Die junge Maerad arbeitet als Sklavin in einer weit von jeglicher weiterer Zivilisation abgelegenen Festung. Ihr Alltag besteht aus den üblichen, anstrengenden Sklavenarbeiten und ab und zu dem Spielen ihrer Laute auf festlichen Veranstaltungen. Erst als ein Mann, der sich als Cadvan vorstellt, in ihr Leben tritt, soll sich dieses grundlegend verändern…
Kritik:
Ich habe das Buch geschenkt bekommen und muss gestehen, dass ich es mir nie aus eigenem Antrieb heraus zugelegt hätte. Zum Einen, weil das Cover schon dermaßen grottenschlecht ist (die verhüllte, weibliche Gestalt mit dem Plastikschwert sieht dermaßen lächerlich aus und sticht dann auch noch so farblich hervor, dass es abschreckender wirkt als wenn eine Darmspiegelungsaufnahme dort abgebildet wäre) und zum Anderen, weil es wieder in einer dieser Herr-der-Ringe-typischen Welten spielt, mit Magie, weiten, unbewohnten Ländereien und anstrengend zu lesenden und vor allem zu merkenden Namen wie Maerad, Dernhil u.a. . Und obgleich ich das jetzt von mir gegeben habe und auch hinten auf dem Umschlag wie auf 9 von 10 Fantasy-Romanen wieder steht »Einer der besten Fantasy-Romane in der Tradition von J.R.R. Tolkiens, die ich je gelesen habe.«, unterscheiden sich zumindest Handlung, Figuren und Gesellschaft ziemlich stark von der aus Herr der Ringe. Es gibt keine Hobbits, keine Orks oder Elben, sondern in erster Linie Menschen. Einige davon zwar in abgewandelter Form, aber dazu mehr bei der Beschreibung der Gesellschaft. Natürlich gibt es auch übernatürliche Fantasy-Gestalten wie Werwesen oder böse Geister, aber die sind im Verlaufe eines fast 500-seitigen Buches eher rar. Das lässt schon darauf schließen, dass die Action in diesem literarischen Werk eher Mangelware ist. Leider gibt es im Gegenzug auch nicht viel um das auszugleichen, wie z.B. detailierte, sympathische Figuren. Wie es bei mir in Sachen Fantasy-Romanen eigentlich immer der Fall ist, kann ich die Hauptfigur am wenigsten leiden (wie auch Harry Potter und Frodo – der Revolvermann Roland stellt eine Ausnahme dar), aber auch keine der anderen Figuren erweckt Sympathien in mir. Die ein oder andere Figur, die interessant zu werden scheint, bekommt nicht genug Tiefgang oder wird viel zu schnell abgehandelt, wie z.B. Dernhil oder Ardina. Überhaupt scheint es nicht Croggons Stärke zu sein, Figuren zu zeichnen, denn so ziemlich alle wirken wie eine 08/15-Ausgeburt und unterscheiden sich kaum voneinander. Selbst meine Lieblingsfigur Cadvan ist viel zu einseitig und wird dadurch im gewissen Maße langweilig.
Auch die Orte, die im Verlauf der Geschichte beschrieben werden, sind weniger interessant als sie wohl hätten sein können. Hier verhält es sich ähnlich wie mit den Personen, denn aus Orten mit Potenzial, wie Rachida oder Norloch z.B., hätte man etwas viel interessanteres machen können. Stattdessen werden die Ortschaften selber von den Gesprächen und erzählten Geschichten der Figuren weit in den Hintergrund gedrängt und man muss eine Menge seiner eigenen Fantasie und Vorstellungskraft nutzen, um ein halbwegs repräsentatives Bild zu bekommen.
Was den Roman immerhin von anderen Werken seines Genres abhebt, ist die Gesellschaft. Die Trennung von gewöhnlichen Menschen und den übergeordneten Barden (was ich für einen eher mäßig bis schlechten Namen halte, da heutzutage ein komplett anderes Bild von Barden besteht – ich musste auf den ersten Seiten immer an Trubadix denken, was der Ernsthaftigkeit ziemlichen Abbruch getan hat… - aber dazu rechtfertigt sich Croggon im Vorwort hinsichtlich der Übersetzung aus ihrer Vorlage). Ich kenne keine vergleichbare Geschichte, in denen es Figuren, ähnlich der Barden gibt. Natürlich ist es nichts Besonderes, dass sie über Magie verfügen, gute Kämpfer sind und in prachtvollen Palästen, den sogenannten Schulen, leben, aber die in jedem von ihnen schlummernde künstlerische Ader, vor allem hinsichtlich der Musik, ist schon recht innovativ. Man mag diesen Punkt sowohl als interessant, als auch - von mir aus - schwul abtun, aber prägend ist es so oder so.
Die Geschichte selbst ist ebenfalls eher mäßig, was wohl auch an Croggons Erzählstil liegen könnte. Zwar gibt es zu Beginn und zu Ende einen gewissen Spannungsanstieg, aber dieser kann sich nie lange halten und der größte Part des Buches, der Mittelteil, ist eher langatmig, obwohl er nicht einmal in die Länge gezogen wirkt. Es fehlen einfach interessante oder überraschende Aspekte. Und für den ersten Roman einer Reihe, der schließlich Lust auf die nachfolgenden Teile machen soll, wird auch viel zu wenig über die grundlegende Geschichte bekannt. Es gibt zwar die Bösen und im Laufe der Handlung wird auch eine ihrer Schlüsselfiguren enthüllt, trotzdem wird nicht wirklich klar, wer oder was nun genau das Böse ist, was bekämpft werden muss. Man könnte zwar Vermutungen anstellen, dass Cadvans Vermutungen, die er beim Obersten Zirkel äußert, die Wahrheit widerspiegeln oder dass es sich um eine metaphorische Bedeutung für das Böse in jedem Mensch handelt (wobei das wohl etwas zu weit hergeholt für einen Fantasy-Roman wäre), aber bei den Vermutungen bleibt es auch.
Wie dem Vorwort zu entnehmen ist, stützt sich die Autorin bei ihrem Roman auf Übersetzungen von alten literarischen Legenden der »verlorenen Zivilisation von Edil-Amarandh«. Im Weiteren schreibt sie von der Entdeckung jener Annaren-Schriftrollen in einer Höhle, die durch ein Erdbeben im Atlasgebirge von Zentral-Marokko im Jahre 1991 freigelegt wurde. Allzu sensationell, wie sie schreibt, kann die Entdeckung aber wohl kaum gewesen sein, denn bei meiner oberflächlichen Recherche bezüglich ihrer Quellen blieb ich ergebnislos. Ich will Croggon nicht unterstellen, sie lüge, aber ich bezweifle auch sehr stark, dass es sich bei dem Roman um eine simple Übersetzung handelt – nicht mal ansatzweise.
Alles in allem würde ich also sagen, dass »Die Gabe« von Alison Croggon kein literarisches Meisterwerk ist. Nein, definitiv nicht, davon ist es noch weit entfernt. Ich weiß nicht, ob es Croggons Erstlingswerk in Sachen Unterhaltungsliteratur ist, aber wenn sie dabei bleiben möchte, hat sie noch vieles zu lernen, vor allem die Gestaltung eines interessanten Gerüstes hinsichtlich Handlung, Figuren und Beschreibungen. Es war nicht wirklich das Schlechteste, das ich je gelesen habe (Eragon ist in der Hinsicht kaum zu toppen) und, wie schon erwähnt, vor allem zum Ende hin nicht durchgehend langweilig, aber es reicht einfach nicht aus um mich bei der Reihe zu halten – schon gar nicht bei insgesamt vier Bändern. Vielleicht schafft die Reihe ihren Aufschwung noch und vielleicht werde ich eines schönen Tages doch einen Blick in Band 2 werfen, aber für die nahe Zukunft bin ich definitiv erst mal bedient.
Bewertung:
Schreibstil / Lesefluss: 5/10
Figuren: 4/10
Spannung: 4/10
Ideenreichtum: 6/10
Cover / Umschlag: 2/10
Gesamt: 6/10
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