Ghost Rider Review
Laufzeit: ca. 118 Minuten
Genre: Fantasy-Action
Regie: Mark Steven Johnson
Darsteller: Nicolas Cage, Eva Mendes
Gesehen auf: Deutsch
Kinostart: 22. Februrar 2007
Inhalt:
Johnny Blaze, ein motorradbegeisterter Junge, der mit seinem Vater eine Stuntshow auf einem Jahrmarkt betreibt, wird eines Abends vom Teufel persönlich besucht und vor eine Entscheidung gestellt. Für einen falschen Gefallen verkauft er seine Seele an den Höllenfürsten und Jahre später, nachdem er bereits ein berühmter Stuntman geworden ist, kommt die Zeit, den unterschriebenen Vertrag einzulösen, sprich der Kopfgeldjäger des Teufel zu werden: Der Ghost Rider.
Kritik:
Im Grunde genommen ist dieser Film alles, aber nicht gut. Die Story ist Riesenschrott, die Dialoge so strunzdämlich, wie man sie selten in diesem Ausmaß erlebt, die Figuren geradezu lächerlich, ja sogar die Regie wirkt amateurhaft vom Feinsten, aber nichts desto trotz, ist da irgendwas…
Ich weiß noch, wie ich hier im Forum von dem Film erfahren habe. Ghost Rider. Marvel Verfilmung. Nicolas Cage. Ich dachte mir »geil! Ein weiterer saucooler Antiheld aus dem Hause Marvel, auch noch von Nicolas Cage gespielt, muss der Punisher sich da wohl warm anziehen?«. Nun…nein, muss er nicht. Er könnte sogar in Badehose, von mir aus auch ohne herumlaufen. Ich weiß zwar nicht, wie die Comics zum Ghost Rider aussehen, aber der Film wurde gehörig verhunzt. Zumindest in der Hinsicht, wie er wahrscheinlich gedacht war. Ernst nehmen kann man in den ganzen zwei Stunden wohl keine einzige Szene, aber man kann sich gehörig über den Film lustig machen und die lächerlichen Seiten zu seinem Amüsement nutzen! Als ich im Kino saß, trotz ellenhoher Erwartungen, brach ich immer wieder gellend in Lachen aus und auch gerade, während ich mir die DVD zu Gemüte geführt habe, musste ich immer wieder schmunzeln, auch wieder lachen. Anders als bei Filmen wie z.B. Botched, wollte dieser Film sich natürlich nie selbst verschaukeln, aber allein angesichts des Erscheinungsbildes des Ghost Riders hätte auch niemand ernsthaft annehmen können, einen gescheiten Film auf die Beine zu stellen. Ich meine… die Fratze ist alles, aber nicht cool oder unheimlich, wie sie eigentlich hätte sein sollen. Ich erinnere mich an einen Grafikkartentester von einem Kollegen, da gab es einen Totenschädel, der ganz genauso aussah… hier haben die optischen Effekte zweifelsohne am meisten versagt. An vielen anderen Stellen auch, aber es gab ebenso schön anzusehende Szenen, daran hat’s nicht gehakt.
Schon eher Schuld ist da mit Sicherheit die Story. Das Intro mit dieser cooler-Cowboy-Erzählerstimme, die irgendeine dämliche Vorgeschichte erzählt, worauf eine noch viel dämlichere Hauptstory aufbaut, ist nur der Anfang. Es folgt nämlich noch eine weitere Vorgeschichte, die ermüdend lang ist und direkt alle Hoffnungen nimmt, noch einen guten Film sehen zu können. Gut, noch nicht alle, schließlich war bis zu diesem Punkt Nicolas Cage noch nicht im Bild gewesen, aber doch schon einen halben Einkaufswagen voll. Ich weiß nicht, wer sich die Entstehungsgeschichte von Blaze zum Ghost Rider ausgedacht hat, aber derjenige muss zu jener Zeit sehr, sehr müde gewesen sein. Oder einfach talentfrei, das sei dahingestellt. Ich will die Szene auch gar nicht beschreiben, da ich sie in ihrer Gesamtheit schlicht lächerlich fand – wenn man sie sieht, wird man mich sicher verstehen. Und nicht genug, dass neben der Entstehungsgeschichte noch eine fast überflüssige Vater-Sohn-Story erzählt werden muss, nein! Um Gottes Willen! In jeden schlechten Film – oder die, die es werden wollen – gehört natürlich auch noch eine Lovestory. Und in ganz besonders schlechte Filme natürlich eine, die kompliziert beginnt, noch komplizierter fortläuft und dann am Ende urplötzlich in eine Friede-Freude-Sahnetorte-HappyEnd umspringt. Aber immerhin kann der Film so eine optische Note hinzugewinnen, denn ohne Love Story, würde es auch keine heiße Eva Mendes vor der Kamera geben, die die öde Stunde etwas versüßt, bevor der Film eigentlich erst richtig losgeht. Und ehrlich gesagt, frage ich mich kopfkratzend, warum er so verdammt lange gebraucht hat um in Fahrt zu kommen?! Von der/den Vorgeschichte/n mal abgesehen, geht eigentlich alles in Windeseile vonstatten. Blaze verwandelt sich von der einen in die andere Szene in den Höllensöldner ohne eine wirkliche Entwicklung durchzumachen. Er muss seine Kräfte nicht erst kennenlernen, nein, sein Kopf fängt an zu brennen und er weiß sofort mit all seinen Fähigkeiten zu kämpfen und irgendwelche überzogenen Bibelsprüche abzulassen. Gut, es handelt sich bei dem Ghost Rider Zustand, wie man später im Film sehen kann, eher um eine Art gezielte Raserei, aber trotzdem.
Die ganzen Mängel der Story aufzuzählen, würde aber zu viel Zeit in Anspruch nehmen und immer nur wieder auf dasselbe hinauslaufen, daher überspringen wir den Teil an dieser Stelle lieber und widmen uns den Figuren. Da haben wir zum Einen den – wie in jedem schlechten Film – nicht ganz so hellen, besten Freund, der aber so unwichtig ist, dass Blaze bei dem Anblick seiner Leiche nur ein »Oh, Mack« von sich gibt und weitergeht. Auch Roxanne ist als Figur völlig unzureichend aufgebaut und entwickelt worden. Auf der einen Seite ist sie naiv und kindlich, was der lächerlichen Note des Films nicht gerade entgegenwirkt, auf der anderen emotional und gebildet (»Haben Sie schon mal das alte Testament gelesen?« - Na klar, Süße, ist das nicht der Neue von Stephen King?)… Dann haben wir da natürlich die Höllenbruten. Ich habe mich den ganzen Film über gefragt, warum jeder einzelne von diesen übernatürlichen Viechern, allen voran der Ghost Rider himself, in so einem unglaublich nervenden Echo-Ton sprechen muss!? Ich meine, ist das nicht schon genug peinliche Inszenierung, dass beim Blitzschlag ihr Gesicht kurz eine Mischung aus Kakihara (»Ichi the Killer«) und Godzilla annimmt? Offensichtlich nicht. Nun ja, die drei Handlanger von Blackheart sind ungefähr so bedeutsam wie Mack. Jeder von ihnen hat ungefähr vier Sätze im ganzen Streifen zu sagen und tritt dann in Sekundenschnelle ab. Jaah, die Kämpfe machen wirklich Spaß... denn sie sind ungefähr so lange, wie die Trauer um Mack (irgendwie mag ich den Typen – auch wenn er tot ist). Wahrscheinlich wäre es einfach zu aufwendig gewesen, den Grafikkartentester auf den Schultern von Nicolas Cage in einen Kampf zu verwickeln. Ich fand es schon beeindruckend, dass sich der Schädel ein ganzes Mal im Film geändert hat, und zwar als ihm ein Cop den Unterkiefer ausrenkte… Und überhaupt die ganze Aufmachung, insbesondere von Blackheart war dermaßen 80er-Jahre-Billig-Horrorfilm-mäßig… schwarze Klamotten, blasser Teint, später dann in seiner ultimativen Form große, rot leuchtende Augen. Wenn ich es mir so recht überlege, ist der letzte Punkt sogar eher 50er-Jahre-Billig-Horrorfilm-mäßig. Nicht mal die Figur des Johnny Blaze ist gelungen. Auf der einen Seite gibt er sich eitel, auf der anderen Seite zurückhaltend und einzelgängerisch und zum Schluss dann so unpassend heldenhaft: »Nö, ich behalte die Kräfte um dir, dem Teufel, damit in den Arsch zu treten.« Natürlich in gehobener Sprache, wie sie nur im Alten Testament vorkommt, das wiederum eigentlich Roxanne lückenlos zitieren könnte. Das ist doch nur eine Absicherung, damit ein zweiter Teil entstehen könnte und ein erbärmlicher Versuch, das Happy End doch noch in eine ernste Angelegenheit zu drehen.
Was mich dann noch an der Regie gestört hat? Vor allem in Erinnerung sind mir diese andauernden Gesichtszooms geblieben, was auch eher in den Filmen von vor 50 Jahren Gebrauch gefunden hat. Alles wirkte einfach wie von einem blutigen Anfänger zusammengewürfelt, eben wie die Story auch – kein Wunder, ich sehe gerade, dass der gute Johnson für beides verantwortlich ist… Bei Daredevil hat er irgendwie bessere Arbeit geleistet… hier waren sogar einige Settings einfach nur armselig; ich möchte an den Sumpf gegen Ende erinnern, der genauso gut eine schwarz gestrichene Garage mit Baumattrappen und einer Nebelmaschine hätte sein können.
Oha… jetzt habe ich mich eine geschlagene Stunde über die Grausigkeit des Films aufgeregt, dabei wollte ich doch eigentlich seine positiven Seiten hervorheben und ihn im Vergleich zu Pontis Review ein paar Punkte dazugewinnen lassen, aber… ich vermag nicht mal richtig zu benennen was mir gefallen hat. Es gibt einige Szenen, die einfach gewollt komisch sind (»Desinfizieren Sie bitte die Nadel.«) und ihr Ziel auch erreichen, wobei ich mich frage, was sie im Screenplay zu suchen haben, wenn das Projekt doch eher ernst ausfallen sollte. Wie dem auch sei… dann gibt es noch einige wenige Szenen, in denen Nicolas Cage einfach dazu beiträgt, die Lachmuskeln zu reizen. Sei es durch seine Situationsinterpretation oder sein Schauspielern
Ich will einfach damit verbleiben, die nutzlose Aussage zu tätigen, dass der Film grottig ist, aber nicht schlecht. Zumindest nicht über alle Maße. Wenn Nicolas Cage nicht mitspielen würde, ließe sich da noch mal drüber reden, aber allein um sich ihn anzusehen (bei ihm die Schauspielerei, bei Eva Mendes… was anderes), kann man sich den Film antun. Eine 3/10 hat er meiner Meinung nach definitiv nicht verdient. So eine Punktezahl würde ich vergeben, wenn ich enttäuscht oder verärgert aus dem Kino gekommen wäre, aber ich war fast schon begeistert. Wie gesagt, man muss es schaffen, sich über den Film lustig zu machen, dann kann er ziemlich gut unterhalten. Ich bin zwischen zwei Punkten hin und her gerissen, werde mich aber wohl für die 6 entscheiden. Unbegründet, aber in vollster Überzeugung!
Na gut, doch 5.
Nein, 6! So, Schluss jetzt. Heia bubu machen.
Bewertung:
Darsteller: 7/10
Plot: 2/10
Effekte: 6/10
Anspruch: 2/10
Gesamteindruck: 6/10