Harold & Kumar 2 – Flucht aus Guantanamo Review
Laufzeit: ca. 103 Minuten
Genre: Komödie
Regie: Jon Hurwitz, Hayden Schlossberg
Darsteller: John Cho, Kal Penn, Neil Patrick Harris
Gesehen auf: Deutsch
DVD-Erscheinungstermin: 17. Oktober 2008
Inhalt:
Harold will seine große, frische Liebe in Amsterdam überraschen und bucht zusammen mit seinem Freund Kumar den erstbesten Flug. Dummerweise werden beide im Flugzeug fälschlicherweise für Terroristen gehalten und nach Guantanamo Bay verfrachtet, wo sie so schnell es ihnen möglich ist, ausbrechen.
Kritik:
Ich habe keinen Film erwartet, der an den Vorgänger heranreicht, aber annähernd dieses Niveau hatte ich mir schon erhofft. »Harold & Kumar« hatte mich schon ziemlich überrascht, der aufgrund seiner simplen Story und dem tollen Humor von der ersten Minute an zu überzeugen wusste. Ebenfalls zu befürworten war der Umstand, dass die Komödie nicht aus stupide aneinandergereihten Kiff-Szenen bestand, wie man es von derartigen Filmen meist gewohnt ist.
Ich muss sagen, dass ich den Film in eine ziemlich mäßige und eine schon eher gute Hälfte einteile – und zwar in der Reihenfolge. Am Anfang hab ich mir nur immer wieder gedacht, »Wann fängt der Film denn endlich an witzig zu werden?« - ich konnte ja nicht ahnen, dass es fast eine geschlagene Stunde dauern würde… nichts desto trotz blieb ich natürlich am Ball, denn obgleich die guten Gags fehlten, fand ich die Story doch interessant. Sie ist bei Weitem nicht mehr so simpel wie im Vorgänger (an den der Film übrigens nahtlos anknüpft), aber abgesehen davon trotzdem ziemlich gut. Es hat mich ziemlich verwundert, dass der Aufenthalt in Guantanamo Bay lediglich ein paar Szenen über insgesamt vielleicht fünf Minuten umfasste, was so ziemlich mein gesamtes Bild des Filmes über den Haufen warf, das ich mir vorher aufgebaut hatte. Wie die beiden dorthin kommen, ist anhand der Tatsache, dass sie Minderheiten angehören, weniger schwer zu erraten. Das ganze Getue im Flugzeug und das Ohrenverschließen der Zuständigen im Nachhinein hat mich ziemlich an »Die Wutprobe« erinnert, wo es Adam Sandler ähnlich ergangen ist – auch wenn er kein Schwanzfleischsandwich angeboten bekommen hat. Die Story hält sich also aufrecht und zur Halbzeit ungefähr, ab der Stelle mit dem Ku-Klux-Klan (klar, wenn man schon die rassistische Schiene fährt, dann auch richtig!), fangen dann auch endlich die Gags an. Nicht ganz so gut, wie die aus dem ersten Teil und mit weit größeren Lücken dazwischen, aber sie kommen! Vielleicht wäre es auch besser, wenn ich die beiden Filme nicht so sehr miteinander vergleichen würde, sonst wird wahrscheinlich der Eindruck erweckt, dass »Flucht aus Guantanamo« schlechter scheint, als er wirklich ist. Ein ganz ordentlicher Unterhaltungsfilm mit wenig bis keinem Anspruch eben.
Die beiden Hauptdarsteller haben mir schon im ersten Teil (oh mein Gott, ich tu’s schon wieder) gefallen und auch hier überzeugen sie wieder durch ihre gegensätzliche Art und das damit verknüpfte Zusammenspiel. Etwas schade fand ich es allerdings, dass man auf Kumars indischen Dialekt in der Synchronisierung verzichtet hat, obwohl der Sprecher (Rick Kavanian) derselbe geblieben ist. Ich fand ihn amüsant, aber sicher gab es genauso viele, die ihn auf Dauer nervig fanden. Im Gegenzug scheint Oliver Pocher nun aber besser als Stimme von Harold zu passen, obgleich er immer noch keine sehr gute Wahl darstellt. Die Gastrolle von Neil Patrick Harris wird ebenfalls wieder aufgegriffen, auch wenn ich seine Darstellung als unbekümmerten Junkie nicht nachvollziehen kann, ihn nicht mal kenne (was wahrscheinlich anders wäre, wenn ich »Starship Troopers« gesehen hätte). Ich vermute dahinter eine miese Publicity in der amerikanischen Presse, will hier aber keine Gerüchte kochen und auch gar nicht näher darauf eingehen. Vielleicht brauchten die Produzenten auch einfach einen C-Promi um den Film – ihrer Meinung nach – aufzuwerten. James Adomian als George W. Bush Double einzusetzen (seinem IMDb-Artikel nach zu urteilen, ist das wohl die einzige Rolle, die er drauf hat), hielt ich für keinen Knüller, da hier keine allzu große Ähnlichkeit besteht, aber die Idee im Drehbuch hat mir sehr zugesagt. Naja, und Paula Garcés & Daneel Harris sind natürlich zwei schmucke Hingucker für jeden Mann mit Geschmack (und nein, ich bin definitiv nicht der Ansicht, dass sich über Geschmack streiten lässt).
Apropos Hingucker für Männer: Szenenweise wird ziemlich schamlos mit Nacktheit umgegangen und die Betonung der Regie darauf hat mich schon etwas verwundert. Insgesamt empfand ich das Ganze (zumindest die Unten-Ohne-Party) als eher unpassend und ich frage mich, welche zusätzliche Zielgruppe die Produzenten damit anlocken wollten…
Es verhält sich mit »Harold & Kumar 2 – Flucht aus Guantanamo« wie mit »Indiana Jones IV«: Völlig unabhängig betrachtet, ist der Film passabel, stellenweise sogar richtig gut (Gott, ich liebe diesen Zyklopen!), aber im Vergleich zu seinen/m Vorgänger eher überflüssig. Ich denke nicht, dass ich mir den Film noch mal angucken würde, das einmalige Ansehen reicht auf jeden Fall und beim Wiederholen würden wahrscheinlich noch mehr Gags verloren gehen und der Film weit schlechter ausfallen. Fans des Genres können sicher mal reinschauen und auch so wird niemand mit großen Erwartungen großartig enttäuscht werden, aber wer seine Harold & Kumar DVD auf einem Altar aufbewahrt, sie nur mit Samthandschuhen anfasst und vor dem Schlafengehen vor ihr betet, sollte vielleicht eher die Finger hiervon lassen – der Unterschied ist zu gravierend, als dass ein eingefleischter Fan das gutheißen könnte.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (Cho und Penn überzeugen zusammen, der Rest ist passabler Durchschnitt)
Plot: 6/10 (nichts anspruchsvolles, aber hat mich überzeugt und immer mal wieder überrascht)
Effekte: 7/10 (Viele Effekte waren nicht im Spiel, aber im Grunde genommen sah alles ziemlich gut aus)
Anspruch: 3/10 (Kiffer-Komödie – was erwartet man?)
Gesamteindruck: 6/10 (2-3 Punkte schlechter als sein Vorgänger)