Für eine Handvoll Dollar Review
Laufzeit: ca. 90 Minuten
Genre: Western
Regie: Sergio Leone
Darsteller: Clint Eastwood, Gian Maria Volontè, Marianne Koch
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 5. März 1965
Inhalt:
Ein einsamer Cowboy taucht im mexikanischen Dorf San Miguel auf und macht sich, kaum dass er da ist, die Spannungen zwischen den zwei rivalisierenden Schmugglerbanden zunutze um seinen Profit herauszuschlagen.
Kritik:
Ich bin weiß Gott kein Westernfan; das ist einfach nicht mein Genre. »Butch Cassidy und Sundance Kid« zum Beispiel hat mir außergewöhnlich gut gefallen und rangiert recht weit oben in meiner Topliste, aber ansonsten hat mich das Gebiet bisher völlig kalt gelassen. Angesichts des Wirbels um »Für eine Handvoll Dollar«, dessen Grundstory für den Film »Last Man Standing« mit Bruce Willis wieder aufgegriffen wurde (nachdem der Erste mit der Idee Akira Kurosawa mit dem Samuraifilm »Yojimbo« (1961) war) entschloss ich mich die Chance heute aber zu nutzen und ihn mir mal zu Gemüte zu führen.
Ich bin ebenfalls kein Fan von Clint Eastwood, aber hier spielte er wirklich ausgezeichnet und die Rolle stellte zu Recht das Sprungbrett in seiner Karriere dar. Der lässig coole Einzelgänger, der durch die Gegend zieht um mit seinem Schießtalent und seiner Gerissenheit Geld machen will – höchst erfolgreich. Ich mag solche unberechenbaren Figuren ohnehin immer – also unberechenbar für die anderen Figuren im Film, für den Zuschauer agiert er doch eher vorhersehbar – die Geschäfte mit Seite A und B machen und dabei die deutliche Oberhand behalten, während beide Seiten nicht annähernd merken, wie sehr sie ausgetrickst werden. Wenn sie zudem dann noch durch nichts aus der Ruhe zu bringen sind und immer einen coolen Spruch auf den Lippen haben, ist das Bild geradezu perfekt. Das trifft auf den Protagonisten Joe ganz gut zu, würde ich meinen. Obwohl er nicht unbedingt so wirklich der Gute ist, kommt er äußerst sympathisch rüber – als, neben dem Saloon-Besitzer Silvanito, Einziger. Der Bestatter hätte vielleicht auch noch einen positiven Eindruck hinterlassen, würde er nicht so eine abgrundtief nervende Synchronstimme haben, die ihn ziemlich gestört wirken lässt.
Die Story ist zwar gut, aber kann einen nicht mehr so Recht umwerfen. Nicht verwunderlich angesichts der ganzen Remakes, die im Laufe der Jahrzehnte in Umlauf gekommen sind. Wie schon gesagt, hält sie aufgrund ihrer Vorhersehbarkeit und den Genre-Klischees (das finale Duell auf der Hauptstraße z.B.) kaum bis keine Überraschungen bereit und kann ihren Unterhaltungswert eigentlich nur durch die verhältnismäßig kurze Spieldauer von anderthalb Stunden halten. Die Zielgenauigkeit der Schützen ist in vielen Fällen auch schon einfach nur abenteuerlich aber wohl unverzichtbar – wenn man aus beträchtlicher Entfernung auf Anhieb und ohne langes Zielen ein dünnes Seil durchschießen kann, grenzt das meiner Meinung nach schon ziemlich an Superkräfte. Und dass keine der Personen irgendeine Form von Tiefgang bekommen ist auch auffällig, allerdings wäre es auch überflüssig. Joe, als fremder Einzelkämpfer, basiert prinzipiell darauf, dass man nichts über ihn weiß, außer die paar zu erkennenden Charakterzüge und alle weiteren Figuren sind deutliche Nebensache. So kommt es aber auch, dass selbst Joes ärgster Gegenspieler Ramón uninteressant wirkt, was natürlich nicht sonderlich vorteilhaft ist.
Ansonsten sind wohl noch die Effekte zu nennen. Natürlich muss man im Hinterkopf behalten, dass der Film aus den 60ern stammt und da die Produzenten auf ihre Erstwahl an Schauspielern (u.a. Henry Fonda) verzichten mussten, lässt das auch auf ein relativ geringes Budget schließen. Jetzt ist es aber auch nicht gerade so, dass Western von ihren Spezialeffekten leben – solange eine Waffe peng macht und etwas Staub aufgewirbelt wird, stimmt meistens schon alles. Nun gibt es aber in diesem Film etwas aufwendigere Szenen, wie z.B. das Massaker am Fluss, bei denen sich ein fehlendes Budget durchaus bemerkbar machen kann. Wenn eine ganze Kavallerie unter Dauerbeschuss dahingerafft wird, wirkt es schon merkwürdig, wenn dabei so genau gezielt wird, dass kein einziges Pferd, aber ausnahmslos alle Soldaten getroffen werden. Dass man kein Blut sieht ist in einem Western auch nichts besonderes und hätte ich hier wahrscheinlich auch irgendwie als unpassend empfunden – demnach tritt hier also dieser A-Team-Effekt auf, indem alle niedergemäht werden, dabei aber nur Todesdrehungen und –fälle vollführen ohne Körperflüssigkeiten zu verlieren. Diese eine Szene sticht als besonders unpraktisch inszeniert hervor, beim Rest handelt es sich ausschließlich um unauffällige Kleinigkeiten, die kein Erwähnen wert sind.
Die Location ist immerhin ziemlich interessant und glaubwürdig aufgebaut, wenn ich das Dorf auch etwas arg klein geraten finde – selbst für ein Western-Dorf. Außerdem scheint die Gegend eine verflucht gute Akustik zu haben, da Joes Schüsse bei der Befreiung von Marisol innerhalb von vier Wänden bis ins Anwesen der Schurken dringt, die immerhin zu Pferd eine ganze Weile für die Strecke brauchen…
Nun, also… ein Western. Ich bin froh, dass er sich so kurz gehalten hat, was man von derart alten Filmen ja eher nicht gewohnt ist, da so immerhin keine wirklichen Durststrecken auftreten konnten. Die Spannung platzte nicht gerade, aber hielt sich auf einem annehmbaren Niveau, das den Unterhaltungswert stützte. Ich kann dem Film keinen Sonderstatus abgewinnen und ordne ihn eiskalt ins breite Mittelfeld der Filmgeschichte ein – endlich mal wieder, ohne jeglichen Zweifel an meiner Bewertung zu haben.
Bewertung:
Darsteller: 6/10 (Eastwood spielt seine Rolle ziemlich gut, der Rest ist eher unauffällig)
Plot: 6/10 (simpel, vorhersehbar, aber gut genug um immer wieder aufgegriffen zu werden)
Effekte: 3/10 (Außer Rauch und Staub gibt es praktisch keine Effekte)
Anspruch: 4/10 (man muss keine große Aufmerksamkeit bekunden um mitzukommen, nur, wenn man Joes geschicktes Ausspielen der beiden Banden gegeneinander auskosten möchte)
Gesamteindruck: 7/10 (eher mit Tendenz nach unten als nach oben, aber im Grunde genommen eine glatte 7)