Last Action Hero Review
Laufzeit: ca. 125 Minuten
Genre: Action-Komödie
Regie: John McTiernan
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Austin O’Brien
Gesehen auf: Deutsch, Englisch
Kinostart: 07. Oktober 1993
Inhalt:
Der 11jährige Danny ist ein kleiner Filmfreak. Und wie sich das für einen ordentlichen Freak gehört, hat er auch keine Freunde – ausgenommen vom in die Jahre gekommenen Filmvorführer Nick, in dessen Gesellschaft er jede freie Minute fristet. So kommt es auch, dass er den neuen Film mit seinem Lieblings-Actionhelden Jack Slater vor der Weltpremiere sehen kann. Was er nicht ahnt, ist, dass ihn das magische Kinoticket von Nick näher an seinen Helden bringt, als er es sich je hätte träumen lassen…
Kritik:
Vorgestern habe ich noch geschrieben, dass Frank Castle alle Actionhelden der Filmgeschichte in Sachen Coolness in die Tasche steckt, doch wo ich noch mal Gelegenheit hatte darüber nachzudenken, bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Obwohl ich absolut kein Fan von Arnie bin, ist Jack Slater mindestens genauso cool wie mein heißgeliebter Punisher. Ich kenne den Film ungefähr so lange, wie ich überhaupt Filme gucke, habe ihn mindestens ein halbes Dutzend mal gesehen und bin immer wieder aufs Neue von ihm begeistert. Im Grunde genommen ist das auch kein Wunder, denn eine Parodie auf unrealistische und übertriebene Actionfilme wird solange Wirkung zeigen, wie es unrealistische und übertriebene Actionfilme gibt. Und geht man mit dem Gedanken im Hinterkopf an die Tatsache heran, dass Last Action Hero ein solcher ist, wird der Film noch viel genialer.
Hunderte von Kugeln, aus nächster Nähe abgeschossen, aber den Helden verfehlend, Sprünge aus abenteuerlicher Höhe ohne beim Aufkommen mit der Wimper zu zucken, geschweige denn, sich etwas zu tun, explodierende Autos bei einer läppischen Kugel in einen irrelevanten Teil der Karosserie, einen Oberschurken, der irgendein dermaßen markantes Merkmal hat, das ihn unverwechselbar macht. Die Bemerkungen von Danny im Film natürlich nicht außer Acht lassend: Es gibt in guten Actionfilmen nur Fleischwunden (höchstens!) und jede Frau ist die personifizierte Attraktivität (»What about this girl right here. She is way too attractive to be working in a video store.«). Oh, und wie attraktiv die Frauen dargestellt werden ist einfach umwerfend übertrieben. Polizistinnen in quietschenden, hautengen Latexanzügen mit Ausschnitten bis zum Bauchnabel, einer Figur, die kurvenreicher nicht sein könnte und der einzigen Aufgabe, aufreizend durchs Bild zu laufen.
Ich finde den Film von Anfang an erste Sahne, was schließlich auch nicht so häufig passiert. Man denke nur an Dannys Fantasien, als er im Unterricht die Verfilmung von Hamlet sieht und die langweilige Story mit einem Jack-Slater-Hamlet aufpoliert. Einfach eine geniale Idee, die perfekt in die Situation passt und toll inszeniert ist. Ebenso unbezahlbar ist die Szene, bevor die Dauer-Action richtig losgeht, sprich das magische Kinoticket zum ersten Mal wirkt und ein »Stück Film« in den Kinosaal geflogen kommt. Herrlich.
Und eigentlich, wenn ein Kind eine Hauptrolle abgreift, bin ich schon darauf eingestellt, ein nervendes, quengelndes Blag ertragen zu müssen, aber nein! Nicht nur, dass O’Brien seine Rolle verdammt gut spielt, die Figur des Danny ist nicht weniger Actionheld als Jack Slater selbst. Mann, sogar der Name Jack Slater sprüht nur so vor Coolness… sicher steckt da auch eine Parodieidee hinter. Jedenfalls scheint Danny noch erheblich standfester zu sein, als sein großes Idol, denn während er sich in Sekundenschnelle in die konfrontierte Filmwelt einlebt, ist Slater bei der umgekehrten Reise erheblich geschockter. Überhaupt halte ich die beiden für das am besten miteinander harmonierende Kind-Erwachsenen-Duo der Filmgeschichte. Aber Schwarzenegger kann ohnehin gut mit Kindern die Hauptrolle teilen, siehe Twins.
Wo wir auch schon bei den Darstellungen wären, die sich von Film zu Realität unterscheiden und in diesem Film kaum besser hätten dargestellt werden können, hinsichtlich dem Einschlagen von Autoscheiben, dem öffentlichen Morden von Menschen (was neben dem ganzen Parodieren auch eine gehörige Gesellschaftskritik darstellt) und den bereits erwähnten lebensbedrohlichen Verletzungen, bzw. Fleischwunden. Auf Dinge, die man in normalen Actionfilmen womöglich aus Gewohnheit übersieht, wird hier bewusst Betonung gelegt und wer Last Action Hero gesehen hat, wird spätestens ab diesem Zeitpunkt bei jedem Scheibe-Einschlagen mit der blanken Faust bei Genre-Kollegen ein amüsantes Déjà-Vu erleben. Überhaupt wird man in anderen Actionfilmen auf bestimmte Dinge achten, nur um festzustellen, dass LAH vollkommen Recht behält – was ihn nicht nur noch lustiger macht, sondern zudem um eine weitere Note auszeichnet. Vergessen wir an dieser Stelle auch nicht Slaters Tochter Whitney – in allen Action enthaltenden Filmen ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Kinder der Helden dieselben Charakterzüge und mindestens genug drauf haben, um ein paar bösen Schurken die Kauleiste zu vermöbeln. Was ich ebenfalls amüsant fand, war, dass Whitney erst in Jack Slater IV vorgestellt wurde (man denke an John McClanes schlagfertige Tochter in »Stirb Langsam 4.0« oder Indys frechen Sohn im vierten Indiana Jones Teil…). Natürlich kann es sich kein gewöhnlicher Actionfilm leisten, das Heldenkind so übertrieben darzustellen, dass es den Abschlussball schwänzt um zu Hause seine ak47 zu polieren – Last Action Hero darf und tut dies am laufenden Band!
Neben den genialen Parodien und der auch sonst absolut großartigen Story, sind natürlich die Unmengen von beinahe historischen Zitaten und die absolut sympathischen Figuren die richtige Würze für einen perfekten Film: Jack Slater als saucooler Actionheld steht natürlich außer Frage, Danny, der ihm gerecht werdende, treue Fan, der Mafiaboss, der kein Sprichwort richtig auf die Kette bekommt und der Oberschurke mit den kultigen Glasaugen, der ihn stets im missbilligendem Tonfall und hinter seinem Rücken korrigiert (und beleidigt). Nicht zu vergessen die ganzen Nebenfiguren wie eben Whitney, die ganz nach ihrem Vater kommt, der schreiende Polizeichef (eine der besten Parodien des Films) oder Whiskas, der Cartoonkater. Denn um die Actionfilme zu parodieren wird auch ordentlich Gebrauch von Cartoon-Elementen gemacht. Einigen wird vielleicht nicht entgangen sein, dass die geworfenen Dynamitstangen (man hätte ebenso gut schwarze, runde Bomben mit Zündschnur nehmen können um den Gedanken davon zu unterstreichen) aus einer Kiste von ACME entnommen werden (die Firma, die in diversen Warner Bros.-Cartoons alles herstellt, nicht zuletzt auch Waffen und eben Dynamit in den Road Runner und Coyote Cartoons, aus denen zu Beginn des Films auch ein Ausschnitt gezeigt wird). Und wie auch Donald Duck in seinem Kleiderschrank lediglich eine Vielzahl von denselben Matrosenjäckchen und –mützen hat, hat natürlich auch Jack Slater ausschließlich die Klamotten in seinem Schrank, die er den ganzen Film über anhat. Wobei mir auch direkt wieder die Szene einfällt, in der Slater aus dem teerartigen Schlamm herausstapft, komplett damit eingedeckt und in der nächsten Szene bereits wieder fast sauber ist, nur mithilfe eines Papiertuches, das er sich wer weiß woraus gezogen hat. Solche parodierten Momente wird man im Film immer wieder vorfinden, selbst wenn man nicht gezielt darauf achtet (aber dann natürlich besonders).
Viel mehr bleibt mir auch gar nicht zu sagen… in meinen Augen zweifelsohne der beste Schwarzenegger-Film, der existiert, eine der intelligentesten Parodien überhaupt und ein sprudelnder Brunnen an Action und coolen Dialogen. An einigen wenigen Stellen merkt man einen geringfügigen Mangel an Spezialeffekten (z.B. bei der E.T.-Parodie), aber schließlich ist der Film auch nicht der neuste, auch wenn er optisch noch sehr frisch wirkt.
Und auch, wenn sich mein Review in erster Linie mit den Parodien im Film auseinandergesetzt hat – eben, weil es der Punkt ist, der mich am meisten begeistert hat – ist der Streifen an sich auch ein grundsolider Actionfilm mit einem für sein Genre schon erhöhten Anspruch und ungeheurem Unterhaltungswert. Ein Film, den jeder einfach gesehen haben muss, der auch nur das Geringste auf Filme setzt. Nur ist wohl die deutsche Version erheblich empfehlenswerter, weil Arnies Originalstimme schlicht grausam ist ^^'
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 9/10
Effekte: 7/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 10/10