Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt Review
Laufzeit: ca. 112 Minuten
Genre: Actionkomödie / Fantasy
Regie: Edgar Wright
Darsteller: Michael Cera, Mary Elizabeth Winstead
Gesehen auf: Deutsch
Erscheinungstermin: 21. Oktober 2010
Inhalt:
Scott, ein ziemlicher Niemand und Bassist in einer ziemlichen Niemand-Band, verguckt sich in die auffällige Ramona Flowers, mit der er überraschenderweise sogar etwas auf die Reihe bekommt. Unglücklicherweise muss er sich für die Erfüllung seines Liebesglücks der Liga der Bösen Ex-Lover stellen, die eine gemeinsame Vergangenheit mit Ramona haben und zunächst besiegt werden müssen. Aus irgendeinem Grund.
Kritik:
»Wo hast’n den Spruch her?«
»Aus meinem Hirn!«
Der Film ist höchst sinnlos und extrem abgedreht, wenn nicht sogar der vom Stil her abgedrehteste Film, der mir je untergekommen ist.
Telefonringen, das mit einem comichaften »Rrrrrrrring« im Bild untermalt wird, Energieanzeigen und Videospielsounds bei den Kämpfen, Gegner, die in der Luft schwebende Erfahrungspunkte hinterlassen und nach dem Besiegen zu Münzen zerfallen… es besteht quasi kein Zweifel daran, dass man es hier mit einer Comicverfilmung zu tun hat.
Mit den Kämpfen verhält es sich genauso abgedreht, denn auch die sind einfach maßlos überzogen und eine gesunde Mischung aus Comic und Videospiel. Glühende Fäuste, durch die Luft katapultierte Menschen, die keine Verletzungen von sich tragen (denn auch wenn sie zweihundert Meter durch die Luft geschlagen werden und gegen eine Schlossfassade prallen, die halb einstürzt, tragen sie nicht mal einen Kratzer davon), grafische Spielereien mit dem Hintergrund, die stark an Beat Em Up Games aus den frühen 90ern angelehnt sind.
Die Story ist in diesem Wunderpaket doch eher nebensächlich. In der Tat ist die ganze Geschichte quasi schon damit erzählt, dass Scott Pilgrim die sieben Ex-Lover besiegen muss um mit seiner Angebeteten zusammen sein zu können. Am Ende drückt man noch so ein bisschen eine gewisse Moral hinein, aber das ist noch viel nebensächlicher als die Geschichte an sich.
Zusammen mit der fast non-existenten Story gibt es auch jede Menge stumpfsinniger Dialoge, die aber so ziemlich das beste am Film darstellen, eben weil sie so strunzdämlich und unnatürlich sind. Ich habe definitiv herzhaft gelacht, auch bei einigen sehr schönen Szenen.
Zu den Figuren und Darstellern kann man sehr differenziert Stellung beziehen. Wie ich ja schon dutzende Male erwähnen musste, finde ich diese neue Waschlappen-Ära Hollywoods zum Kotzen und somit bin ich sicher auch kein Fan von Michael Cera in der Hauptrolle, auch wenn er zugegebenermaßen einen guten Job macht.
Die wirklichen Schauspieler, die man auch so bezeichnen darf und als solche erkennt, sind leider nur in Gastrollen anzutreffen und das auch eher selten, so sind mir im Grunde nur Chris Evans (»Fantastic Four«) und Thomas Jane (
»The Punisher«) aufgefallen, aber allein Letzterer hat eine grenzwertig kultige Rolle als Agent der Veganer-Polizei abbekommen. Ja, Veganer-Polizei, richtig. Der Film ist wirklich so abgedreht.
Die Effekte sind auch wirklich stark und in Kombination mit der geschickten Regie ein perfektes Puzzleteil im Gesamtbild dieses abgedrehten Films, der sich noch eine ganze Stufe über
»Kick-Ass« stellt, den ich schon ziemlich abgedreht fand.
Alles in allem ein wirklicher gelungener Film, dessen Abgedrehtheit man natürlich eine gewisse Toleranz entgegenbringen muss. Schafft man das, wird man allerdings ziemlich gut unterhalten. Ich kenne die Comicvorlage zwar nicht (der Zeichenstil war nicht mein Ding), aber stellenweise scheint es einfach so, als wollte man etwas zu viel übernehmen. Ich meine, es sind schließlich schon sieben Ex-Lover, die besiegt werden müssen, das frisst schon gut Zeit, da hätte man wirklich Stellen wie Scotts Ex-Freundin oder seine Schwester rauslassen können, da die absolut keine Relevanz im Gesamtgebilde des Filmes haben und ihn unnötig in die Länge ziehen, was man im groben Mittelteil ein wenig zu spüren kriegt.
Ich bin so frei zu sagen, dass man sich auch mit diesem Film amüsieren wird, wenn einem der Stil von
»Kick-Ass« gepasst hat, auch wenn ich den guten Scott weder als besser noch als schlechter bezeichnen würde. Ich habe sogar fast den Eindruck, als wäre mir
»Kick-Ass« etwas besser in Erinnerung geblieben, aber dazu müsste ich beide irgendwann noch mal ansehen.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (nichts Besonderes aber ausreichend)
Plot: 3/10
Effekte: 9/10
Anspruch: 4/10
Gesamteindruck: 7/10 (eine recht stabile)