Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse Review
Laufzeit: ca. 104 Minuten
Genre: Fantasy-Komödie
Regie: Brad Silberling
Darsteller: Jim Carrey, Jude Law (als Erzähler)
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 27. Januar 2005
Inhalt:
Die drei Kinder Klaus, Violet und Sunny sind auf ihren jeweiligen Fachgebieten Asse, doch als ihre Eltern bei einem Hausbrand sterben, gerät ihre heile Welt ins Wanken. Viel mehr noch, als der boshafte Schauspieler Graf Olaf ins Geschehen tritt und über das Sorgerecht der Kinder an das beträchtliche Erbe kommen will. Dazu ist ihm jedes Mittel recht…
Kritik:
Ich wollte diesen Film schon lange mal sehen, da er immer wieder als Geheimtipp bezeichnet wurde, nachdem er im Kino eher gefloppt war. Solche Filme haben für gewöhnlich immer sehr schöne, fantasievolle Ideen in den verschiedensten Bereichen und ich empfinde solche immer als Inspiration für eigene Projekte. Und in der Hinsicht hat sich mein Riecher auch nicht geirrt. Leider kenne ich die Buchreihe nicht, die als Vorlage für den Film fungierte und kann daher auch keine Bezüge oder Vergleiche aufstellen, aber so sollte es auch gehen.
Positiv überrascht wurde ich direkt bei der Vorstellung der drei kindlichen Hauptfiguren Klaus (verklag deine Eltern), Violet und Sunny. Für gewöhnlich sind Kinder in Hauptrollen einfach nur nervig und ein Störfaktor, aber als diese drei vom Erzähler gezeichnet (im übertragenen Sinne) wurden, waren sie auf Anhieb sympathisch. Und nie hätte ich gedacht, das mal sagen zu können, aber das Baby finde ich sogar am Coolsten. Naja, es ist schon eher ein Kleinkind als ein Baby, aber der eisenharte Biss des Görs ist schon eine wirklich großartige Idee. Und im Gegensatz zu dem Freak aus »James Bond: Moonraker«, braucht Sunny keinen Eisenkiefer. Auch das Übersetzen der Babysprache à la »gaga!« etc. in sinnvolle und teils sehr lustige Sätze via Untertiteln ist eine tolle Idee.
Und dann haben wir auf der Gegenseite natürlich Jim Carrey als fiesen Graf Olaf (der im Original verstörender weise
Count Olaf heißt). Und auch in diesem Film ist es meiner Meinung nach so, dass man Carreys Art entweder mögen oder hassen muss und dementsprechend einen zusätzlichen guten oder schlechten Eindruck zum Film gewinnt. Mir persönlich kommt seine Darstellung der Rolle des Olaf stark wie eine etwas langsam sprechendere Version der Maske vor. Zwar kopiert er natürlich nicht die stark übertriebenen Wesenszüge der Maske, übernimmt aber einige der Sprech- und Bewegungsarten. Ein allzu großes schauspielerisches Talent schlummert also wohl doch nicht in ihm, auch wenn ich mich das nach dem Ansehen von »Nummer 23« kaum zu schreiben wage. Jedenfalls finde ich seine Darstellung in Ordnung. Ja, weder besonders gut, noch sonderlich schlecht, in Ordnung eben. Er interpretiert die Rolle nicht neu, sondern bedient sich aus seinem bereits vorhandenen Repertoire, spielt die verschiedenen Rollen, in die die Figur Olaf schlüpft aber überzeugend – die Figur Olaf selbst natürlich auch.
Ein weiteres starkes Element des Films sind mit Sicherheit auch die ordentlich besetzten Neben- und Gastrollen. Ich liebe es ja immer, bekannte Gesichter in Filmen zu sehen und lasse mich beispielsweise von einer Gastrolle Dustin Hoffmans als Theaterkritiker schnell begeistern. Selbst Schauspieler/innen, deren Namen ich nicht auf Anhieb weiß, deren Gesicht ich aber wiedererkenne, versüßen mir das Filmeschauen ungemein. Und mit Meryl Streep, Luis Guzmán, Cedric The Entertainer u.a. erlitt ich hier schon einen mittelschweren Zuckerschock. Gut, das ist wohl etwas übertrieben, dafür sind die Schauspieler zu kleine Nummern. Aber es war trotzdem nett!
Die Story ist recht kreativ gestaltet und ebenso umgesetzt, wie ich finde. Die Grundhandlung der drei Waisen und des Schauspieler-Onkels, der in die verschiedensten Rollen schlüpft, um an ihr Vermögen zu kommen, empfinde ich schon mal als ziemlich cremig, die davon ausgehenden Nebenhandlungsstränge um die kurzzeitigen Erziehungsberechtigten oder das Rätsel um die tödlichen Brände innerhalb der Familie sind dann noch die Schokostreusel und Fruchtgarnierung auf diesem Filmdessert. Allerdings bleibt der Streifen auch auf dem Niveau des Desserts, denn zum Hauptgang fehlt ihm noch eine Menge. Zwar sind auch die Schauplätze und Häuser sehr schön und detailiert dargestellt und aufgebaut, aber der richtige Whoa!-Das-ist-ja-der-Oberhammer-schlichtweg,-ich-bin-so-baff!-Dass-ich-das-noch-auf-meine-Alten-Tage-erleben-durfte-Effekt ist einfach nicht dabei. Der Film wirkt stellenweise etwas lang und hat daher auch die ein oder andere kleine Durststrecke, überwiegt aber durch seine lustigen und schön anzusehenden Szenen.
Ein wohl in erster Linie aufs jüngere Publikum zugeschnittener Film (was sich durch Szenen zeigt, wie der mit den Seewürmern, die einen auffressen, wenn man nach dem Essen nicht eine Stunde wartet, bevor man schwimmen geht), der für ältere Zuschauer eventuell verminderten Spaß bietet, aber keinesfalls zu wenig. Die Figuren sind interessant und liebevoll gezeichnet, die Schauplätze glänzen durch ihren detailreichen Einfallsreichtum und auch die Story ist mal etwas anderes. Wer leichte Fantasy-Kost in diesem Stil mag, wird dem Film sicher einiges abgewinnen können und für Jim Carrey Fans ist er wohl ein Muss, alle anderen können allerdings ebenso gut eine Münze werfen, da der Film sie weder sehr enttäuschen wird, noch sie überaus begeistern könnte.
Bewertung:
Darsteller: 7/10 (die Kinder spielen allesamt wirklich gut, Jim Carrey tut nur eigentlich, was er immer tut)
Plot: 6/10 (interessante, innovative Geschichte, nur etwas zu sehr auf Kinder zugeschnitten)
Effekte: 9/10 (alles ist wirklich sehr schön inszeniert und lässt keine Wünsche offen)
Anspruch: 3/10 (ein Film, den auch – oder vor allem - Kinder verfolgen sollen können eben)
Gesamteindruck: 7/10 (ich musste lachen, wurde durch Optik beeindruckt und davon überzeugt, dass Kinder nicht immer nervig sein müssen)