Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? Review
Laufzeit: ca. 95 Minuten
Genre: Thriller-Komödie
Regie: Ethan & Joel Coen
Darsteller: John Malkovich, George Clooney, Frances McDormand, Brad Pitt
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 2. Oktober 2008
Inhalt:
Die Memoiren eines CIA-Agenten geraten in die Hände von zwei skrupellosen Fitnesstrainern, die glauben, geheime Informationen gefunden zu haben. Auf Profit aus, versuchen sie nun diese gewinnbringend zu verkaufen und lösen eine Kette von tragischen Ereignissen aus.
Kritik:
Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie die ganzen Kritiker immer jeden Mistfilm so umdrehen können, dass er eine grandiose Wertung bekommt… Nachdem ich mich ein paar Wochen lang auf diesen Film gefreut habe, bin ich jetzt ziemlich enttäuscht. Gut, eigentlich nicht, weil ich anhand des nichtssagenden Trailers keine wirklichen Erwartungen aufbauen konnte, die enttäuscht werden konnten, aber für schlecht halte ich ihn trotzdem.
Die Story, zusammengesetzt aus zusammenlaufenden Parallelhandlungssträngen, ist keineswegs gelungen oder mitreißend, geschweige denn spannend. Zugegeben, es ist schon keine zu verachtende Leistung aus dem Fund einer simplen CD mit ungefährlichen Memoiren darauf diese ganzen weitreichenden Folgen zu stricken, die aus einem Fitnessstudio heraus bis in die russische Botschaft und die höchsten Stellen der CIA reicht, aber das kann ja nicht alles sein… der viele Witz, den ich erwartet hab, ist quasi überhaupt nicht vorhanden (sieht man von den Absurditäten in den Handlungen der Figuren ab). Ich musste nicht ein Mal lachen, auch nur ein paar Male schmunzeln (was eher auf die schauspielerische Leistung zurückzuführen ist). Und auch wenn ich »The Big Lebowski« für ein klein wenig überbewertet halte, ist er doch um Meilenlängen besser als »Burn After Reading«.
Was den Film nur auszeichnet und im Grunde genommen den einzigen Spaß darstellt, den ich als Zuschauer gehabt habe, sind die Darsteller. Top-Besetzung in allen Rollen, jede Figur ist dem Darsteller auf den Leib geschneidert, ausnahmslos jeder überzeugt bis ins kleinste Detail. Allen voran hat wirklich Brad Pitt den Film etwas gerettet (zu Recht hat er die interessantesten Szenen im Trailer zugeschrieben bekommen, auch wenn er keine Hauptrolle spielt), weil er den etwas dümmlichen Fitnesstrainer mindestens Oscar-reif spielt. Seine Tanzeinlagen, seine Gesichtsausdrücke… einfach göttlich! Der Mann versteht sein Handwerk, das steht außer Frage. Mann, ich bin immer noch begeistert. Das könnte sogar der einzige Grund sein, warum ich mir die DVD irgendwann zulegen werde. Wenn sie die 4,97 kostet, die sie höchstens wert ist… Ebenfalls amüsant war J.K. Simmons als CIA Superior und in Zusammenhang mit ihm lässt sogar das Script ein/zwei gute Sprüche fallen. George Clooney und John Malkovich, natürlich auch Frances McDormand, die im Vergleich zu gerade genannten Beiden etwas ernstere Rollen spielen und dadurch nicht ganz so hervorstechen, liefern aber auch ihr Bestes ab und zeigen, dass es wohl niemand besser gekonnt hätte als sie selbst. Auf jedem Fall die Stärke des Films, hab selten so viele gute Leistungen zusammen in einem Werk gesehen. Viele gute Schauspieler zusammen ja, aber nicht so in Hochform wie hier, das muss man dem Film lassen.
Mir will auch gar nicht viel mehr einfallen, was ich schreiben könnte, obwohl das kritisieren der negativen Seiten eines Films ja eigentlich meine Stärke ist. Hier ist es einfach so, dass zwar ein ziemlich gutes Story-Gerüst gegeben ist, Spitzenschauspieler ihre Bestleistungen präsentieren, aber damit auch schon alles genannt ist. Lustig ist der Film meiner Meinung nach so gut wie überhaupt nicht (okay, den »Massage-Sessel« den Clooney gebastelt hat, empfand ich schon als kleinen Knüller), außer der Humor ist so dermaßen tiefgründig, dass man Sauerstoffflasche und Schwimmflossen braucht um ihn zu entdecken? Jedenfalls braucht man anfänglich sehr lange um sich in die Story einzufinden, die sich erst sehr langsam offenbart und ohne nette Gags zwischendurch ist das schon eine Phase, die sich sehr lange hinziehen kann. Das ständige Wechseln der Parallelhandlungen ist flüssig in den Film eingebaut, sodass man sich bei kurzer Unaufmerksamkeit bereits in einer völlig anderen Szene wiederfindet, die ihre eigene, komplett andere Geschichte weitererzählt. Ein paar ziemlich überraschende Situationen kann der Film auch bieten (Frauen (gegebenfalls auch Männer), die Brad Pitt über alles lieben, sollten es sich vielleicht noch mal überlegen, ob sie diesen Film wirklich sehen wollen…

) und vor allem zum Ende hin scheint er sein Konzept um 180° zu drehen. Das Ende selbst ist… Geschmackssache. Es kommt plötzlich, recht abgehackt, aber zugegebenermaßen passend.
Definitiv also eher eine Enttäuschung dieses Kinojahres (obwohl ich ja nicht enttäuscht bin), die einem die Bewertung aber dennoch ziemlich schwer macht. Nur die Story betrachtend würde es zu keiner 5/10 reichen, trotz der guten Grundidee, hingegen nur die Schauspieler betrachtend würde es locker zu einer 9 reichen, wenn nicht sogar viel eher zu einer glatten 10. Mir sind gute Schauspieler zwar wichtig, aber ich finde auch, dass das Script ein wichtigerer Faktor ist, der auch schwerer bewertet werden sollte… obgleich der Tatsache, dass ich jetzt bekennender Brad Pitt Fan geworden bin!
Übrigens, bevor jetzt jemand schreibt, ich hätte das Verarschen der CIA einfach nicht verstanden… es ist in meinen Augen nichts dergleichen. Sicher, der Schlussdialog und vielleicht eine weitere Szene mit Simmons machen sich gekonnt über jene Einrichtung lustig, aber den ganzen Film als CIA-Verarsche zu betrachten, wegen zwei kurzer Szenen, halte ich für absolut überzogen.
Bewertung:
Darsteller: 10/10 (perfekt gespielte, auf den jeweiligen Leib geschneiderte Rollen)
Plot: 4/10 (gute Grundidee, aber so gut wie kein Witz, keine Spannung)
Effekte: -/10 (der Film kommt ohne Effekte aus, abgesehen von einer Szene, die aber einwandfrei aussah)
Anspruch: 7/10 (man kriegt nicht alles vorgesetzt, muss die Absurditäten der Situationen erkennen und viel mehr auf die Gestik & Mimik der Darsteller achten)
Gesamteindruck: 6/10 (mit Tendenz zur 7, aber einzig durch die genialen schauspielerischen Leistungen)