Frozen: Etwas hat überlebt Review
Laufzeit: ca. 90 Minuten
Genre: Horror
Regie: Mark A. Lewis
Darsteller: Martha MacIsaac, Aaron Ashmore, Val Kilmer
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 2009
Inhalt:
Dr. David Kruipen und sein Team erforschen den arktischen Lebensraum im nördlichen Kanada. Bei einer Routineuntersuchung im Freien betäuben sie einen ausgehungerten Eisbär um ihn zu retten, stoßen dabei jedoch auf ein durch die globale Erderwärmung auftauendes Mammut, von dem der Bär gegessen hatte. Das Team ist fasziniert von dem Fund, doch zwei Tage später ist der Eisbär tot und Dr. Kruipen versucht plötzlich seine Tochter von diesem Ort fernzuhalten. Diese sollte nämlich mitsamt dreier Studenten eingeflogen werden um den Forschungen beizuwohnen.
Kritik:
»Evelyn! Hinter dir!«
Da schlendert man unschuldig und nichtsahnend durch den Saturn Markt, weil man vor
»Alice im Wunderland« noch eine halbe Stunde totzuschlagen hat und was lächelt einem da so verlockend entgegen? Die schicke, glänzende Verpackung von einem Val Kilmer Film, von dem ich nie etwas gehört hatte. Ich bin ohnehin kein Kilmer-Experte, auch
»Felon« war an mir vorbeigegangen und ich stieß nur durch Zufall darauf, aber er ist eben unbestreitbar ein ziemlich guter Darsteller und hat auch eine respektable Filmografie zu bieten. Die Erwartungen an »Frozen« waren also nicht zu hoch gesteckt, ich erwartete dennoch ein gewisses Niveau. Und was soll ich sagen, mein Riecher trog mich mal wieder nicht, denn der Film ist genau das geworden.
Der Vorspann macht einem direkt auf eher unliebsame Art und Weise deutlich, dass sich hier mit dem Thema der globalen Erderwärmung auseinandergesetzt wird und das ließ direkt die Alarmglocken klingeln. Meiner Meinung nach ist es kein Thema, das unter den Teppich gekehrt werden sollte, aber was hatte es denn um Himmels Willen in einem Horrorfilm zu suchen? »Eine unbequeme Wahrheit« mit Al Gore war eine Sache, aber das Thema jetzt auf Filmgenres zu übertragen, die kein Katastrophenfilm wie »The Day After Tomorrow« sind? Skepsis pur, doch in diesem Fall sollte mein Riecher sich irren.
Der Film behandelt das Thema Erderwärmung, ja, aber eher als Mittel zum Zweck. Es handelt sich nicht um Bleibt-sauber-und-macht-alles-richtig-Propaganda, es ist schlichtweg der Weg um die gut ausgedachte Story ins Laufen zu bringen. Erderwärmung, Polarkappen schmelzen, ein Mammut taut auf, doch mit ihm auch ein prähistorischer Parasit, der zu neuem Leben erwacht. Man redet immer vom Anstieg des Meeresspiegels und ähnlichen Gefahren, aber diese bisher ungeahnte und natürlich erheblich unwahrscheinlichere Gefahr war nie auch nur im Gespräch gewesen, was sie so faszinierend macht. Die Idee bringt meiner Meinung nach frischen Wind in das längst ausgelutschte Thema, was als solide Leistung zu bewerten wäre. Nichts desto trotz will der Film einem nicht vorschreiben, wie man sich gegenüber der Umwelt zu verhalten hat. Gleich zu Beginn im Hubschrauber, als die Studenten sich unterhalten, wird klar, dass der Film nichts bestimmen möchte, sondern einem vielmehr die freie Wahl lässt, woran man glauben möchte. Forschung, Demonstration, der Glaube an die Einsicht im Menschen? Der radikale Weg? Oder doch lieber die Gewissheit, dass sich die Menschen nicht ändern, dass es unweigerlich dem Ende entgegen geht und dass man jeden verbleibenden Tag genießen sollte?
Wie dem auch sei, diesen tiefgründigeren Touch bekommt der Film lediglich kurz zu Beginn und gegen Ende, alles dazwischen ist ziemlich spannender Horror mit durchaus deftigen Szenen. Selbst ein abgehärteter, harter Knochen wie ich sah sich ab und an gezwungen, angewidert die Nase zu rümpfen.
Zugegeben, der Film braucht seine Warmlaufphase, ist am Anfang noch wenig fesselnd, doch das kommt mit der Zeit, sogar noch bevor die Hälfte rum ist. Nicht unfassbar packend, aber mit einem soliden Grad an Spannung, der einen am Bildschirm hält und einen das Ende abwarten lässt. Was das angeht, unterscheidet er sich leider nicht sehr von herkömmlichen anderen Horrorfilmen, aber wenn er etwas ganz Besonderes gewesen wäre, hätte er im letzten Jahr wohl auch mehr Aufsehen erregt.
Schauspielerisch kann man jedenfalls nicht meckern. Val Kilmer bekleidet eine wichtige, obgleich eher kleinere Rolle (und er hat zum Glück wieder etwas abgenommen). Hier war es wohl eher von Interesse, dass sein Name auf dem Cover auftauchte. Doch Kilmer ist durchaus nicht das einzige, bekannte Gesicht im Streifen. Seine Filmtochter und Hauptdarstellerin Martha MacIsaac ist als Becca aus »Superbad« bekannt (wenn man es bei der Rolle überhaupt so nennen darf) und Aaron Ashmore ist mir noch gut aus
»Veronica Mars« bekannt, vor allem aber durch seine Rolle in der Serie »SmallVille« - in der übrigens auch die anderen beiden „Studenten“ bereits Auftritte hatten.
Die Figuren sind relativ klischeehaft, doch durch ihre teils gravierenden Unterschiede werden sie immerhin nicht langweilig und halten die Handlung am Laufen. Nur die mal wieder unglaublich irrationalen Handlungen der Figuren sind mir sauer aufgestoßen, zusammen mit ein paar kleineren Logiklücken, die man nicht gut genug versteckt hat. Das ist eben das Laster, das Mittelklasse-Horrorfilme offenbar mit sich tragen müssen.
Trotz allem wird mir der Film als durchaus positiv in Erinnerung bleiben. Wie auch schon bei »Ruinen« gefällt mir die neuartige Idee ausgesprochen gut, frischer Wind ist schließlich immer willkommen, vor allem, wenn man ihn nicht kommen sieht. Die Effekte oder vielmehr das Make-Up sind wunderbar gelungen und teilweise ziemlich schaurig anzusehen und auch die Parasiten, die unter der Haut verschwinden, stellen eine ganz eigene Art von Horror dar, die einen besonders in den Wahnsinn treiben kann, wie uns schon die Skarabäen in »Die Mumie« lehrten.
Ich kann den Film jedenfalls empfehlen, er hält, was seine schicke Verpackung verspricht. Und es ist wirklich keine Umweltschutz-Propaganda!
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 5/10 (gute Grundidee, klischeehafte 08/15 Umsetzung)
Effekte: 8/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 7/10