Serenity – Flucht in neue Welten Review
Laufzeit: ca. 114 Minuten
Genre: Science-Fiction
Regie: Joss Whedon
Darsteller: Nathan Fillion, Gina Torres, Alan Tudyk, Adam Baldwin, Morena Baccarin
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 24. November 2005
Inhalt:
Die Allianz rückt dem Raumschiff Serenity und seiner Crew zunehmend auf die Pelle. Ein sogenannter Operator soll endlich die entkommene River zurückbringen und er hat uneingeschränkte Handlungsfreiheit. Der mächtigste Gegner mit dem die Serenity es bisher zu tun bekommen hat und ihr Käpt’n steht vor der schwierigsten Entscheidung, mit der er es seit langem zu tun hatte: Ist dieses Mädchen es wirklich wert, das Leben der ganzen Crew aufs Spiel zu setzen?
Kritik:
Nachdem ich die Serie
»Firefly« fertig geschaut und sie mich derart in ihren Bann gezogen hatte, ließ ich es mir nun auch nicht nehmen, ihr Ende, den Film »Serenity«, erneut anzusehen. Ja, es gab bereits ein erstes Mal zwischen uns beiden und oh ja, es war erheblich schöner für sie als für mich, aber man sieht gewisse Dinge auch mit ganz anderen Augen, wenn man gute 2 Stunden und wenn man über zehn Stunden davon sieht. Ich habe die Serie verschlungen und letzten Endes trifft endlich auch Letzteres auf mich zu! Das wäre dann wohl auch der passende Punkt um zu erwähnen, dass ich den Film hier und jetzt unter den Gesichtspunkten eines Serienendes und nicht als eigenständigen Film bewerten werde. In meinen Augen ist er nämlich für jeden, der auf die Serie steht, unerlässlich, für alle anderen aber ebenso verzichtbar.
Ich muss nicht großartig um den heißen Brei herumreden und irgendwelche tiefgründigen Deutungen anstellen um sagen zu können, dass der Film sich schon sehr von der Serie unterscheidet. Die locker-lustige Atmosphäre wird man hier nicht mehr vorfinden, sie ist einem dramatischen Ernst gewichen, der höchstens mit der Episode »Out Of Gas« aus der Serie vergleichbar wäre. Vor allem deutlich macht das Hauptfigur Käpt’n Malcolm Reynolds. War er in der Serie doch noch ein zu Scherzen aufgelegter, lockerer Typ, der nur in äußerst ernsten Situationen über die Strenge schlug, sieht man ihm hier schon vom ersten Kamerabild an, dass er mitgenommen wirkt. Zunächst vermutete ich hier einen leicht gealterten Nathan Fillion, aber es wird schnell klar, dass diese Darstellung Absicht war. Er hat sich deutlich zum Negativen gewandelt, was auch aus den Kommentaren der Crew hervorgeht. Ich persönlich, als hoffnungsloser Romantiker, stelle das in Verbindung mit der vorletzten Episode und seiner Auseinandersetzung mit Inara, aber das ist lediglich eine Interpretationsmöglichkeit von vielen. So entdeckt man also eine völlig neue Seite an Mal und auch bei den meisten anderen Hauptfiguren zeichnen sich bisher unbekannte Charakterzüge ab – vor allem natürlich bei River, die eine sehr zentrale Rolle im Film spielt, nachdem sie in der Serie noch eher im Hintergrund aktiv war – und selbst da ziemlich spärlich. Hier wird nun u.a. ihre Geschichte erzählt, aber auch die Reaver bekommen ihren Auftritt, nachdem die Serie sie mit einer Episode abspeiste.
Die Figuren wirken allesamt, ohne dass ich es wirklich erklären könnte, irgendwie anders. Es ist nicht negativ gemeint, da ich es mit den erwähnten neuen Charakterzügen in Verbindung stelle, und wahrscheinlich auf die filmwürdige Katastrophensituation zurückzuführen und… ich mag es. Indem die Figuren ernster werden, zeigen sie, dass
»Firefly« nie Klamauk oder Ähnliches sein sollte. Ein bisschen Action mit einer Menge cooler Sprüche war bei weitem nicht alles und wem das bei der Serie nicht aufgefallen ist, dem wird das spätestens jetzt deutlich bewusst. Natürlich machen alle Darsteller einen unverändert guten Job.
An Action und Effekten mangelt es in diesem Film zweifelsohne nicht – in den Punkten wurde ein saftiges Budget verbraten, nachdem »Firefly« auf gänzlich andere Werte gesetzt hat. Ich empfand die erste Hälfte stellenweise als etwas schleppend, dafür war die zweite jedoch umso fesselnder – und dramatischer. Ohne spoilern zu wollen, muss ich einfach darauf eingehen, dass altbekannte Gesichter hier ihren Leinwandabtritt zugeteilt bekommen. Man kann dies zwar als ungerecht und unnötig betrachten, aber das ist in meinen Augen völlig falsch. Wer schon mal ein eigenes Buch geschrieben hat, mit eigenen Figuren, mit denen er sich verbunden fühlt und die viel Zeit in Anspruch genommen haben, wird sicher nachvollziehen können, welch Opfer Joss Whedon hier gebracht hat. Nur ein Autor, der seine Figuren wirklich liebt (oder dem sie scheißegal sind, was hier aber definitiv nicht der Fall ist - diesbezüglich könnt ihr meinem Urteilsvermögen vollstens vertrauen), bringt es fertig, so ein Ende zu schreiben. Sicher, ich finde es überaus schade, dass zwei meiner Lieblingsfiguren der Serie sterben, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich es nicht anders gemacht. Und wenn man etwas darüber nachdenkt, erscheint es einem auch völlig logisch, dass es keinen der anderen erwischt hat. Es zeigt schließlich auch, dass die Helden hier nicht unverwundbar und unsterblich sind und in welcher vergleichbaren Serie wird einem das schon geboten? Denkt dran, ich bewerte den Film hier als sozusagen letzte Episode der Serie.
Im Grunde genommen, möchte ich auch nicht viel mehr Worte verlieren. Alles, was ich jetzt noch schreiben könnte, würde in dem üblichen Gewäsch enden, das mehr oder weniger ohnehin in jedem Review vorkommt, daher spare ich mir das auch und ende mit der Einschätzung, die ich bereits zu Anfang getroffen habe: Wenn man
»Firefly« gesehen und Gefallen daran gefunden hat, muss – ich wiederhole, muss (sonst kommen einen die Reaver holen!) – man diesen Film hinten anhängen, da er ein wahrhaft großartiges und würdiges Ende darstellt, das auch einen endgültigen Schlussstrich zieht. Wenn nicht… kann man sich ihn zwar ansehen, aber unbedingt empfehlen würde ich »Serenity« einfach so nicht. Er ist unbestreitbar ein guter Film, aber ohne das Vorwissen würden zu viele Lücken entstehen und vor allem kann er einem niemals so nahe gehen und beeindrucken, wenn man die fantastischen Figuren nicht kennt.
Dennoch, obgleich schwer zu vergleichen, hat mich die Serie einen Tacken mehr überzeugt.
Bewertung:
Darsteller: 9/10
Plot: 7/10
Effekte: 10/10
Anspruch: 5/10
Gesamteindruck: 8/10 (wohlgemerkt als Serienfortsetzung! Als eigenständiger Film vielleicht eine 6/10)