Avatar Review
Laufzeit: ca. 162 Minuten
Genre: Abenteuer
Regie: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Sigourney Weaver, Michelle Rodriguez
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 17. Dezember 2009
Inhalt:
Auf der Suche nach wertvollen Bodenschätzen begibt sich eine Organisation von Söldnern und Wissenschaftlern auf den fernen Planeten Pandora. Mit fortgeschrittener Technik gelingt es Letzteren die "Geister" von Personen vorübergehend in den künstlich erschaffenen Körper eines Einheimischen zu verfrachten um diese besser erforschen oder auch ausspionieren zu können. Die Wissenschaftler sind sehr an ersterem interessiert, da die Welt und die Kultur der Na'vi massig Erforschenswertes bietet, doch der Einsatzleiter und seine Söldnertruppen interessiert lediglich der Profit - und das so schnell wie möglich.
Hier kommt der an einen Rollstuhl gefesselte Jake Sully ins Spiel, der einen der Avatare steuert. Eigentlich sollte das die Aufgabe seines Bruders sein, doch nach seinem Tod wäre der Avatar ohne die richtige DNA nutzlos gewesen. Der Ex-Marine ist allerdings in vielerlei Hinsicht nützlicher als ein Forscher, denn die Na'vi sind interessiert an einem Krieger der Erde, mit welchen sie noch nichts zu tun hatten und weshalb sie ihn in ihrer Kultur und ihren Gewohnheiten unterrichten, bis er zu ihrem Volk gehört. Die Söldner hingegen sehen einen Verbündeten in Jake, der ihr taktisches, zielorientiertes Denken teilt...
Kritik:
"Ich sehe dich..."
Fangen wir gleich mit der bitteren Wahrheit an. Der Film hat mich mehr oder minder überrumpelt, da ich nicht das kleinste Bisschen von ihm gehört hatte, bevor er bereits in aller Munde war - was bei einer Entwicklungszeit von über zehn Jahren schon ein starkes Stück ist. Und als ich dann den ersten Trailer vor einigen Monaten zu Gesicht bekam, war ich nicht sonderlich mehr beeindruckt, als bei der Neuigkeit über einen "revolutionären, möglicherweise kostspieligsten Film aller Zeit". Es sah einfach nicht so umwerfend spektakulär aus, wie es hochgelobt wurde. Ich meine, wenn man sich einen Trailer von z.B. »2012« ansieht, gewaltige Tsunamis zu sehen bekommt oder Straßen die aufreißen und ganze Städte verschlingen, das ist etwas Greifbares. Bei »Avatar« bekam man nichts weiter zu sehen als einen außerirdischen Tropenwald, ein paar fliegende Shuttles und große blaue Männchen, die immerhin ein schicker Kontrast zu kleinen grünen sind... Aber dann kam natürlich das ganze Gerede von wegen neue 3D-Technik, revolutionär, wegweisend für die Zukunft - als Cineast daher für mich unumgänglich.
Ich halte nicht viel von diesem ganzen 3D-Zeug, denn in meinen Augen ist die Geschichte noch bei weitem nicht ausreichend ausgereift. Als Knirps anno dazumal im Movie Park, wo man sich Duffy Duck mit der Rot-Grün-Brille ansehen konnte, einem diverse Gegenstände entgegensprangen, da hatte ich wirklich Spaß daran, aber inzwischen, mit geschulterem Auge und höheren Ansprüchen... »Shrek 4D«, der Duffy Duck im Movie Park abgelöst hat überzeugte nicht mehr so besonders, trotz wackelnder Stühle und auch »My Bloody Valentine 3D« ließ mich mit skeptischen Gedanken gegenüber dieser Technik zurück, vor allem mit realen Personen vor der Kamera. Wie gesagt, wirkte es einfach noch nicht ausgereift und ich bezweifelte auch, dass Camerons angepriesene neue Technik daran etwas rütteln konnte. Und um ehrlich zu sein, fällt es mir immer noch schwer, das zu beurteilen.
»Avatar« ist, obwohl er auf 3D ausgelegt ist, kein Film, der es darauf anlegt, dem Zuschauer irgendwelche Gegenstände oder aufgerissene Mäuler entgegenzuschleudern, damit sie im Sitz zusammenzucken oder sich erschrecken und ich denke, dass Camerons 3D-Technik genau darauf abzielt: Dezent und nahezu unbemerkt zu bleiben. Man sieht, wie Untertitel vor der Leindwand zu schweben scheinen, wie Partikel in der Luft auf verschiedenen Ebenen durchs Bild fliegen, aber wenn man sich nicht darauf konzentriert, nimmt man es kaum wahr. Es fällt unheimlich schwer, den tatsächlichen Effekt zu beurteilen ohne die 2 dimensionale Version zu kennen, denn ich denke, es würde sich wie bei Blu-Ray Filmen verhalten. Ich habe »300« beispielsweise auf normaler DVD gesehen und die Blu-Ray Variante und ich habe bewusst keinen gravierenden Unterschied festgestellt - wobei ich schon extra darauf geachtet hatte, da es sich um meine erste Vergleichsmöglichkeit handelte. Sieht man hingegen beide Versionen im Fachhandel auf einem Fernseher nebeneinandergeschaltet, kann man Unterschiede erkennen - dass die Präsentatoren daran herumgefuscht haben, lassen wir mal ganz außen vor. Ich schätze, dass es sich bei »Avatar« und »Avatar 3D« ähnlich verhält, dass ich beiden Versionen die identische Bewertung gegeben hätte, nur vielleicht bei einer direkten Gegenüberstellung gemerkt hätte, wie viel mehr Atmosphäre und Nähe zur Surrealität durch den 3D-Effekt entsteht.
Jedenfalls war es ein schönes, neuartiges Kinoerlebnis, für das ich den nicht unerheblichen 3D-Zuschlag gerne in Kauf genommen habe. Vor allem weil er nicht aus meiner Tasche gewandert ist
Warum der Film allerdings auch ohne die dritte Dimension überzeugen sollte, ist seine schlichte Bildgewalt. Vor zwei Jahren hielt ich »Transformers« für überwältigend bildgewaltig, aber im Vergleich macht es gegen »Avatar« nicht mehr viel her. Die Darstellung der riesigen Gerätschaften, vor allem aber vom Planeten Pandora war so dermaßen fesselnd und überzeugend, so bis ins kleinste Detail zusammengebastelt, dass man hätte denken können, die umwerfendsten Naturaufnahmen aller Zeiten vor sich zu haben. Eine so fantasievolle, wunderschöne Welt, die so viele Jahre an Planung hinter sich hat, würde auch gar nichts anderes als Perfektion verdienen.
Und wenn man den Figuren über Pandora folgt, fühlt man sich teilweise in eine »Final Fantasy«-Welt versetzt, mit ihren weit über dem Boden schwebenden Inseln mit Wasserfällen, den ausgefallenen, im Dunkeln leuchtenden Pflanzen und den zahlreichen, kreativen Kreaturen, die sowohl schön anzusehen, als auch gefährlich sein können.
Wie man es auch drehen und wenden möchte, es bleibt dabei, dass man die Arbeit, Mühe und Leidenschaft für das Projekt in jedem Detail wiedererkennt.
Schauspielerisch ist man bei derartigen Streifen ja gewohnt, nichts allzu Bekanntes vorgesetzt zu kriegen, aber dafür ist es doch relativ gut gelungen ein paar "Hey, der/die/das kenn ich doch!"-Momente einzubauen. Während gerade die beiden Hauptdarsteller noch zur unbekannten Sparte zählen (Sam Worthington habe ich bisher nur in »Terminator 4: Salvation« gesehen und Kollegin Zoe Saldana kenne ich lediglich aus der weiblichen Hauptrolle von
»Guess Who«, aber aufgrund ihres bläulichen Teints habe ich sie ohnehin nicht wiedererkannt), hat man von den Nebendarstellern definitiv schon etwas gesehen oder gehört. Allen voran natürlich »Alien«-Star Sigourney Weaver als Forscherin, gefolgt von Michelle Rodriguez, die dieses Mal zwar keine Autos fährt wie in »The Fast & The Furious«, dafür umso gekonnter Shuttles fliegen kann. Zu guter letzt verdient Giovanni Ribisi als Einsatzleiter zumindest noch eine Erwähnung, dessen Name kaum jemandem geläufig sein sollte, dessen Gesicht regelmäßigen Film- und Fernsehschauern förmlich anspringen müsste.
Aber egal ob bekannt oder unbekannt, es gibt keine Darsteller, die den Schnitt runterziehen oder nicht überzeugen. Die ebenfalls angepriesene Technik hinsichtlich der Darstellung der Avatare und ihrer feinfühligen Mimik hat ihren Teil dazu wohl beigetragen und lässt die Außerirdischen gerade mal wie mit Kostüm und Make-Up ausgestattete Darsteller erscheinen, Sigourney Weaver ist sogar verblüffend gut in ihrer blauen Hülle wiederzuerkennen. Auch der Größenunterschied ist fabulös umgesetzt, beispielsweise wenn ein Avatar einen Menschen trägt oder ähnliches, alles wirkt einfach nur anstandslos echt.
Ja, jetzt waren wir doch fast auf Wolke 7 des Himmels der Lobeshymnen, doch ich fürchte, dass wir auf der sechsten Halt machen müssen, denn es gibt tatsächlich nicht nur Positives zu sagen. Wie so oft bei Filmen hapert es auch hier an der Story. Eine 08/15-HeldenGeschichte mit LoveStory und vollkommen linearem, vorhersehbarem Verlauf wie Ende. Die Kultur der Na'vi wird nicht so umfangreich ausgeleuchtet, dass einem nicht auffallen würde, wenn etwas besonders hervorgehoben wird und somit schon der Verweis darauf gegeben ist, dass dieser Punkt im Laufe des Films noch von Wichtigkeit ist - und hier ist es auch wieder mal gegeben, dass man ohne große Anstrengungen oberhalb des Halses darauf kommt, wann und was hinsichtlich dieses Punktes passieren wird.
Schade, weil Überraschungen einfach immer einschlagen und Eindruck hinterlassen (ich fange immer noch an zu sabbern, wenn ich an das Ende von »Departed« denke), wohingegen so KlischeeStories einfach in der Masse untergehen und mehr oder minder aufgrund von mangelnder Spektakularität in Vergessenheit geraten. So bleibt am Ende, genau wie bei »2012«, »The Day After Tommorrow«, »10.000 B.C.« und vielen anderen nichts weiter erhalten, als die Erinnerung an eindrucksvolle Bilder und großartige Spezialeffekte.
Heute Mittag habe ich noch überrascht mitbekommen, dass »Avatar« bereits ein Einspielergebnis von über einer Milliarde zu verbuchen hat, dann etwas später war ich fast schon geschockt, dass die 3D-Vorstellung im großen Kinosaal stattfand und nahezu ausgebucht war. Jetzt versteh ich warum ;]
Man merkt, wo das ganze Geld steckt, dass ihn zum viertteuersten Film aller Zeiten macht - ja, lasst euch nicht erzählen, er hätte alle Rekorde geknackt, »Fluch der Karibik 3«, »Spider-Man 3« und sogar »Harry Potter und der Halbblutprinz« stehen noch vor ihm auf dem Treppchen - das machen dann wohl die Darsteller-Gagen für Johnny Depp, Tobey Maguire oder Emma Watson ;D
Definitiv ist »Avatar« aber ein Kinoerlebnis, das man sich gönnen sollte, so lange noch die Möglichkeit besteht - gerne auch in 3D, um nachher keine Schuldgefühle zu haben die Anfänge dieser "revolutionären neuen Technik" verpasst zu haben. Wie er auf DVD wirken wird, bleibt abzuwarten, aber vorerst kann man sagen, dass das
Kinojahr 2009 noch einen gelungenen Bogen gekriegt hat, so ganz auf den letzten Drücker. Schwein gehabt!
Bewertung:
Darsteller: 8/10
Plot: 3/10 (leider leider wahr... also die 3, nicht der Plot!)
Effekte: 10/10
Anspruch: 3/10
Gesamteindruck: 9/10 (mit Tendenz zur 8, aber eine 9 muss es einfach sein)