Karate Kid Review
Laufzeit: ca. 140 Minuten
Genre: Action
Regie: Harald Zwart
Darsteller: Jaden Smith, Jackie Chan
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 22. Juli 2010
Inhalt:
Der junge Dre Parker zieht mit seiner Mutter nach Beijing, wo er noch mal komplett von vorne anfangen muss. Kein leichtes Unterfangen, wie sich gleich am ersten Tag herausstellt, als er sich in ein chinesisches Mädchen verguckt und daraufhin von Kung-Fu-Schülern vermöbelt wird. Im örtlichen Hausmeister Mr. Han findet Dre einen Lehrer. Und einen Freund.
Kritik:
»Wieso haben Sie ein Auto in Ihrem Wohnzimmer?«
»Auf Straße kein Parkplatz.«
Eigentlich habe ich mir nicht viel aus dem Film gemacht, doch dafür bin ich jetzt nach dem Ansehen umso überraschter. Ich kann mich zwar nicht mehr die Bohne an das Original erinnern (werde es die Tage nachholen, habe ich mir bei »Kampf der Titanen« schließlich auch aufgezwungen), aber der Streifen hier hat auf jeden Fall überzeugt. Die beträchtliche Laufzeit von satten 140 Minuten kommt einem gar nicht so lang vor, man ist weit davon entfernt sich zu langweilen. Außerdem schwingt jede Menge toller Familienhumor mit, der mich oft zum Lachen brachte. Definitiv schöne Unterhaltung.
Das Einzige, das mir nicht so recht zusagen wollte, war leider Gottes gerade der Stammzellenträger von Will Smith und Hauptdarsteller, Jaden Smith. In »Das Streben nach Glück« hatte er ja nicht allzu viel zu tun und daher war ich bei seiner ersten „großen“ Rolle nun auch sehr skeptisch was seine Leistungen angeht. Im Grunde genommen hat er sogar überzeugt, er war sympathisch und auch wenn sein Gesichtsausdruck die meiste Zeit über gleichbleibend verbissen wirkte, hatte er auch ein paar sehr gekonnte Momente. Der störende Faktor war vielmehr einfach sein Alter. 12 Jahre, die man ihm nur mit Glück ansieht, während die Kämpfer aus dem Original immerhin schon 16 im Schnitt waren –das ist ein Alter, mit dem man was anfangen kann, Kampfsportler machen da schon was her im Gegensatz zu vorpubertierenden Kindern, deren ganzer Arm samt Muskeln weniger Umfang hat als mein Oberarmknochen. Das Training und alles waren ja wirklich nett anzusehen, aber man kauft Jaden einfach nicht den Kämpfer ab, dafür ist er viel zu süß und sehr viel zu schmächtig. Mit dem Körperbau hätte er keine drei Liegestützen geschafft oder irgendeine der anderen Übungen, die man ihn machen sieht und vor allem hätte er in dem Zustand nie auch nur einen Kampf gewonnen, weil einfach keine Kraft dahinterstecken kann. Auch wenn seine chinesischen Gegner ebenfalls um die 12 herum waren, so sah man ihnen doch an, dass sie nicht erst für den Film mit Kampfsport angefangen haben.
Auch Jackie Chan gegenüber war ich ein wenig skeptisch. Wie er selbst sagt, war er eigentlich bisher in den Filmen immer der Schüler gewesen und es wäre einfach höchst ungewohnt nun die Rolle des Lehrers zu übernehmen und doch hat er nicht ein einziges Mal fehl am Platz gewirkt und ist in seiner Rolle aufgelebt. Er hat seine kleine Kampfszene gekriegt, durfte auch ein paar kleine Tricks aus seiner Choreografenkiste zaubern, dann überließ er aber komplett Jaden das Feld und mimte ausschließlich den Mentor. Stand ihm mindestens so gut wie der Bart. Egal ob Brad Pitt oder Leo DiCaprio… Bartwuchs scheint wahre Wunder zu bewirken.
Wie gehabt, der Film ist sehr schön gemacht und auch sehr schön erzählt, nur gerade bei dem Element, das man allein beim Titel schon als zentral hinstellen würde, hapert es stark. Man hat ein paar schicke Choreografien eingebaut, vor allem was die Gnadenstöße angeht und bei den chinesischen Kämpfern bleibt einem auch teilweise der Mund so weit offen, dass Jackie Chan problemlos seine Faust darin versenken könnte, nur wenn es an Jaden geht merkt man ganz deutlich wie öfter und vorteilhaft geschnitten wird und warum die Kämpfe so kurz ausgelegt sind. Ja, trotz der 140 Minuten wird tatsächlich erstaunlich wenig gekämpft, denn man versucht dem jungen Jaden möglichst viele „normale“ Szenen zu geben, da man offenbar selbst gemerkt hat, dass er nicht die Optimalbesetzung für die Kämpfe ist.
Sicher ein sehr wichtiger Teil, den man hier zugunsten von Will Smiths Sohnemann zurückschrauben musste, aber im Nachhinein betrachtet, stört es nicht wirklich. Es kostet den Film vielleicht gleich in der Auswertung einen Punkt, aber auch ohne richtig lange, schicke Kämpfe war er einfach viel zu unterhaltsamer, als dass man darüber herziehen könnte.
Schon eher Grundlage für einen Frontalangriff wäre wohl eher die Reisepropaganda für das Land China. Im Flugzeug durchblättert Jaden noch ein Prospekt und beschwert sich darüber, dass in China alles alt sei und kaum sind sie gelandet, wird bereits in voller Pracht alles Moderne und Schöne präsentiert, dass China zu bieten hat – nicht zuletzt die doch ziemlich aufgesetzte Trainingseinheit auf der Chinesischen Mauer. Wer aber nichts gegen ein wenig Sightseeing während des Films einzuwenden hat, den sollte auch das nicht stören. Dafür gibt’s im Abspann Produktionsfotos mit Will Smith drauf.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (Jaden ist einfach zu jung für sowas)
Plot: 7/10 (ganz nett, aber zu sehr Familienfilm)
Effekte: 9/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 7/10 (hat hervorragend unterhalten und wir definitiv auch als DVD angeschafft)