Percy Jackson: Diebe im Olymp Review
Laufzeit: ca. 119 Minuten
Genre: Fantasy-Abenteuer
Regie: Chris Columbus (Er lebt oÔ Bald gibt's ein zweites Indien!)
Darsteller: Logan Lerman, Sean Bean, Pierce Brosnan
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 11. Februrar 2010
Inhalt:
Percy Jackson kann sieben Minuten lang unter Wasser die Luft anhalten, dennoch hält er sich für einen gewöhnlichen Jungen. Das ändert sich erst grundlegend, als die mächtigsten Götter des Olymps Jagd auf ihn machen, weil er irrtümlich beschuldigt wird, Zeus Herrscherblitz gestohlen zu haben – die mächtigste Waffe in der Welt der Götter. Percy bleibt also nichts anderes übrig, als den wahren Täter zu entlarven und den Herrscherblitz wiederzufinden.
Kritik:
»Määh!«
Ich fand den Trailer schon äußerst abschreckend, obwohl – oder vielleicht gerade weil – ich die griechische Mythologie so vergöttere (ha-ha, Wortwitz vom Feinsten mal wieder…), aber ganz so tragisch war das Filmerlebnis dann auch wieder nicht, womöglich eben aufgrund dieser niedrigen Erwartungen.
Anfänglich habe ich mich noch gefragt, was Schauspieler wie Sean Bean, Pierce Brosnan oder Uma Thurman dazu verleitet hat, bei so etwas mitzuspielen, aber so im Nachhinein betrachtet, hatten sie wohl schon deutlich schlimmere Rollen.
Ich hatte Glück, denn ich musste mir nicht einmal Mühe geben, alles was mich störte zu ignorieren. Ich habe es wahrgenommen, aber ich habe es mich nicht beeinflussen lassen. Sonderbar eigentlich, denn ich habe förmlich erwartet gegen den Missbrauch der griechischen Mythologie allergisch zu reagieren und gewissermaßen kann man es tatsächlich als Missbrauch bezeichnen. Scheinbar wahllos und ziemlich aufgesetzt werden Kreaturen daraus genommen und in die Geschichte geworfen, nur, damit es ja schön griechisch wird! Ein Satyr, ein Zentaur, ein Minotaurus, die Medusa, eine Furie, eine Hydra… packen wir mal alles schön voll damit, nech? Meine tolerante Seite muss aber dazu sagen, dass es eben ein Abenteuerfilm ist, dessen Zielgruppe – den Hauptdarstellern nach zu urteilen – zu großen Teilen Jugendliche sind und die wollen eben möglichst viel Action mit möglichst vielen Monstern.
Und apropos Monster! Ich war immerhin sehr verwundert, dass es bei all dem Auflauf gerade Cerberus nicht ins Drehbuch geschafft hat – wenn es ein berühmtes Fabelwesen aus der griechischen Mythologie gibt, ist es wohl zweifelsohne der dreiköpfige Hund, alleine durch seinen Auftritt in Disneys »Hercules«. Stattdessen gab es zwei Höllenhunde und laus mich der Geier, die wirkten wie identische Kopien der Gegner aus dem Videospiel
God Of War, genau wie die Furie, die aussah wie die spielinternen Harpyien. Und nicht nur die, auch die Darstellung des Olymps weckte verdammt bekannte Erinnerungen, obgleich ich natürlich nicht sagen kann, in wie weit sich die Spielemacher von anderen Quellen haben inspirieren lassen. Aber die Höllenhunde waren mit Sicherheit geklaut

Und wo wir schon bei
God Of War sind, da lassen sich gleich noch ein paar Dinge finden, bei denen man ebenfalls gut daran getan hätte, sie zu kopieren. Beispielsweise der Hades. In meinen Augen ist er mit Abstand der interessanteste Ort in der ganzen Mythologie – in allen Mythologien – doch habe ich noch nie eine Darstellung gesehen, die annähernd an meine Wünsche heranreicht, erwähntes Videospiel hatte mit den ständig herabfallenden Menschen aber immerhin eine nette Idee parat. Gut, das war auch ab 18 und der gute Percy ist ab 12… wahrscheinlich kein sehr vereinbarbares (barbarisches Wort… got it?

) Konzept, aber etwas kreativer hätte man durchaus sein dürfen… vor allem auch der Styx, der Fluss, der in die Unterwelt fließt, war wohl ein Witz? Die Segeln da seelenruhig durch die Luft, während unter ihnen eine Hölle liegt, die aussieht, als wäre sie aus »Mortal Kombat« oder zumindest »Constantine« geklaut. Hey, schon wieder geklaut? »Diebe im Olymp« macht seinem Namen alle Ehre…
Was die Umsetzung der Mythologie in Bilder angeht, bin ich also eher unzufrieden. Auch die hoch gepriesenen Götter mit ihrem gewöhnlichen, menschlichen Erscheinungsbild, im Olymp allerdings in Riesengröße, das war zu klischeehaft. Hey, sie sind Götter, dann müssen sie auf jeden Fall schon mal groß sein!
Und dann das „Camp für Halbgötter“, das Dschungelcamp für alle im Stich gelassenen Kinderüberraschungen. Der Film spielt in einer modernen Zeit, also wieso laufen alle in diesen steinalten Rüstungen rum, als würden sie noch für Sparta kämpfen und werden im Schwertkampf und dem Umgang mit Pfeil und Bogen ausgebildet? Wo ist der Sinn dahinter? Sie sollen doch genau in dieser Zeit, in der sie nun mal leben, Helden, Heroen werden, stimmt’s? Wen wollen die dann bitte mit einer Rüstung aufhalten, die mehr wiegt als sie selbst und einem verdammten Schwert? Ich meine, ich liebe Schwertkämpfe wirklich, aber einen bewaffneten Bankraub werden sie damit genauso wenig aufhalten können wie eine Mafiahochburg stürmen. Der ganze Verein ist also nicht viel mehr als jedes andere Sommercamp für Jugendliche auch und im Grunde werden sie nur darauf vorbereitet, gegen irgendwelche mythologischen Bestien zu kämpfen, die losgeschickt werden, wenn Zeus sich mal wieder seine mächtigste Waffe klauen lässt. Jaah, die werden sicher eine Menge zu tun haben…
Aber es gibt auch gute Elemente in Bezug auf die Mythologie, die ich wirklich gutheiße… naja, es gibt so im Großen und Ganzen ein gutes Element… das ich aber dummerweise nicht aufdecken kann, weil es das Ende spoilert (=verrät)…
Dann lass ich mich aber wenigstens über Uma Thurman als Medusa aus, denn der Teil hat mir eigentlich auch ganz gut gefallen, vor allem in Verbindung mit ihrem Versteck. Was ich aber schon im Trailer fand: Es erinnert äußerst stark an ihre Rolle als Poison Ivy in
»Batman Forever«, mit diesen beweglichen Schlangenhaaren und ganz allgemein ihrem Auftreten als Schurkin. Steht ihr wirklich ausgezeichnet, sogar sehr viel besser als die Heldin – und ultimativ viel besser als die Superheldin (siehe »Die Super-Ex«). Schade, dass das Pulver für sie schon so früh verschossen wurde, aber angesichts des Drehbuches ging es gar nicht anders.
Und während Uma Thurman in ihrer Rolle zu überzeugen weiß, so ist Hades als Person/Gottheit ein noch viel größerer Witz als Hades als Ort. Ich meine, was haben die sich denn dabei gedacht? Gut, er sieht für seine Position schon total nichtssagend und lächerlich aus, aber er hat nicht mal einen coolen Charakter. Wenn ich wieder Disneys »Hercules« aufgreifen darf… dieser sarkastische, blaue Typ mit dem brennenden Kopf ist einer der coolsten Schurken, die ich kenne, nicht zuletzt, weil er in den
Kingdom Hearts Spielen wohl noch mehr zu überzeugen weiß, als in besagtem Film. Das ist eine Darstellung von Hades, mit der ich mich anfreunden kann, aber das hier? Diese Variante ist weder in irgendeiner Form unterhaltsam, noch ist sie irgendwie bedrohlich, sie ist nichts weiter als ein ganz schwacher Gastauftritt eines nichts sagenden Schauspielers.
So viel kurz ( ;D ) zu den mythologischen Aspekten. Es gibt noch ein paar Dinge, die mich vom Plot her etwas gestört haben, wie beispielsweise das typische Klischee, dass der Held in kürzester Zeit vom Versager und Würstchen zum Superkämpfer mutiert, der selbst jahrelang Geübte locker in die Tasche steckt. Urplötzlich. Und Percy Jackson legt mit einer geschätzten halben Stunde in der Hinsicht wohl einen neuen Rekord fest…
Aber alles Kleinigkeiten, die man in so einem Film ohnehin ohne weiteres übergeht. Es verhält sich ähnlich wie bei
»G.I. Joe« oder
»96 Hours«, man achtet nicht großartig auf Logik, Schwächen in der Handlung, durchschnittliche Schauspielerei oder oberflächlich und klischeehaft gezeichnete Figuren, sondern lediglich auf die Spannung und den Unterhaltungswert, den der Streifen mit sich bringt. Und dafür, dass er deutlich über zwei Stunden Spiellänge hinausgeht ist er durchaus fesselnd. Bei den ganzen negativen Aspekten, die mir nur so zufliegen und dem mangelnden Humor bei der ganzen Sache frag ich mich doch wirklich, warum eigentlich. Tja, das Mysterium Film! Ein Streifen, der eigentlich schlecht sein sollte und letztlich doch 7/10 Punkte bekommt… wie ich immer so gerne sage, bei LorD wird’s nie langweilig, hier gibt es einfach alles und impossible is nothing dagegen.
Effekttechnisch ist alles so solide, wie man es von einem Jugend-Fantasyfilm erwarten kann und wie es im Grunde genommen auch der Trailer schon sehr treffend zeigt. Nichts Überwältigendes in einem Zeitalter mit
»Avatar« oder der Avatar Verfilmung »The Last Airbender«, der auch ziemlich bildgewaltig zu werden verspricht. Und nein, das mit den beiden Avataren war keine böswillige Absicht um wieder einen billigen Wortwitz abzustauben, aber im Nachhinein bin ich überaus glücklich darüber, dass es passiert ist. Die kleinen Freuden, die mein Leben lebenswert machen, wisst ihr?
Und schon bricht die dritte Seite an… ich dachte
»Fluch der Karibik« würde eine Ausnahme werden, aber offenbar leitet sich da eine neue Routine von langen Reviews ein… noch mehr verschwendete Lebenszeit, juhe!
Also, »Percy Jackson…« ist ein Film, der sich schamlos aus der griechischen Mythologie bedient und diese einfach in die moderne Welt klatscht ohne irgendeine Form von kreativer Innovation zu bieten, die sie in irgendeiner Form darin eingliedert. Sie wirkt nicht unbedingt fehl am Platz, aber das auch nur aufgrund einer sehr einfachen Notlösung („Camp für Superhelden“) die gut in das sehr einfache Konzept des Films passt, das nur aus Einfachheiten, Ausleihen und Klischees besteht, dennoch aber nicht langweilig wird, selbst nicht über die beträchtliche Spieldauer. Der Film hat etwas an sich, das ihn trotz aller Aspekte noch höchst unterhaltsam macht, wahrscheinlich ist es seine schlichte Einfachheit (ich weiß, dass ich zum zweiten Mal ein nicht existierendes Wort benutze… aber es ist so schön!), die ein unkompliziertes Ansehen ermöglichen und den Unterhaltungswert dadurch ausreichend steigern. Die Geschichte wird rasant erzählt, fackelt nicht lang herum, hat ausreichend Action… ein Konzept, das fast nicht in die Hose gehen kann, so viel der Film auch falsch machen mag. Ich würde ihn mir nicht unbedingt im Kino ansehen, ich würde auch weiß Gott nicht sagen, dass man ihn überhaupt gesehen haben muss, aber ich darf definitiv behaupten, dass man ihn sich guten Gewissens anschauen kann ohne es anschließend bereuen zu müssen, denn ein langweiliger Abend wird es damit nicht.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10
Effekte: 8/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 7/10