I Sell The Dead Review
Laufzeit: ca. 85 Minuten
Genre: Horrorkomödie
Regie: Glenn McQuaid
Darsteller: Dominic Monaghan, Ron Perlman
Gesehen auf: Englisch
Erscheinungstermin: 2008
Inhalt:
Arthur und Willie verdienen ihren Lebensunterhalt als Grabräuber im alten England. Allerdings stehlen sie nicht die Schätze der Verstorbenen, sondern die Verstorbenen selbst, die von diversen experimentierfreudigen Doktoren und Wissenschaftlern bestellt werden. Diese wollen allerdings immer mehr und die beiden haben ihre Probleme mit der Nachfrage fertig zu werden, deshalb springen sie auf ausgefallenere Methoden um. So kommen sie auch dazu, vor den Toren der Friedhöfe zu graben und dort stoßen sie auch zunehmend auf Leichen die höchst übernatürlich und teilweise gar nicht so tot sind, wie sie zunächst erscheinen…
Kritik:
»A good cast is worth repeating!«
Das ist eigentlich der Film, den ich sehen wollte, als ich mir damals
»Across The Hall« ansah. Aus irgendeinem Grund verwechselte ich die Titel und wurde von dem schwachen Thriller verdammt enttäuscht. Gut, dass meine Intuition mich in diesem Fall wenigstens nicht trog, denn der Film ist wirklich klasse! Überzeugt haben mich damals wohl Ron
»Hellboy« Perlman und Dominic Monaghan aus »LOST«, ich weiß es nicht mehr genau, aber aufgrund meiner Anhänglichkeit an gute, bekannte Schauspieler wird das wohl der einzige Grund gewesen sein, denn altertümliche, fast noch mittelalterliche Darstellung sind absolut nicht mein Fall. Dieser Streifen überzeugt mich allerdings vom Gegenteil.
Der Film beginnt mit der Hinrichtung einer der Hauptfiguren und fährt fort mit der zweiten, die kurz vor ihrer Hinrichtung steht. Ein Pfarrer, großartig gespielt von Ron Perlman, sucht Arthur in seinem Kerker auf um ihm vor seiner Enthauptung noch die Geschichte zu entlocken, wie er letztlich dort unten gelandet war. Arthur beginnt also seine Geschichte zu erzählen, angefangen in seiner Kindheit, in der er sich dem Grabräuber Willie als Lehrling anschloss, über die Jahre später, in denen das Geschäft härter wurde, die Objekte lebendiger und auch gefährliche Konkurrenz auf den Plan trat. Ich muss gestehen, dass mir der Anfang des Streifens weniger gut gefallen hat, weil mir einfach unklar war, worauf das Ganze überhaupt hinauslaufen wollte (und weil man sich erst an das etwas in die Jahre gekommene Englisch mit seiner Aussprache gewöhnen muss), aber ab dem Punkt, wo die übernatürlichen Leichen anfingen, konnte ich mein Glück gar nicht fassen so einen Film gefunden zu haben. Ich war absolut nicht darauf vorbereitet und deshalb schlug es auch ein wie eine Bombe, dass Arthur und Willie plötzlich sämtliche übernatürlichen Wesen, egal ob Zombie, Vampir oder Alien begannen auszubuddeln. Der Film nimmt sich kein Stück ernst und überzeugt damit auf voller Linie.
Besonders gefiel mir der Humor, der mit der unsinnigen Story einherging. Die Art, wie die beiden Grabräuber mit den Leichen, vor allem denen der Untoten, umgingen, war wirklich ein Heidenspaß. Man war die ganze Zeit darauf gespannt, welche Art von Übernatürlichkeit sie als nächstes finden würden, wie sie damit zu kämpfen hätten und was für skurrile Situationen sich daraus ergeben würden – und man darf gewiss sein, dass es die stets gab.
Genauso amüsant die beiden allerdings mit den Leichen umgehen, genauso gehen sie auch miteinander um. Sie sind ziemlich furchtlos, nehmen die meisten Situationen genauso wenig ernst, wie der Film sich selbst. Obgleich sie völlig fassungslos sein müssten, da sie gerade einen Menschen ausbuddelten, der anschließend durch die Gegend läuft und sie attackiert, bleiben die beiden ruhig, machen sogar ihre Späße und lachen sich gegenseitig aus, wenn der jeweils andere von dem Monster angefallen wird. Monaghan und Larry Fessenden bilden hier ein ausgezeichnetes, und überaus sympathisches Team, obgleich sie die höchst unmoralische Tätigkeit ausüben, Leichen auszugraben um sie verrückten Professoren zu verkaufen. Aber das Leben früher war eben hart.
Im Übrigen empfinde ich es als ziemlich schwer, dem Film einen vernünftigen Status zuzuordnen. Zum Einen wirkt er, abgesehen von den doch ziemlich namhaften Schauspielern, sehr B-Movie-mäßig. Das Make-Up der Untoten erinnert allenfalls an Zombiefilme der frühen 80er Jahre, die Settings wirken ähnlich, sind platzsparend dargestellt und jegliche Weitsicht wird entweder von der Dunkelheit oder vom Nebel zunichte gemacht. Auch die Effekte, sofern es welcher bedarf, die nicht mit Make-Up hinzukriegen sind, wird man so in keinem Blockbuster unserer Zeit sehen. Wenn ich aber ehrlich bin, hat mir das alles ausgesprochen gut gefallen und es passt nicht nur gut, es trägt auch maßgeblich zum Charme des Films bei. Keine pseudo-unheimliche Stimmung auf dem Friedhof mit aufgesetzter Musik, schnellen Schatten, die durch den Hintergrund flitzen, im Wind raschelnde Bäume… nur jede Menge Nebel und ein paar Grabsteine. Es klingt alles andere als großartig, aber es wirkt unglaublich genial, mal ganz davon abgesehen, dass die Darsteller fest im Mittelpunkt bleiben.
Kaum dachte ich, mit »Teeth« einen schicken Geheimtipp gefunden zu haben, schon kommt mir der nächste unter. »I Sell The Dead« bietet eine herrlich skurrile Komödie, mit jeder Menge Hommagen an alte Horrorfilme, der Schrei in der Schlusseinstellung ist sogar aus dem Frankenstein-Film von 1931 entnommen. Obgleich er aber bewusst wie ein B-Movie aussehen möchte, so sind zumindest die Schauspieler wirklich hochkarätig und besonders die beiden größeren Namen Perlman und Monaghan überzeugen mindestens so wunderbar wie die abgedrehte Story mit dem, wie ich finde, sehr gelungenen Ende. Mir gefällt die Erzählweise des Films, mir gefällt seine Aufmachung und mir gefällt auch diese irische Musik im Stil der Dropkick Murphys, die in der Taverne eingespielt wird. Wenn man mich fragt, sollte man sich gar nicht erst einen Trailer ansehen, sich keine größeren Informationen über den Streifen holen, als dass eben jene beiden Darsteller darin aktiv sind und sich anschließend genau wie ich vom Film überzeugen lassen. Natürlich muss man Gefallen an dieser Art von abgedrehtem Humor haben, aber man darf gleichzeitig auch nichts zu abgedrehtes erwarten. Mir fallen spontan keine Vergleichsmöglichkeiten ein, ergo ist der Film in meinen Augen sogar ziemlich innovativ. Und klasse.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 7/10
Effekte: 6/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 8/10 (fast eine 9 sogar)