Das Kabinett des Dr. Parnassus Review
Laufzeit: ca. 122 Minuten
Genre: Fantasy
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Heath Ledger, Johny Depp, Colin Farrell, Jude Law
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 07. Januar 2010
Inhalt:
Die kleine Gruppe um Dr. Parnassus zieht von Ort zu Ort um Besucher für ihr Kabinett zu finden. Es ist ein gar zauberhaftes Kabinett, das die innigsten Fantasien eines jeden Besuchers widerspiegelt und zu vermeintlicher Realität werden lässt – bis man irgendwann vor eine Wahl gestellt wird. Denn das Kabinett ist nicht einfach eine Attraktion, die sich des Doktors übernatürliche Fähigkeiten zunutze macht, jeder Benutzer, der den spiegelnden Vorhang durchschreitet und eintritt setzt seine Seele aufs Spiel. Und das Spiel ist bereits Jahrtausende alt.
Kritik:
"Du bist so ein gewandter Redner…"
" Ich weiß… steigen Sie ins Boot! "
So, da ist er also, Heath Ledgers legendärer letzter Film, während dessen Dreharbeiten er gestorben ist. Natürlich würde kein Regisseur wollen, das sein Film deswegen in die Schlagzeilen gerät, aber Monty Python-Mitglied Terry Gilliam sollte sich nichts vormachen – ohne diesen gar bedauerlichen Vorfall, dessen Publicity und letztendlich vor allem auch die Auswirkung auf den Film selbst, wäre kein Kassenschlager aus dem Streifen geworden. Er hat eine nette Story und eine schicke Aufmachung, aber ohne Heath Ledgers letzter Film und ersetzt durch Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law wäre er nicht mal genug wert gewesen um unter den ersten 5 Kinoneuheiten der Woche genannt zu werden. Ich gestehe auch gerne ein, dass ich mir den Streifen wahrscheinlich nie angesehen hätte ohne diese Anpreisungen, wenn ich überhaupt je etwas von ihm mitbekommen hätte.
Hätte könnte würde, was? Es ist nun mal Ledgers letzter Film und es gibt drei (wobei, für mich persönlich eher nur zwei) ganz famose Gastauftritte von Weltstars, also muss er auch unter diesen Gesichtspunkten bewertet werden. Mal ganz davon abgesehen, dass ich es ohnehin nicht mehr ohne schaffen würde.
Ich habe die ganze Zeit während des Films überlegt, mit welchem anderen Film man »Das Kabinett des Dr. Parnassus« vergleichen könnte. Als Parnassus anfängt seine unglaubliche Geschichte zu erzählen und diese mit fantasievollen Rückblenden dargestellt wird, dachte ich zunächst spontan an
»Big Fish«, aber schnell zeigte sich, dass die beiden Streifen eigentlich eher weniger miteinander zu tun hatten.
»Big Fish« wirkt im Vergleich zur Fantasiewelt im Kabinett noch bodenständig, da die Illusionen darin einen eher an zu Leben erwachte Gemälde oder gar Level in kunterbunten Videospielen erinnerten – zu diesem Zeitpunkt dachte ich an
»Lemony Snicket«, doch auch die fantasievollen Orte dort waren nicht wirklich vergleichbar, obgleich die Story mit ihren Etappen wohl genre-intern am nächsten heranreicht. Ja, und dann bin ich drauf gekommen! Ich habe entweder noch nichts gesehen, mit dem ich diesen Film voll Überzeugung vergleichen könnte, oder es will mir einfach nicht einfallen. Gut, das spricht immerhin für eine gewisse Innovation, das Problem ist nur, dass das Ganze nicht so rüberkommt. Man hat die reale Welt mit ihrer ganz schlichten Aufmachung, den kleinräumigen Settings, die genauso gut in einem Studio anstatt im teuren London hätten gedreht werden können, die altmodischen Requisiten und im Kontrast dazu, die bunten Fantasiewelten hinter dem Vorhang (hey, ich denke, »Chihiros Reise ins Zauberland« kommt der Aufmachung sehr nahe!), die nur so vor schicker Computertechnik strotzen, fast schon zu dick aufgetragen sind. Man kann aus meiner wenig enthusiastischen Beschreibung vielleicht entnehmen, dass mich weder das Eine, noch das Andere sonderlich umgehauen hat. Im Grunde hat der Film auch einfach nichts, was einen wirklich umhauen könnte, abgesehen von den vier hochrangigen Namen im Abspann.
Wie gehabt, die Story ist womöglich einen Hauch von innovativ, baut diesen Vorteil allerdings nicht aus. Wenn man nur an »Pans Labyrinth« denken möchte, das war ein innovativer Fantasy-Film, der umgehauen, begeistert und vor allem hängen geblieben ist! Bei »Das Kabinett des Dr. Parnassus« hingegen fehlt die Spannung, die interessanten Figuren, irgendwie auch die fesselnden Dialoge. Und dass die ganze Geschichte letztlich doch nicht so Fantasy-mäßig ist, wie der Film versprechen könnte, macht es noch weniger spektakulär.
Immerhin war der Teufel gut getroffen. Ich steh irgendwie auf die Darstellung des Fürsten der Finsternis in Filmen, wie in
»Ghost Rider«, »Constantine« (der Teufel daraus war in diesem Film der Präsident der Vereinigten Staaten – denkwürdig, hm?), »Reaper«, natürlich auch Liz Hurley in »Teuflisch« oder meinem Favoriten: Al Pacino in
»Im Auftrag des Teufels«. Und ich muss sagen, Tom Waits macht seinen Job sogar so gut und seine Figur ist interessant genug gestaltet – dafür, dass ich mit ihm ansonsten nicht sonderlich viel anfangen, geschweige denn, ihn irgendwo einordnen kann – dass er im selben Atemzug mit den anderen Höllenfürsten genannt werden darf. Jaah, ich erlaub’s. [btw.: Sein Eintrag in dieser
Wiki-Liste habt ihr mir zu verdanken ;D]
Heath Ledger war auch äußerst überzeugend, in seiner redseligen Rolle, allerdings muss ich doch sagen, dass der Joker aus
»The Dark Knight« ihn wohl nicht loslassen wollte. Mag sein, dass es meine Einbildung war, weil das seine einzig wahre Rolle für mich bleiben wird, aber spielte und sprach er nicht andauernd so, wie er es auch als Joker praktiziert hat? Diese eigenwillige Sprechweise, die etwas Komisches und doch irgendwo etwas Bedrohliches, bzw. Unsicheres hat und einige Gesten… ich musste einfach andauernd an die Rolle seines kurzen Lebens denken. Ich meine, hey, vielleicht war er ja wirklich so ein guter Schauspieler, dass er den Joker nicht nur fabelhaft gespielt, sondern ihn sogar gelebt hat, was im Nachhinein natürlich schwer abzulegen ist. Ich finde es immer noch grauenhaft schade.
Und schon bin ich wieder abgeschweift, tz tz. Also, wie stehen wir nun zu diesem schlagzeilenträchtigen Film?
Ledgers Auftritte sind durchaus unterhaltsam und vor allem die drei Gastauftritte (wenn auch Jude Law bei mir nicht so wirklich dazu zählt) sind wirklich klasse eingegliedert worden um den Film doch noch fertigstellen zu können und ihn, was meiner Meinung nach in erster Linie ihr Effekt ist, zu einem Denkmal für Heath Ledger zu machen. Johnny Depp ist schon annähernd zu brillant und hochkarätig für den Film, denn man hat fast den Eindruck, er wirkt fehl am Platz. Und zu teuer war er wahrscheinlich auch, denn seine Rolle ist leider Gottes die kürzeste – und irgendwie bildet sie auch den Höhepunkt des Films.
Die anderen Aspekte und Nebendarsteller wissen weit weniger zu überzeugen, denn es mangelt an Spannung in der Story an sich. Man würde gähnend nach und nach die Aufmerksamkeit verlieren, würde man dann nicht drohen, Heath Ledger quasi die letzte Ehre zu erweisen und die drei Gastauftritte zu verpassen. Wie schon oben erwähnt, sollten das keine Gründe sein um einen Film ins Rampenlicht zu pushen, aber sie machen den Streifen immerhin so erträglich, dass einem nicht direkt langweilig wird, obwohl es unter gewöhnlichen Umständen sicher der Fall geworden wäre – vor allem über die nicht unerhebliche Spieldauer.
Heath Ledgers letzter Film und ersetzt durch Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law. Das steht drauf, das ist auch drin. Und wenn ihr mich fragt, ist es nicht nur drin, sondern viel mehr ist genau das »Das Kabinett des Dr. Parnassus«.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (Ledger und seine Doubles erstklassig, der Rest unspektakulär)
Plot: 5/10 (irgendwie innovativ, aber irgendwie auch viel zu langweilig erzählt/inszeniert)
Effekte: 8/10 (stellenweise zu dick, bzw. viel zu dünn aufgetragen)
Anspruch: 4/10 (es war nicht so schwer ihm zu folgen, wie ihm nachgesagt wurde)
Gesamteindruck: 7/10 (es ist ein Denkmal… und
»Burn After Reading« hat seine Punkte auch nur durch schauspielerische Leistung bekommen)