Wario Land: The Shake Dimension Review

 

 

Wario, der gerade wieder in seiner Garage hockte und nach Reichtum lechzte, wird gebeten, in die Schütteldimension zu kommen und die Prinzessin zu retten, die vom gemeinen Rüttelbart entführt wurde. Anreiz für dieses Abenteuer bietet aber weniger die Rettung der Prinzessin sondern viel mehr der ebenfalls entführte Schatz: Ein unerschöpflicher, magischer Münzsack, der so lange Münzen ausspuckt, so lange man ihn schüttelt. Ein Ziel, ganz nach Warios Geschmack.

 

Kritik:

Zwar kann ich Mario schon ewig und zwei Tage nicht sonderlich leiden, aber dafür bin ich ziemlicher Fan von seinem bösen Zwilling Wario, den ich mit meinem ersten GBC Spiel, »Wario Land II«, kennengelernt hatte. Mir hat allein damals schon das Spielprinzip sehr zugesagt, dass nicht auf Leben, Herzen oder Pilzen basierte, sondern einzig und allein auf Goldmünzen. Wurde man verletzt, war das Spiel nicht gleich vorbei (man schrumpfte auch nicht erst), man verlor lediglich Münzen und konnte unbeirrt weiterzocken. Und da auch Warios Rolle in »Super Smash Bros. Brawl« für seinen Witz sprach, kam ich nicht drum herum, mir dieses Spiel zuzulegen. Und ich bin überaus froh angesichts dieser Entwicklung!

 

»Wario Land: The Shake Dimension« ist zweifelsohne eines der Spiele 2008 und mit Sicherheit König seines Genres der letzten Jahre. Wie doch so richtig einst ein kluger Mann sagte (wahrscheinlich irgendein fleißiger Japaner), wird es nie langweilig, mit einem Männchen in 2D von links nach rechts zu laufen. Wie Recht er damit hat, abgesehen von der Tatsache, dass man in WL: TSD auch von rechts nach links laufen muss – dazu aber später mehr. In einem Zeitalter der 3D-Spiele, in dem selbst Mario schon lange angekommen ist, bietet Wario Paroli und schafft damit eine willkommene Abwechslung zur Masse. Und man sollte sich nicht davon beirren lassen, dass es nur den Weg von links nach rechts gibt – die Shake Dimension bietet mehr Verstecke und schwer erreichbare Orte, als es die meisten weitläufigen 3D-Abenteuer von sich sagen können.

 

Und um diese Orte auch erreichen zu können, bedarf es viel Probieren, einiges an Geschick, stellenweise etwas Glück und Knobeln und vor allem den intensiven Einsatz der Wiimote. Diese wird zum Spielen waagerecht gehalten, vergleichbar mit der Variante in »Super Smash Bros. Brawl«, und erweckt prompt das Gefühl, an einer weit älteren Konsole zu sitzen und ein gewöhnliches 2D-Spiel zu zocken. Weit gefehlt! Denn schon im Übungslevel wird einem gezeigt, was man mit der Wiimote alles anstellen kann. Z.B. bedarf es einem kräftigen Ruck ihrer um Wario einen mächtigen Bodenschlag ausführen zu lassen, der seine gesamte Umgebung erschüttert, Gegner umwirft, Dinge zerstört und andere Dinge bewegt. Auch Fahrzeuge, wie ein Einrad mit Hochsitz oder Warios U-Boot, werden durch das Neigen der Wiimote gesteuert. Und natürlich, wie es die Schütteldimension bereits im Namen trägt, gilt es auch eine ganze Menge zu schütteln! Egal ob man gerade einen Gegner oder einen Geldsack in Händen hält, man packt die Wiimote und schüttelt kräftig um erfreuliche Dinge wie Geld oder Knoblauch (der amüsanterweise die Energie auffüllt) ans Tageslicht zu bringen. Und als kleiner Tipp, für Leser, die sich das Spiel zulegen und stellenweise auf scheinbar ausweglose Situationen treffen: Schütteln ist oftmals die Lösung Hinzu kommen natürlich noch weitere Funktionen der Knopftasten, wie die mit zunehmender Höhe stärker werdende Arschbombe, aber die müssen nicht alle hier aufgeführt werden. Im Grunde wollte ich auch nur sagen, dass die Wiimote bestens für dieses Spiel ausgenutzt wird, eine lupenreine Steuerung bietet, an die man sich schnell gewöhnt und die eine Menge Spaß macht.

 

Dann kommen wir zurück zum Spielprinzip: Niveauvolles und anspruchsvolles 2D-Jump’N’Run, so viel sollte aus dem bisherigen Review hervorgegangen sein. Aber wie schon erwähnt, muss man nicht nur von links nach rechts, sondern auch wieder zurück. Ziel eines jeden Levels ist es nämlich, am Ende einen Käfig zu finden und den darin eingesperrten, sogenannten Mürfel zu befreien. Sobald der Käfig zerstört ist, beginnt eine Uhr herunterzuzählen. Schafft man es nicht innerhalb dieses Zeitraums zurück zum Anfang, taucht Rüttelbart auf und entledigt euch all der Schätze, die ihr in diesem Level gefunden habt. Einige mögen sich jetzt vielleicht denken, dass es doch schlichtweg öde ist, dasselbe Level einfach wieder zurückzulaufen, aber auch hier muss ich nur wieder sagen: Weit gefehlt. Zu allererst werden häufig, nach Aufbrechen des Käfigs, alte Wege versperrt und neue frei. Hinzu kommt allerdings noch der Schnellsprintflitzer! Hinter diesem albernen Namen verbirgt sich eine Maschinerie, die sich zumeist in der Nähe des Käfigs befindet und die Wario in einen unaufhaltsamen Dauersprint versetzt, der alles und jeden in seinem Weg hoffnungslos wegholzt. Mit dieser Fähigkeit ausgestattet, eröffnen sich ein weiteres Mal neue Wege, die vor allem zum Absolvieren der Missionen unerlässlich sind.

 

Womit wir auch schon beim anspruchsvollsten Teil des Spiels wären: Die Missionen. In jedem Level gibt es einen Mürfel zu befreien, drei geheime Schätze zu finden und eine variierende Anzahl von Missionen zu absolvieren. Abgesehen vom Mürfel muss man allerdings nichts schaffen um das Spiel zu meistern. Ich würde aber dringend dazu raten, sich zwischendurch immer mal wieder an den Missionen zu versuchen, denn sonst wäre das Spiel viel zu einfach und zu kurz. Wario hat nämlich eine wirklich lange Energieleiste und nach jedem Bosskampf, kann man ihm ein zusätzliches Herz hinzukaufen. Während den Leveln zu sterben würde also fast schon an Unfähigkeit grenzen. Die Missionen hingegen, können einen wirklich ins Schwitzen bringen und erfordern, dass man alle Level mehrfach spielt und bei jedem Mal einen etwas anderen Weg wählt. Vor allem die beiden Standardmissionen, Beende die Stage, bevor die Zeit xx:xx:xx erreicht und Sammle xx.xxx Münzen, sind für gewöhnlich unmöglich in einem Durchlauf zu bewältigen. Hinzu kommen noch Aufgaben wie keine Energie zu verlieren, nicht ins Wasser zu fallen, einen bestimmten Gegner zu besiegen, gar keinen Gegner zu besiegen und noch viele andere einfallsreiche und harte Missionen. Wer sich damit beschäftigt wir sehr lange Spaß und Freude an diesem Spiel haben.

 

Auch die Bosskämpfe sind nicht von schlechten Eltern. Wenn man den Bogen erst raus hat, ist es meist nicht mehr allzu schwer, den jeweiligen Boss zu besiegen, aber die Lösung ist meist nicht auf den ersten Blick ersichtlich und erfordert einiges an Ausprobieren – vor allem bei den letzten Exemplaren.

 

Auch nach Besiegen Rüttelbarts, dem finalen Boss, hört der Spielspaß noch nicht auf. Natürlich kann man sich weiter an die Missionen hängen, die man bisher noch nicht geschafft hat, zudem gibt es nun auch welche in den Bosskämpfen. Im Übrigen teilen die Mürfel einem fortan mit, in welchem Level geheime Karten versteckt sind. Diese gilt es dann zu finden um neue, erheblich schwierigere Level freizuschalten, die wohl noch mal so viel Zeit in Anspruch nehmen, wie das erste Durchspielen selbst.

 

Um mich nochmal ein wenig vom Spielen an sich zu entfernen und etwas über die restlichen Faktoren zu sagen, springe ich nun zur Grafik. Alles ist in wundervoll farbenreicher und gelungener Comic-Grafik dargestellt, die ganz vorzüglich zum Spiel passt und erneut zeigt, was in einem 3D-Spiel gar nicht möglich wäre. Vor allem die Videosequenzen sind sehr schön gemacht, doch leider auch ziemlich rar ausgefallen. Neben der Anfangs- und Endsequenz gibt es nämlich nichts zu Schauen, was ich als äußerst schade erachte, da die Sequenzen ziemlich lustig sind und ein paar mehr, z.B. nach den Bosskämpfen, die Wertung des Spiels noch hochgezogen hätten.

 

Hinzu kommt der wirklich fantastische Soundtrack, ich bin noch nachhaltig begeistert. Die fröhlichen, passenden Melodien verdoppeln den Spielspaß in jedem Level aufs Neue und verlocken sogar dazu, die Stücke auch außerhalb des Spiels anzuhören. Schafft man übrigens alle Schätze und Missionen in einem Level zu bewältigen, wird die jeweilige Level-Melodie für die Jukebox freigeschaltet und man kann sie sich anhören, wann immer man möchte. Selbiges gilt auch für die Videosequenzen, die man allerdings erst im Shop erstehen muss.

 

 

Um es nun endlich auf den Punkt zu bringen: »Wario Land: The Shake Dimension« ist ein großartiges Spiel und eine der Konsolensensationen 2008. Grafik, Musik und Gameplay befinden sich auf höchster Stufe, Abwechslung wird einem in Sachen Level und Gegner immer wieder geliefert und Missionen und zusätzlich freischaltbare Level erhöhen den Spielspaß noch um Weiten.

Zunächst skeptisch war ich auch, so viele Demos und Videos ich mir auch angesehen habe, aber wenn man erst mal im Spiel ist und startet, kommt man nur noch schwerlich davon los. Ein Wii-Muss!

 

Bewertung:

Spielspaß: 9/10 (das Grundspiel an sich ist wenig fordernd, die Missionen gleichen das aber mehr als wieder aus!)

Grafik: 10/10 (sehr schöne, abwechslungsreiche und farbenfrohe Comic-Grafik)

Charaktere: 2/10 (in alter Mario-Manier gibt es lediglich eine Handvoll Charaktere, von denen auch kein einziger sonderlich tiefgründig oder interessant ist, aber der Antiheld Wario ist schon eine Wucht)

Gesamt: 9/10 (Mein Spiel 2008)