Last Samurai Review
Laufzeit: ca. 148 Minuten
Genre: Kriegsdrama
Regie: Edward Zwick
Darsteller: Tom Cruise, Ken Watanabe
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 8. Januar 2004
Inhalt:
Soldat Nathan Algren ist an seinem persönlichen Tiefpunkt angelangt, als er das Angebot bekommt, Japans Armee auszubilden. Trotz den Gewissensbissen, die ihn angesichts der Indianerermordungen seiner Landsleute zum Alkohol getrieben haben, bleibt er dem Geld treu und nimmt das großzügige Angebot an. Die japanische Armee soll ausgebildet werden, um die Rebellion der traditionellen Samurai niederzuschlagen, die sich dem schnell ausbreitenden westlichen Fortschritt entgegenstellen. In der ersten verfrühten Schlacht erleidet die unerfahrene japanische Armee eine herbe Niederlage und auch Algren, der mit in den Kampf gezogen war, kann alleine nichts gegen die willensstarken, stolzen Samurai ausrichten. Sein nicht minderer Stolz und Mut beeindrucken den Anführer der Samurai allerdings, so dass dieser ihn verschont und mit in sein Dorf nimmt um von seinem neuen Feind zu lernen. Noch ahnt keiner von beiden, dass sie sich gegenseitig viel beizubringen haben.
Kritik:
Nach etwas längerer Abstinenz melde nun auch ich mich zurück. Ich kann nicht sagen, woran es lag, aber aus irgendeinem Grund habe ich schon eine ganze Weile keine Filme mehr angesehen. Es mag daran liegen, dass Unmengen von Serien gestartet sind, die mein Flimmerkastenbedürfnis ausreichend gestillt haben, aber vielleicht habe ich auch einfach nur auf den richtigen Film gewartet. Und wie es der Zufall so wollte, ließ der nicht lange auf sich warten.
Ich lechzte schon sehr lange danach, »Last Samurai« endlich erneut anzuschauen. Nachdem das erste Mal ihn sofort auf den zweiten Platz meiner Rangliste befördert hatte, nur von
»The Punisher« gestoppt und erst von »The Dark Knight« verdrängt, fragte ich mich zunehmend, ob das die richtige Wahl gewesen war. Es kommt schließlich nicht selten vor, dass großartige Filme beim wiederholten Ansehen einen beträchtlichen Teil ihrer Wirkung einbüßen (mir fällt spontan »Shoot ‘Em Up« ein, der mich in der Hinsicht leider sehr enttäuscht hat) und bei mir hat der Wiedersehen-Wert einen hohen Stellenrang. Nun habe ich ihn erneut gesehen und um ehrlich zu sein… ich bin mir nicht klarer über meine Meinung, aber meine Top10 gehört ohnehin generalüberholt. Und bis es so weit ist, gönne ich Tom Cruise den Treppchenplatz.
Welch umfangreicher Prolog mal wieder. Ich halte mich da wohl ähnlich wie Count: Wenn man nicht genug über den Film an sich zu sagen hat, muss man anderweitig etwas ausschweifen. Ich für meinen Teil, mag den Streifen jedenfalls überaus gerne. Er bietet eine ansehnliche Palette an positiven Faktoren, wie eine interessante Story, tiefgründige Charaktere, Action, Spannung, Dramatik, gute Schauspieler und noch einiges mehr. Was ihn etwas aus der Masse hervorhebt, ist wohl die Tatsache, dass die Schlachten hintenan stehen. Anders als bei »300« z.B. (scheint irgendwie zu meinem Lieblingsvergleichsobjekt zu werden – mag aber auch daran liegen, dass jene 300 ihre Erwähnung im Film finden), sind die Kämpfe nicht so aufwendig und markant inszeniert und auf keinem Fall in diesem Maße vorhanden. Ganz im Gegenteil, »Last Samurai« konzentriert sich auf ganz andere Qualitäten und schließt das Finale lediglich mit einer großen Schlacht. An die Stelle von klirrenden Schwertern und knallenden Gewehren treten Charakterentwicklung und Darstellung einer faszinierenden Kultur. Sicher ist es Geschmackssache, als wie interessant man Japans Geschichte und Kultur empfindet, ich persönlich bin Fan davon. Ein nicht so großer, dass mir die »etlichen Fehler in Bezug auf Sitten und Gebräuche«, die Wikipedia erwähnt, aufgefallen wären, aber das können wohl ohnehin nur die Wenigsten von sich sagen. Ich bin sicher, dass der Film kein komplett verfälschtes Bild vom damaligen Japan abliefert, da sehr eng mit Japan zusammengearbeitet wurde, aber selbst wenn alles rein fiktiv gewesen wäre, hätte es mich nicht im Geringsten gestört. Darum geht’s schließlich auch nicht – wer Fakten sehen will, muss sich Dokumentationen angucken.
Jedenfalls war ich erneut sehr fasziniert von der Lebensart der Samurai, die sich offenbart, als Algren in ihr Dorf gebracht wird und versucht sich einzugliedern. Die Tagebucheinträge, die er dabei mit Erzählerstimme verfasst, treffen meine Gedanken häufig ganz gut. Das Bestreben der Samurai Tag für Tag der Perfektion näher zu kommen, der unermüdliche Ehrgeiz, der durch nichts zu brechende Stolz und trotz allem eine ungemeine Höflichkeit und Freundlichkeit. Auch während den Schlachten hatten sie meine vollste Bewunderung, da ich allein von Videospielen her sehr von Schwertern angetan bin und nicht viel von Schusswaffen halte – vor allem nicht, wenn man feige damit gegen Schwertkämpfer antritt.
Und die zweite große Stärke des Films ist die bereits erwähnte Charakterentwicklung, allen voran die vom Protagonisten Algren. Wie ihn die Grausamkeiten, zu denen ihn die eigene Armee gezwungen hat, verfolgen und plagen, was sie aus ihm gemacht haben… und wie alles von ihm abfällt, wie er praktisch von vorne beginnt, als er in dieses abgeschnittene, idyllische Dorf kommt und wie er sich von den Menschen dort beeinflussen lässt. Es ist weniger so wie Omura im Film sagt, dass Samurai-Führer Katsumoto einen großen Einfluss ausüben kann, sondern viel mehr die Faszination, die von diesem kleinen Völkchen ausgeht und die mich sicher nicht minder angesteckt hätte. Ich bezweifle zwar, dass ich in einem Winter japanisch gelernt hätte, aber hey, wenn Algren das schafft, sei es ihm gegönnt.
Neben Algren selbst gibt es aber natürlich auch noch Katsumoto, der fest an seiner Tradition klammert und nicht von ihr abweichen möchte, es aber auch nicht vermeiden kann, dass dieser Amerikaner Einfluss auf ihn ausübt. Und das geschieht von ihrem ersten Treffen an, als sich Katsumoto beeindruckt von Algrens Kampfgeist zeigt.
Neben der ziemlich klugen Story hat der Film noch viele andere Qualitäten, wie ansehnliche Kampfchoreografien, etwas Witz und natürlich die gehörige Dramatik, aber dieses Mal habe ich auch erkannt, dass ihm etwas Entscheidendes fehlt. Das berühmte gewisse Etwas. Sicher, man könnte die Darstellung des Samurailebens als solches bezeichnen, aber mir geht es viel mehr um das gewisse filmtechnische Etwas. Eindrucksvolle Bilder, die sich einprägen, und die man jeder Zeit mit dem Film assoziieren würde oder gar Szenen, die einen die Augen aufreißen lassen. Wenn man eben Filme wie »300« oder auch
»Gladiator« gesehen hat, wird man den Schlachten hier kaum noch etwas abgewinnen können und die restlichen Filmparts… nun, dazu fehlt mir eine benennbare Vergleichsmöglichkeit aber auch ohne eine Auflistung von Filmtiteln kann ich sagen, dass es derartige Szenen und Bilder durchweg fehlten. Es gab zwar einige markante Symbole, wie der Kirschblütenbaum oder die rote Rüstung, aber dabei blieb es dann auch.
Das ist auch das einzige Manko, das ich dem Film abgewinnen kann. Sicher lässt sich auch noch über das Ende streiten und ich würde mich noch mindestens über eine halbe Seite darüber auslassen, wenn es nicht an jeder Ecke und Kante spoilern würde. Daher lasse ich das zum Wohlwollen des Lesers in dessen eigener Hand und werde hier enden. Da ich das nicht unbedeutende Manko benannt habe, kann ich dem Film nun natürlich keine 10/10 geben, was ich aber auch nicht vorhatte. Mein Gerede von der persönlichen Rangliste mag hier etwas irreführend sein, aber ich richte mich in dieser nicht nach Punkten, sondern nach dem Spaß, den mir ein Film macht und dem Eindruck, den er hinterlässt. Die Faktoren kann ich nicht zur Genüge in das Punktesystem einbauen (sonst wäre sicherlich auch
»Death Race« aufgrund des Spaßfaktors viel besser ausgefallen) und daher existiert bei mir noch eine zusätzliche Rangliste. Wofür ich das nun allerdings erwähnt habe, ist mir schleierhaft, und warum du es auch noch bis hier hin gelesen hast… nun, in dem Fall will ich dich aus rein eigennützigen Gründen nicht verurteilen
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 7/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 6/10
Gesamteindruck: 8/10 (ich überrasche mich selbst etwas, aber ich stelle den Film auf eine Stufe mit
»Gladiator« und ich denke, er wird dem relativ gut gerecht)