Sleepers Review
Laufzeit: ca. 141 Minuten
Genre: Drama / Thriller
Regie: Barry Levinson
Darsteller: Kevin Bacon, Robert De Niro, Brad Pitt, Dustin Hoffman
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 30. Januar 1997
Inhalt:
Vier Freunde leben ein unbeschwertes Dasein in Hell’s Kitchen, bis eines Tages einer ihrer Streiche fehlschlägt und sie in einer Jugendstrafanstalt landen. Die Wärter dort sind nicht gerade vom besten Schlag und missbrauchen die jungen Insassen, speziell die vier Jungs, nach Herzenslust. Jahre später kommt es zu einem Aufeinandertreffen von zweien der inzwischen erwachsenen Jungs und dem Drahtzieher unter den Wärtern, der tödlich ausgeht…
Kritik:
Als ich in die Fernsehzeitung sah und die Besetzung durchlas… Robert De Niro, Dustin Hoffmann, Brad Pitt… da war mein Abend augenblicklich verplant. Und auch wenn ich anfänglich ein paar Szenen wiedererkannt habe, dauerte es doch, bis zu Kevin Bacons erster Szene um mich komplett daran zu erinnern, dass ich den Film bereits kannte. Die alte Schweinsnase… Somit folgt nun, an einem Freitag, den 13., kein Horrorfilm-Review, sondern eines über mein Hass-Genre: Das Drama.
Und obwohl sich meine Vorliebe derart verhält, mag ich den Film doch wirklich gerne. Mir gefällt die Story sehr gut und der Erzählstil ist auch sehr klug gehalten. Die Vorgeschichte zieht sich leider etwas und lässt daher ein wenig Langeweile aufkommen, was vielleicht mit ein paar schockierenden Bildern hätte vermieden werden können. Ich meine nicht, dass man die Folter und Vergewaltigung der Jugendlichen gleich im Stil von »Jack Ketchum’s Evil« zeigen sollte, aber irgendwie kam das Ganze nicht ausreichend rüber, finde ich. Es gibt eine Szene, mit dem Protagonisten in Einzelhaft, in der er ziemlich entstellt ist, aber das wäre wohl der Tropfen auf den heißen Stein – mal davon abgesehen, dass es in der Form ohnehin keine große Wirkung hat. Ein wirkliches Gefühl dafür, wie sich die vier Jungs gefühlt haben sollen, kann man wohl nur durch die Worte des Erzählers entwickeln.
Im Allgemeinen bin ich Gegner von Erzählern in Filmen, vor allem, wenn sie eine derart große Rolle einnehmen und quasi die ganze Geschichte auf ihren Worten aufbaut. Meist finde ich es recht unkreativ, dass man keine andere Lösung gefunden hat um die Geschichte zu erzählen, aber bei »Sleepers« wird es konstant durchgezogen und passt auch wirklich sehr gut. Hätte man die Gedanken der Figuren und Handlungsstränge ohne die allwissende Stimme bewältigen sollen, wären mit Sicherheit noch mindestens sechzig Minuten oben drauf gekommen, die schließlich unnötig wären. Wie erwähnt halte ich auch nicht alle Minuten von den 141 für unbedingt nötig, aber es ergibt sich nun mal so.
Schauspielerisch ist alles erste Sahne. Die jungen Darsteller, die in der Vorgeschichte die Protagonisten verkörpern, sind für ihr Alter äußerst überzeugend und man muss ihnen zu Gute halten, dass sie durchaus Rollen mit Anspruch zu spielen hatten. Insgesamt hielt ich sie sogar für wesentlich überzeugender, als die erwachsenen Varianten ihrer Figuren. Ron Eldard hielt ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund für eine Fehlbesetzung, Jason Patric war ohnehin eine nichtssagende Gestalt, trotz seiner tragenden Funktion und obwohl ich Brad Pitt inzwischen geradezu vergöttere… in diesem Film konnte er weiß Gott nicht gerade zu Hochtouren auffahren. Er war in seiner Rolle nicht hervorstechender als seine drei anderen Kollegen – mit der Ausnahme, dass ich bei der Szene, in der er einen Hot Dog verdrückt, schmunzelnd an seine verfressene Rolle in »Ocean’s Eleven« denken musste. Umso genialer fand ich aber Robert De Niro als coolen Priester und Dustin Hoffman als sehr zerstreuten, erfolglosen Anwalt. Die beiden haben einfach großartig gespielt, wie man es von ihnen gewohnt ist, den Rollen etwas äußerst Liebenswertes verpasst und das Niveau des Films ungemein angehoben. Umso enttäuschter war ich, dass De Niro zum Ende hin überhaupt nicht mehr behandelt wurde und der Verbleib seiner Figur ungeklärt blieb.
Mehr oder weniger direkt behandelt der Film auch das Thema, ob ein Mord in gewissen Fällen nicht sogar gerechtfertigt sei, was schon in eine heikle Richtung steuert. Meiner Meinung nach, lag der Schwerpunkt des Films aber nicht auf dieser Thematik, sondern viel mehr auf der Intensität der Freundschaft unter den vier Jungen und der Charakterentwicklung angesichts der schrecklichen Geschehnisse in ihrer Kindheit. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass es mich nicht sonderlich kümmert, ob die Geschichte nun auf einer wahren Begebenheit basiert, wie der Autor behauptet, oder nicht, wie diverse Behörden unterstreichen. Ich mag den Film, auch wenn er seine deutlichen Schwächen hat, eben aber auch sehr eindrucksvolle Stärken.
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 6/10
Effekte: -/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 8/10