürwortet, wenn der Film bereits vier Minuten vorher zu Ende gewesen wäre, aber das eigentliche Ende gefiel mir dann auch ziemlich gut. Es war kein »Departed«-Knüller, aber es hatte Stil. Nur ein sollte in dem Zusammenhang noch unbedingt fallen gelassen werden... dieses ewige Unterlagen-Auskippen treibt mich langsam zur Weißglut, es gibt fast kein schlimmeres Filmklischee! Das wäre eigentlich ein Fall für Abrahams/Zucker/Zucker...
Vor allem zart besaitete Horrorfans werden auf ihre Kosten kommen, denn der Film hält einige Schocker und Ekeleinlagen bereit, die nur leider keinen eingesessenen Filmfan mehr aus den Socken hauen können. Auf Splatter wird verzichtet, da Raimi, ich zitiere: "didn't want to do exactly the same thing [he] had done before". Definitiv eine gute Entscheidung, das hätte auf keinen Fall gepasst, auch wenn es vielleicht ein bisschen Spaß eingebracht hätte.
Btw.: Erstaunlich wie viele Haare man so einer Frau ausreißen kann ohne ihre Frisur zu zerstören... :>
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 4/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 6/10